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Stark im Job

Stark im Job

Titel: Stark im Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katrin Matyssek
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gemacht hat. Und ich habe schließlich gekündigt. Aber es war ein weiter Weg bis es soweit gekommen ist, und ich bin heute noch stolz, dass ich nicht sofort die Flinte ins Korn geworfen habe. Und diesen Stolz wünsche ich Ihnen auch.
    Wenn es soweit ist, dass man die Kündigung einreicht, sollte man sich selbst sagen können: „Ich habe alles versucht.“ Glauben Sie mir, das ist deutlich besser für Ihr Selbstwertgefühl als eine sofortige Kündigung. Das gute Gefühl, das man empfindet, wenn man der Führungskraft „Ich kündige!“ entgegenschleudert, verfliegt rasch. Dieser Triumph ist kurzlebig.
    Wenn man sogar am Wochenende Wutgefühle in Bezug auf die Arbeit verspürt, sollte man sich fragen: „Geht es mir um Selbstfürsorge, um meine Gesundheit zu bewahren? Oder geht es mir um Rache an meinem Chef bzw. am Betrieb?“ Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ein persönlicher Rachefeldzug wird nicht zur Förderung der eigenen Gesundheit beitragen, im Gegenteil: Rache ist sauer. Man kann nicht gut die eigene Gesundheit schützen, indem man andere anprangert.
Keine Schuldigen suchen
    Wie das Kapitel über das Kamel zeigt, ist es nicht gut möglich, eine eindeutige Ursache für Überlastungen zu finden. Zum Beispiel kann der Wunsch, es allen recht zu machen, den Stress vergrößern. Wenn sich jemand stark nach Anerkennung durch seine Führungskraft sehnt, wird er mit mehr Perfektionismus an die Arbeit herangehen als jemand, der weniger anerkennungshungrig ist. Ist er also selber „schuld“ an seiner Überlastung? Oder doch eher der anerkennungsgeizige Chef?
    Der einzelne Beschäftigte sollte nicht versuchen, die Schuld für seine Überlastung allein bei der Führungskraft oder den Arbeitsbedingungen zu suchen. Er wird nur Trotz und Widerstand ernten, weil die andere Seite sich von ihm an den Pranger gestellt fühlt. Reflexartig wird die Führungskraft darauf reagieren, indem sie ihm signalisiert, dass er zu empfindlich ist, die Schuld also bei ihm liegt.
    Die Geschäftsleitung darf sich andererseits nicht einfach „freikaufen“, indem sie Seminare zur Stressbewältigung anbietet nach dem Motto: „Jetzt wisst ihr ja, wie man mit Stress umgehen sollte, damit man nicht krank wird“. Wenn sie gleichzeitig die Arbeitsbedingungen unverändert lässt, kommt das einer Schuldzuschreibung gleich: „Ihr Beschäftigten seid schuld.“ Die Suche nach Schuldigen führt also in keinem Fall weiter. Man kann es auf den Punkt bringen: Alle sind schuld, und alle können etwas ändern.
Lösungen finden
    Statt Vorwürfe zu machen oder jemanden an den Pranger zu stellen – den „zu schwachen“ Mitarbeiter oder die stressverstärkende Führungskraft –, ist es zielführender, alle ins Boot zu holen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um das Überlastungempfinden zu reduzieren. In einem ersten Schritt kann und sollte man auch sich selbst kritisch fragen, was man gegen die Überlastung tun kann.
    Sie finden in diesem Buch viele Lösungsvorschläge, von denen einige bestimmt auch für Sie und Ihre Situation geeignet sind. Statt also vorschnell die Flinte ins Korn zu werfen, sollten Sie zunächst schauen, welche Möglichkeiten zur Veränderung Sie ausprobieren könnten:
in Ihrem Verhalten (z. B. ein besseres Abschalt- und Erholungsverhalten)
in Ihren Einstellungen (z. B. weniger Perfektionismus)
an Ihrer Arbeitssituation (z. B. Einschränkung der ständigen Erreichbarkeit)
im Umgang mit den Kollegen (z. B. Erweiterung des sozialen Netzes)
im Umgang mit Ihren Vorgesetzten (z. B. Grenzen setzen)
    Viel Erfolg dabei!
    Das Fazit dieses Unterkapitels lautet:
    Es gibt nicht DIE Lösung, wenn sich jemand überfordert fühlt.
3.3 Mal anders betrachtet: Arbeit als Gesundheitsfaktor
    Arbeitende sind gesünder als Arbeitslose
    Im Durchschnitt betrachtet sind Menschen, die einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen (sei sie nun sozialversicherungspflichtig oder nicht), gesünder als Menschen, die dies nicht tun. Langzeitarbeitslose weisen in der Regel schlechtere Gesundheitswerte auf als Beschäftigte. Die angebliche „faule Haut“ scheint nur den wenigsten Menschen gut zu bekommen.
    Insbesondere psychosomatische Erkrankungen sind unter Arbeitslosen weit verbreitet. Der Ausdruck „psychosomatisch“ bedeutet nicht, dass die Betroffenen sich ihre Beschwerden einbilden würden. Sie leiden tatsächlich unter körperlichen Symptomen (zum Beispiel Schmerzen im Rücken, Kopf oder Magen, Hautprobleme, Schlafstörungen, Schwindel,

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