Stark (Dark Half)
denen ich mit meiner eigenen Stimme antworten konnte, und zwar vor Zeugen.
Natürlich mußte ich dazu eine Vorrichtung kaufen, mit der ich einen Kassettenrecorder mit einem Münztelefon verbinden konnte. Aber so etwas gibt es, nicht wahr, Alan?«
»Ja. Erhältlich in guten Elektronikfachgeschäften, oder wählen Sie Tafel 800 an Ihrem Fernsehgerät, dort erhalten Sie nähere Auskünfte.« »Richtig. Das einzige, was ich sonst noch brauche, ist ein Komplize - jemand, dem ich vertraue, der zur Penn Station geht, den Kassettenrecorder an den Münzfernsprecher anschließt, an dem am wenigsten los zu sein scheint, und zur richtigen Zeit meine Nummer wählt. Dann...« Er brach ab.
»Wie wurde das Gespräch bezahlt? Daran habe ich nicht gedacht. Es war kein R-Gespräch.«
»Die Nummer Ihrer Telefon-Kreditkarte wurde benutzt«, sagte Alan. »Offenbar haben Sie sie Ihrem Komplizen gegeben.«
»Ja, offenbar. Sobald ich dieses hübsche Spielchen in die Wege geleitet hatte, brauchte ich nur zweierlei zu tun. Einmal mußte ich zusehen/! daß ich das Gespräch selbst entgegennahm. Und zum anderen mußte! ich meinen Text im Kopf haben und ihn an den richtigen Stellen einfügen. Das habe ich doch recht gut gemacht, finden Sie nicht, Alan?«
»Ja. Phantastisch.«
»Mein Komplize legt den Hörer auf, sobald der Text es von ihm verlangt. Er hakt den Kassettenrecorder vom Telefon ab, klemmt ihn unter den Arm...«
»Nein, er steckt ihn in die Tasche«, sagte Alan. »Das Zeug, das es heute in dieser Richtung gibt, ist so klein und handlich, daß sogar die CIA es über den Tresen kauft.«
»Also gut, er steckt ihn in die Tasche und macht sich davon. Das Ergebnis ist ein Gespräch, bei dem man mich sowohl sieht als auch hört, mit einem Mann, der fünfhundert Meilen weit weg ist, einem Mann, der sich zwar anders anhört, dessen Stimmanalyse aber mit meiner übereinstimmt. Wir haben wieder genau dasselbe Phänomen wie bei den Fingerabdrücken, nur noch besser.« Er sah Alan nach Bestätigung heischend an.
»Wenn ich es mir recht überlege«, sagte Alan, »haben Sie sogar eine Reise nach Portsmouth mit beachtlichem Taschengeld gewonnen.«
»Danke.«
»Nichts zu danken.«
»Das ist nicht nur verrückt«, sagte Liz, »das ist einfach unglaublich. Ich finde, diese Leute sollten ihren Verstand...«
Während ihre Aufmerksamkeit abgelenkt war, schafften die Zwillinge es schließlich doch, mit den Köpfen zusammenzustoßen. Sie begannen lautstark zu weinen. Liz nahm William auf den Arm, Thad nahm Wendy.
Als die Krise vorüber war, sagte Alan: »Es ist wirklich unglaublich. Sie wissen es, ich weiß es, und meine Kollegen wissen es auch. Aber Conan Doyle hat Sherlock Holmes zumindest eines sagen lassen, das noch heute bei der Aufklärung von Verbrechen Gültigkeit hat: wenn man alle wahrscheinlichen Erklärungen eliminiert, dann ist das, was übrigbleibt, die Antwort auf die Frage - so unglaublich es auch scheinen mag.«
»Ich glaube, im Original klingt es ein bißchen eleganter«, sagte Thad.
Alan grinste. »Angeber.«
»Euch beiden kommt das vielleicht lustig vor, aber mir nicht«, sagte Liz. »Thad hätte doch verrückt sein müssen, so etwas zu versuchen. Aber natürlich hält uns die Polizei ohnehin für verrückt.«
»Die Leute halten niemanden von Ihnen für verrückt«, erwiderte Alan ernst. »Zumindest bisher nicht, und sie werden es nicht tun, solange Sie die absurderen Teile Ihrer Geschichte für sich behalten.«
»Und wie steht es mit Ihnen, Alan?« fragte Thad. »Ihnen haben wir die absurderen Teile der Geschichte erzählt - was denken Sie?«
»Nicht, daß Sie verrückt sind. All das wäre wesentlich einfacher, wenn ich Ihnen glauben könnte. Ich weiß einfach nicht, was vorgeht.«
»Was haben Sie von Dr. Hume erfahren?« wollte Liz wissen.
»Den Namen des Arztes, der Thad als Kind operiert hat«, sagte Alan. »Er heißt Hugh Pritchard - sagt Ihnen der Name etwas, Thad?«
Thad runzelte die Stirn und dachte nach. Schließlich sagte er: »Ich glaube ja - aber es kann sein, daß ich mir das nur einbilde. Schließlich ist es schon sehr lange her.«
Liz beugte sich interessiert vor; William, sicher auf dem Schoß seiner Mutter sitzend, beäugte Alan. »Was hat Pritchard Ihnen gesagt?« fragte sie.
»Nichts. Ich geriet an seinen Anrufbeantworter — woraus zu schließen ist, daß der Mann noch lebt. Ich habe eine Nachricht hinterlassen.«
Liz lehnte sich wieder zurück, offensichtlich enttäuscht.
»Und was ist mit
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