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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufgeglitten war. »Der Pförtner hat gesagt, im sechsundzwanzigsten Stock ist Polizei! Ist welche da?«
    Jetzt ertastete er sich seinen Weg den Flur entlang, der weiße Stock schwang von einer Seite zur anderen, schlug wock! an die Wand links von ihm, fuhr swisch! zurück, schlug wock! an die Wand rechts von ihm, und wenn da noch nicht jedermann in dem ganzen Stockwerk aufgewacht war, würde es bald der Fall sein.
    Extrem und Vorsichtig bewegten sich vorwärts, ohne auch nur einen Blick zu wechseln.
    »Polizei! Pol...«
    »Sir!« rief Extrem. »Passen Sie auf, sonst fallen...«
    Der Blinde drehte ruckartig den Kopf in Extrems Richtung, hielt aber nicht inne. Er tappte weiter voran, schwenkte die leere Hand und den weißen Stock und hatte dabei eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Leonard Bernstein, der versucht, im Drogenrausch die New Yorker Philharmoniker zu dirigieren. »Polizei! Sie haben meinen Hund totgeschlagen! Sie haben Daisy totgeschlagen! POLIZEI!«
    »Sir...«
    Vorsichtig streckte dem taumelnden Blinden die Hand entgegen. Der taumelnde Blinde steckte die linke Hand in die Tasche seines Sportjacketts und zog nicht etwa zwei Eintrittskarten für den Blindenball heraus, sondern einen.45er Revolver. Er richtete ihn auf Vorsichtig und drückte zweimal auf den Abzug. Auf dem engen Flur war das Knallen ohrenbetäubend. Blauer Rauch breitete sich aus. Vorsichtig empfing die Kugeln aus allernächster Nähe. Als er fiel, war seine Brust wie eine flache Schüssel eingeschlagen. Seine Uniformjacke war versengt und schwelte.

    Extrem starrte den Blinden an, als dieser den.45er auf ihn richtete.
    »Bitte, nicht«, sagte Extrem. Es hörte sich an, als bekäme er keine Luft mehr, und der Blinde gab zwei weitere Schüsse ab. Noch mehr blauer Rauch breitete sich aus. Für einen Blinden schoß er hervorragend. Extrem flog rückwärts, prallte mit den Schulterblättern auf den Flurteppich, zuckte noch einmal krampfhaft zusammen und lag dann still.
    In Ludlow, fünfhundert Meilen entfernt, drehte sich Thad Beaumont rastlos von einer Seite auf die andere. »Blauer Rauch«, murmelte er. »Blauer Rauch.«
    Draußen, vor dem Schlafzimmerfenster, saßen neun Sperlinge auf einer Telefonleitung. Ein halbes Dutzend weitere kamen dazu. Die Vögel saßen, lautlos und ungesehen, über den Männern, die neben dem Streifenwagen der Staatspolizei Wache hielten.
    »Die brauche ich nicht mehr«, murmelte Thad im Schlaf. Mit einer Hand machte er eine unbeholfen tappende Geste in Richtung seines Gesichts, mit der anderen eine wegwerfende.
    »Thad?« fragte Liz und setzte sich im Bett auf. »Thad, fehlt dir etwas?«
    Thad gab eine unverständliche Antwort.
    Liz warf einen Blick auf ihre Arme. Sie hatte eine Gänsehaut.
    »Thad? Sind es wieder die Vögel? Hörst du die Vögel?«
    Thad gab keine Antwort. Draußen vor dem Fenster breiteten die Vögel die Flügel aus und schwangen sich in die Dunkelheit, obwohl es nicht die Zeit war, zu der sie gewöhnlich flogen.
    Weder Liz noch die beiden Polizisten bemerkten es.

4
    Stark warf die dunkle Brille und den Stock beiseite; er brauchte sie nicht mehr. Der Flur war von blauem, beißendem Korditrauch erfüllt. Er hatte vier Colt-Hi-Point-Patronen
abgefeuert, von deren Geschossen er die Spitzen abgefeilt hatte. Zwei von ihnen waren durch die Cops hindurchgegangen und hatten tellergroße Löcher in die Wand geschlagen. Er ging hinüber zu Phyllis Myers’ Tür. Er war bereit, sie zum Herauskommen zu bewegen, wenn es sein mußte, aber sie war schon da und sparte ihm die Mühe.
    »Was ist los?« kreischte sie. »Was ist passiert?«
    »Wir haben ihn, Mrs. Myers«, sagte er fröhlich. »Wenn Sie eine Aufnahme machen wollen, dann beeilen Sie sich. Aber denken Sie daran - von mir haben Sie die Erlaubnis nicht bekommen.«
    Sie ließ die Kette vorgelegt, als sie die Tür öffnete, aber das machte nichts. Als sie mit einem weit geöffneten braunen Auge durch den Spalt herauslugte, feuerte er einen Schuß hinein.
    Da er keine Möglichkeit hatte, ihr die Augen zu schließen - beziehungsweise das eine, das sie noch hatte -, machte er kehrt und ging auf die Fahrstühle zu, nicht langsam, aber auch nicht gerade rennend. Eine Wohnungstür wurde geöffnet - heute nacht schienen alle Leute ihre Türen zu öffnen -, und Stark richtete die Waffe auf das großäugige Kaninchengesicht, das herausschaute. Die Tür wurde sofort zugeschlagen.
    Er drückte auf den Fahrstuhlknopf. Die Tür der Kabine, mit der er heraufgekommen

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