Stark gegen Stress

Probleme. Man unterstützt nur halbherzig und uninspiriert.
    Die schwierigen Seiten des Partners
    Stress macht aber noch mehr: Er legt die problematischen Persönlichkeitszüge des geliebten Partners frei – und das kann eine Enttäuschung und eine Belastung für die Beziehung sein. Möglich, dass Sie insgeheim immer schon geahnt haben, dass Ihr Partner, Ihre Partnerin einen gewissen unflexiblen, ängstlichen, dominanten, intoleranten oder knausrigen Zug hat. Doch der ist bisher gar nicht zum Tragen gekommen. Irgendwie hat es in den guten Zeiten einfach zu vieles gegeben, das rund gelaufen ist, um sich davon aus dem Konzept bringen zu lassen oder sich dieser Seiten des Partners auch nur bewusst zu werden. Oder der Partner hatte genügend Ressourcen, um seine problematischen Persönlichkeitszüge immer wieder kontrollieren und kaschieren zu können.
    Nun ist Ihr Partner, Ihre Partnerin in einer Phase chronischen Stresses, und die schwierigen Eigenschaften werden sichtbar, nehmen überhand. Vorschläge oder Anregungen, die Sie früher noch offen diskutieren konnten, werden auf einmal schroff abgelehnt. Weil er, weil sie einfach nicht will, zu keinen Kompromissen bereit ist oder fadenscheinige Gründe dagegen vorbringt. Weil Ihre Ideen grad nicht ins Konzept passen. Weil sie zu riskant sind. Oder weil sie angeblich zu viel kosten und die Freude, die sie machen würden, im Moment nicht zählt.
    Ein anderes Szenario: Ihr Partner wird zum General, spricht nur noch im Kommandoton, wird laut und ungeduldig, wenn nicht gleich alles so läuft wie geplant. Er setzt seinen Kopf durch und massregelt Sie. Eins ist klar: So haben Sie sich das nicht vorgestellt.
    Dieser Prozess zeigt, wie Stress, der ursprünglich von aussen kommt, auch innerhalb der Paarbeziehung seine destruktive Wirkung entfaltet.Wie er Ihre Beziehung infiltriert, sich dort ausbreitet und beginnt, Ihre Partnerschaft von innen heraus zu unterhöhlen, sie langsam und unmerklich, aber stetig zu zersetzen.
    INFO Wenn schwierige Persönlichkeitszüge zutage treten und man sich fragt, wo der Mensch, den man liebt, eigentlich geblieben ist, ist das ein Alarmzeichen. Die Faszination weicht der Ernüchterung, die Zuneigung der Frustration und die Liebe der Entfremdung. Wenn die Ursachen nicht angegangen werden, führen sie langfristig in aller Regel zu einer nagenden Unzufriedenheit, häufig auch zu einer Offenheit für Aussenbeziehungen und so zu Trennung und Scheidung.
    TANJA UND THOMAS N. leben in einer glücklichen Beziehung. Während sie früher häufig gemeinsam etwas unternahmen und viel Zeit füreinander fanden, hat sich dies in den letzten Monaten verändert. Seit Tanja in eine Kaderposition befördert wurde und Thomas eine Weiterbildung in Angriff genommen hat, sehen die beiden sich nur noch kurz beim Abendessen, danach ziehen sie sich in ihre Zimmer zurück und arbeiten bis spät in die Nacht hinein. Thomas fällt auf, dass sie viel weniger Sex haben miteinander; Tanja fühlt sich von Thomas oft nicht verstanden, sein mangelndes Interesse an ihrem Leben frustriert sie, und sie wünscht sich die früheren Zeiten zurück. Beide merken: Ihre Beziehung verändert sich, und das möchten sie nicht. Jetzt gilt es, innezuhalten und ein paar Fragen zu beantworten: Was ist geschehen? Warum ist auf einmal alles andere wichtiger als die Partnerschaft? Wie können wir eine Veränderung bewirken und dafür sorgen, dass die Beziehung wieder in Fahrt kommt und wir beide zufrieden sind?
    Und die Kinder?
    Stress wirkt sich nicht nur auf den Partner, die Partnerin aus, sondern auch auf die Kinder, denn gestresste Eltern prägen das Familienklima. Wenn schon Erwachsene Mühe haben, mit einem gestressten Gegenüber klarzukommen, gilt das erst recht für Kinder. Sie haben nicht die gleichen Ressourcen wie Erwachsene, um mit angespannten Familiensituationen zurechtzukommen, und sind dem Geschehen viel stärker ausgeliefert. Das macht sie verwundbar.
    SELBSTTEST: LEIDET UNSERE PARTNERSCHAFT UNTER MEINEM STRESS?
    Bewerten Sie in der Tabelle unten die Aussagen. Lassen Sie auch Ihre Partnerin, Ihren Partner die Kreuze setzen. Zählen Sie dann je die Punkte zusammen.
 
1
Trifft gar nicht zu
2
Trifft nicht zu
3
Trifft eher nicht zu
4
Trifft eher zu
5
Trifft zu
6
Trifft voll und ganz zu
Auch wenn wir beide noch so sehr unter Druck sind, wir nehmen uns regelmässig Zeit füreinander.
Wir unterstützen einander, besonders in stressigen Situationen.
Wir pflegen einen intensiven