Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
lästigen Gast abschießen sollte, genau wie Tante Martha die Ratten auf der Müllkippe abgeschossen hatte. Jetzt, da er darüber nachdachte, glaubte Thad sich zu erinnern, daß Liz diese Redewendung auch während der Vorarbeiten für den People-Artikel gebraucht hatte. Hatte sie sich nicht zu ihm umgedreht und geflüstert: »Ob diese Myers sich wohl an Tante Martha erinnert?«
    Dann hatte sie die Hand vor den Mund gehalten und gekichert.
    Mächtig komisch.
    Aber jetzt war es kein Scherz.
    Und jetzt ging es auch nicht um das Abschießen von Ratten auf der Mül kippe.
    Wenn er sie nicht mißverstanden hatte, dann hatte Liz ihm sagen wollen, er sollte ihnen nachkommen und George Stark töten. Und wenn sie wol te, daß er das tat - Liz, die schon weinte, wenn sie hörte, daß im Tierschutzheim von Derry heimatlose Tiere eingeschläfert worden waren -, dann mußte sie überzeugt sein, daß es nur zwei Möglichkeiten gab: entweder starb Stark - oder sie und die Kinder.
    Harrison und Manchester musterten ihn befremdet, und Thad begriff, daß er, in seine Gedanken versunken, fast eine volle Minute mit laufendem Motor am Steuer gesessen hatte. Er hob die Hand, deutete einen Gruß an, setzte zurück und bog in die Maine Avenue ein, die aus dem Campus herausführte. Er versuchte, sich auf das Problem zu konzentrieren, wie er den beiden entkommen konnte, bevor sie über ihre Funksprechgeräte erfuhren, daß ihre Kollegen tot waren. Er versuchte nachzudenken, aber er hörte immer wieder nur Starks Stimme, die ihm erklärte, wenn er Mist baute, würde er bei seiner Ankunft im Sommerhaus in Castle Rock nur ihre Leichen vorfinden und ein Tonband, auf dem Liz ihn verflucht hatte, bevor sie gestorben war.
    Und er sah immer noch Martha Tel ford am Lauf ihrer Winchester entlangvisieren, einer erheblich größeren Waffe als der .22er, die im verschlossenen Schuppen des Sommerhauses lag, und auf die fetten Ratten zielen, die zwischen den Abfallhaufen und den orangerot glimmenden Mül bränden herumhuschten. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß ihn danach verlangte, Stark zu erschießen, aber nicht mit einer .22er.
    Der gerissene George hatte etwas Größeres verdient.
    Eine Haubitze mochte ungefähr das richtige Kaliber haben.
    Die Ratten, die vor dem glitzernden Chaos aus zerbrochenen Flaschen und zerbeulten Blechdosen hochsprangen, und ihre Körper, die sich zuerst krümmten und dann, Fell und Eingeweide verspritzend, zerbarsten.
    Ja, zu sehen, wie so etwas mit George Stark passierte - das wäre herrlich.
    Er umklammerte das Lenkrad so heftig, daß seine linke Hand in ihren Knochen und Gelenken regelrecht aufzustöhnen schien.
    Er entspannte sich - versuchte es zumindest -, tastete in seiner Brusttasche nach dem Percodan, das er eingesteckt hatte, fand es und schluckte die Tablette hinunter.
    Und begann, über die Kreuzung in der Schulzone von Veazie nachzudenken. Die mit den Stopzeichen an allen vier Fahrspuren.
    Und außerdem begann er über das nachzudenken, was Rawlie De-Lesseps gesagt hatte. Psychopompen hatte Rawlie sie genannt.
    Die Vorboten der Untoten.

Einundzwanzigstes Kapitel
    Stark wird aktiv

    Stark hatte keinerlei Mühe, zu planen, was er vorhatte und wie er es bewerkstelligen würde, obwohl er noch nie in Ludlow gewesen war.
    In seinen Träumen war er oft genug dort gewesen. Ungefähr anderthalb Meilen vom Haus der Beaumonts entfernt fuhr |;«r den gestohlenen Honda Civic auf einen Rastplatz am Straßenrand, war zur Universität gefahren, und das war gut. Es kam vor, daß er nicht wußte, was Thad tat oder dachte, aber seine Stimmungen konnte er fast immer einfangen, wenn er sich darum bemühte.
    Wenn es ihm sehr schwer fiel, mit Thad Kontakt aufzunehmen, dann nahm er einen der Berol Black Beauty-Bleistifte in die Hand, die er in dem Schreibwarenladen in der Houston Street gekauft hatte.
    Das half.
    Heute würde es ganz leicht sein, denn Thad war, was immer er seinen Wachhunden erzählt haben mochte, nur aus einem einzigen Grund zur Universität gefahren: weil die Frist abgelaufen war und weil er glaubte, daß Stark versuchen würde, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Genau das hatte Stark vor.
    Aber auf eine Art, mit der Thad nicht rechnete.
    Und von einem Ort aus, mit dem Thad ganz bestimmt nicht rechnete.
    Es war später Vormittag. Ein paar Leute hielten sich auf dem Rastplatz auf, aber sie saßen an den Tischen auf dem Rasen oder hatten sich um die kleinen steinernen Grills unten am Fluß geschart. Niemand beobachtete

Weitere Kostenlose Bücher