Stark gegen Stress
Problem löste sich, ob nun zum Vorteil des Jägers oder zu jenem des Tieres (was dem Stress dann auch ein Ende machte). In der heutigen Zeit halten Stresssituationen typischerweise länger an – mit dem Kollegen, der sich auf Facebook vergnügt, während Sie Sonderschichten schieben, müssen Sie auch morgen noch zusammenarbeiten. Die gefürchteten täglichen Widrigkeiten wiederum treten in hoher Kadenz auf und machen uns das Leben schwer. Das führt dazu, dass sich der Organismus zwischendurch nicht mehr regelmässig auf sein Normalniveau herunterregulieren kann und dass irgendwann die Fähigkeit zur Selbstregulation ganz auf der Strecke bleibt. Stellen Sie sich diesen Vorgang vor wie ein Gummiband, das chronisch überdehnt wird und das sich schliesslich auch durch Waschen nicht mehr auf seine ursprüngliche Grösse redimensionieren lässt. Es ist überspannt und erschlafft – definitiv und unwiederbringlich.
TIPP Ein überdehntes Gummiband lässt sich ersetzen, Ihr Körper nicht. Sorgen Sie deshalb dafür, dass Ihr stressbedingter Aktivierungszustand nicht chronisch wird und dass Ihr Organismus immer mal wieder auf seine Normalwerte herunterfahren kann. Unentbehrlich hierfür sind Inseln der Entspannung, der Erholung und des Genusses, die regelmässig in den Alltag eingebaut sind (mehr dazu ab Seite 158). Dazu ein Repertoire an Stressbewältigungskompetenzen, die Ihnen in akuten Situationen helfen (mehr dazu ab Seite 161).
Immunabwehr stärken
Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt, warum Sie hartnäckig gesund bleiben, wenn Sie im Stress sind, und ausgerechnet dann krank werden, wenn die Hektik nachlässt und Sie ein wohlverdientes Wochenende oder gar Ferien geniessen möchten. Des Rätsels Lösung: Akuter Stress bringt das Immunsystem auf Vordermann; lässt die Wirkung nach, haben Infektionen leichteres Spiel. Auch chronischer Stress mit anhaltend hohem Kortisolspiegel schwächt die Abwehr.
GUT ZU WISSEN
Gesunde Ernährung und viel Bewegung stärken eine gute Immunabwehr (mehr dazu ab Seite 150). Das gilt besonders auch für ausreichenden Schlaf, denn das Immunsystem verrichtet einen Grossteil seiner Arbeit, während wir im Reich der Träume sind.
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Genussmittelkonsum im Griff
Die Mahlzeiten hinunterschlingen oder gleich ganz auslassen, rasch eins rauchen, ein Glas Wein oder Whiskey zur Entspannung – all das darf hin und wieder sein, als langfristige Bewältigungsstrategie bei Stress ist solches Verhalten aber ungeeignet und schädlich. Es ist nicht nur per se ungesund, sondern verringert in Zeiten erhöhter Belastung die Widerstandskraft und führt so zu einer Schwächung des Organismus – was ihn wiederum anfälliger werden lässt für Belastungen.
Auswirkungen auf Körper, Psyche, Verhalten
Wie oben beschrieben, setzen Stresssituationen im menschlichen Organismus komplexe Abläufe in Gang. Das hat konkrete, spürbare Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen: auf der körperlichen, der psychischen und auf der Verhaltensebene. Zu unterscheiden sind kurzfristige und langfristige Folgen.
Physiologische Ebene (Körper): Typisch für Stress sind Verspannungen der Muskulatur (steifes Kreuz, steifer Hals, hochgezogene Schultern, angespannte Bauchdecke, zusammengepresster Kiefer, zusammengekniffene Lippen), akuter Spannungskopfschmerz, Übersäuerung des Magens, Verdauungsbeschwerden.
Längerfristig können die muskulären Verspannungen zu Krämpfen, Rückenschmerzen, Muskelzittern, Haltungsschäden, zu allgemeiner Mattheit und körperlicher Erschöpfung führen. Verdauungsbeschwerden,Schlafstörungen, Herzklopfen und andere Symptome erhöhen, wenn sie sich chronifizieren, das Risiko für Magengeschwüre, Migräne und Kurzatmigkeit. Auch Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Störungen (Arteriosklerose, Angina pectoris), Diabetes und Herzinfarkt werden begünstigt.
Psychische Ebene: Hier äussert sich Stress in einer Abnahme der Konzentrationsfähigkeit, einer geringeren Lern- und Erinnerungsfähigkeit (bis hin zum Black-out), aber auch in einem allgemeinen Energie- und Interessenverlust, in emotionaler Überempfindlichkeit, Anspannung, Gereiztheit und Nervosität. Stress bewirkt oft auch eine gewisse Launenhaftigkeit, starke Gefühlsschwankungen, Unsicherheit und ein Gefühl der Überforderung.
Langfristig kann dies zu Leistungseinbrüchen, beruflichem Versagen und in schweren Fällen zu Angstzuständen, Depressionen und psychosomatischen Störungen führen. Auch die Libido, die sexuelle Lust, ist
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