Stark gegen Stress
möchte, oder der Säugling, der erlebt, dass die Mutter nicht zuverlässig kommt, wenn er schreit (siehe 93).
Ist die Kontrollüberzeugung external-passiv oder fatalistisch , so denkt man, dass alles vom Schicksal, vom Glück und Zufall abhängt. Auch diese Einstellung verhindert die konstruktive Bewältigung von Problemen und ein aktives Bemühen um Verbesserung einer Situation, da man fatalistisch an die Macht des Schicksals glaubt. Wenn dieses es gut mit einem meint, hat man Erfolg; sonst eben nicht. Man hängt auch hier von äusseren Einflüssen ab und nicht vom eigenen Handlungspotenzial. Entsprechend gering sind der Selbstwert und die Stressresistenz.
DANI L. ist Leiter Marketing in einem grösseren Dienstleistungsunternehmen. Einer seiner wichtigsten Ansprechpartner, der Leiter Kommunikation, verlässt die Firma; die Stelle muss neu besetzt werden. Die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Kommunikationschef war ausgezeichnet, und Dani L. sorgt sich, ob dies wohl auch mit dem neuen Stelleninhaber so sein wird – es wäre für seine Arbeit von grösster Wichtigkeit. Von der Personalabteilung ist kein Signal gekommen, dass er bei der Rekrutierung der neuen Kaderperson zu irgendeinem Zeitpunkt beigezogen wird. Dani L. fragt sich, ob seinen Vorgesetzten klar ist, wie wichtig eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Marketing und Kommunikation für die Firma ist. Der Gedanke, dass er beim Personalentscheid nicht einbezogen werden und später mit der neuen Person nicht auskommen könnte, stresst ihn zunehmend. Wie kann sich Dani L. in dieser Situation verhalten?
▪ Variante 1: Dani L. befürchtet, dass die Personalverantwortliche und seine Vorgesetzten es kaum schätzen werden, wenn er bei der Stellenbesetzung «dreinreden» will. Sie würden sowieso nicht auf ihn hören und den Job ganz nach ihrem Gutdünken vergeben. Er denkt, dass seine Arbeit in der Firma zu unwichtig sei, als dass er etwas zu sagen hätte. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass die Verantwortlichen eine gute Wahl treffen. Dani L. hat eine external-defensive Kontrollüberzeugung; in seiner Einschätzung hängt die Stellenbesetzung von anderen, wichtigeren Personen ab; er hat da keinen Einfluss. Somit kann er auch seinen Stress nicht reduzieren.
▪ Variante 2: Dani L. ist der Ansicht, dass praktisch alles im Leben vom Zufall abhängt. So auch die Besetzung der offenen Stelle und seine zukünftige Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen. Es kommt ja nur schon drauf an, wer sich überhaupt bewirbt. Dani L. sieht sich ausserstande, diese Lotterie in irgendeiner Weise zu beeinflussen, und hofft auf eine günstige Laune des Schicksals. Dani L. hat eine external-passive Kontrollüberzeugung. Auch diese Einschätzung der Situation wird seiner Stressregulation nicht förderlich sein.
▪ Variante 3: Dani L. ist sich bewusst, dass der Entscheid über die Einstellung des neuen Mitarbeiters letztlich von höherer Stelle getroffen wird. Dennoch findet er eine funktionierende Zusammenarbeit so wichtig, dass er wenigstens bei der Endauswahl seinen Eindruck kundtunmöchte. Dani L. bittet seinen Vorgesetzten um einen Termin und trägt ihm sein Anliegen vor. Dani L. hat eine internale Kontrollüberzeugung; er handelt, nimmt im Rahmen seiner Möglichkeiten Einfluss. So hat er die besten Chancen, seinen Stress reduzieren zu können.
SELBSTTEST: MEINE KONTROLLÜBERZEUGUNG
Kreuzen Sie bei den folgenden Aussagen das Zutreffende an.
1
Trifft gar nicht zu
2
Trifft nicht zu
3
Trifft eher nicht zu
4
Trifft eher zu
5
Trifft zu
6
Trifft voll und ganz zu
Andere Menschen entscheiden über die wichtigen Dinge in meinem Leben.
Mein Handlungsspielraum ist sehr klein, andere haben das Sagen.
Ich kann nicht viel ausrichten, alles ist schicksalsbestimmt.
Am Ende hängt doch immer alles vom Zufall, Glück oder Pech ab.
Ich habe Möglichkeiten, mein Schicksal zu beeinflussen.
Ich kann vieles bewirken in meinem Leben.
Auswertung
Wenn Sie bei den Fragen 1 und 2 einen Summenwert von 10 oder höher haben, denken Sie, dass vor allem andere Menschen über Ihr Leben entscheiden und Sie von anderen abhängig sind. Ihren eigenen Handlungsspielraum schätzen Sie im Vergleich zu dem anderer gering ein (external-defensive Kontrollüberzeugung).
Wenn Sie bei den Fragen 3 und 4 einen Summenwert von 10 oder höher haben, denken Sie fatalistisch. Sie nehmen an, dass Zufall, Glück oder Pech über Ihr Leben entscheiden – mehr als Sie selber
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