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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Bunny nur ausgiebig genug am Kleiderständer gesucht.
    »What!«, knurrt Lisa und nutzt die Pause, um ihre Hand ein bisschen zu massieren – Vorbereitung für die zweite Klopfrunde.
    »He‘s not there«, wiederholt der wandelnde Albtraum.
    »Ich bin nicht schwerhörig!«
    »Huh?« Mit diesem verständnislosen Blick ist das Klischee perfekt: Die saublöde, Sauerstoff-unterversorgte Blondine versteht mal wieder nur Bahnhof.
    Lisa will sich schon abwenden. Es gibt Dinge, mit denen sie sich wirklich nicht unbedingt beschäftigen muss, und diese wundersamen Auswüchse der Synthetik – mit Natur hat das ja nicht mehr viel zu tun – gehören dazu. Doch dann fällt ihr ein, dass dieses Playboybunny ein Pool an Informationen ist. Verdammt! Sie ist echt nicht auf der Höhe!
    Konzentration, Baby!
    Yeah …
    Nachdem sie tief Luft geholt hat, sieht sie der Wasserstoffblondine frontal in das grell geschminkte Gesicht. Was einigen Mut erfordert, schließlich ist so eine Sehstärke auch nicht endlos belastbar.
    Die Tussi hat sie nicht aus den Augen gelassen. »What do you want from him?«, verlangt sie barsch zu wissen.
    »Geht dich einen Scheißdreck an!« Das will Lisa sagen, tut es aber nicht, sondern bringt stattdessen sogar ein Lächeln zustande, obwohl sie davon überzeugt ist, dass dies recht gruselig anmutet. »Chris is a friend of mine ...« Richtig? Verständlich? Auch für amerikanische Analphabeten?
    Die geschminkte Stirn der Tussi legt sich in viele Falten. Aufmerksam beobachtet Lisa das Phänomen, ehrlich gespannt, ob da was blättert und wenn ja, wie lange es braucht, bis es der Tante auffällt und sie hysterisch wird. »Are you german?«
    »Nee, Sachse!« Auch das verschluckt Lisa – nicht nur aufgrund der langweiligen Wiederholung – und lächelt noch breiter.
    Das Stirnrunzeln vertieft sich – offenbar denkt es jetzt wirklich angestrengt – und Lisa wartet mit angehaltenem Atem darauf, dass endlich die olle Farbe blättert.
    »Guten … Tag.«
    Die verkappte Touristin ist baff. Kiek an! In ihrer maßlosen Verblüffung bekommt sie nur ein »Tach!« zustande, was gleich das nächste Make-up ruinierende Faltenziehen auf den Plan ruft. Doch bevor sich diese Spirale ewig so weiterdrehen kann, reißt Lisa sich mit allem, was ihr zur Verfügung steht, zusammen. Zu ausgelaugt und müde, auch zu verzweifelt, um sich auf Englisch verständlich zu machen, und dieses Subjekt scheint deutsch zu sprechen.
    Einmalige Chance!
    »Sprichst du deutsch?«
    Die prallen Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln. »Ein little, yeah.«
    Ha!
    »Kannst du mir sagen, wo Chris ist?«
    Es dauert alles eine Weile, doch dann reißt Blondie die Lider auf. »Yeah … I can try it.«
    Recht so … immer weiter, Bunny. Also ehrlich, wenn diese Bezeichnung jemals treffend war, dann in diesem Moment bei dieser Person. Fehlen echt nur noch der Stummelschwanz und die rosa Ohren.
    »He‘s …« Sie überlegt. »Working? Ahhh ... Aaaarbeiten?«
    Eifrig nickt Lisa. »Und weißt du auch, wo? Äh … where is this?«
    Und tatsächlich! Sie kann es kaum glauben, doch diese grellblauen Glupscher können sogar noch größer werden.
    »Of course! Follow me! Ähm, folge mir, bittä!«
    Und schon folgt Lisa dem Fleisch gewordenen Bunny-Klischee die Treppe hinauf.
    In dem weitläufigen Appartement empfängt sie zunächst wohltuende Kühle. Die Einrichtung ist hell und vom Wohnzimmer geht eine breite Terrasse ab.
    Die Blondine hockt sich vor eine Stereoanlage, die auf einer kleinen Anrichte, winkt ungeduldig, bis ihr Spontangast sich zu ihr gesellt, und als sie zielsicher den FM-Code einschaltet, ahnt Lisa, was passieren wird.
    Natürlich …
    Warum ist sie nicht selbst darauf gekommen? Irgendwann erwähnte er sogar mal den Namen des Senders, für den er hier tätig ist.
    State-o-dudeli oder so …
    »Are you going to pass out?«, erkundigt sich die Blondine kritisch.
    »Watt? … Nein, ich kipp nicht um!« Benommen schüttelt Lisa den Kopf und fügt etwas verhaltener ein »Noch nicht« hinzu.
    Dann ist der Titel zu Ende und ...
    … ein Werbetrailer wird eingespielt!
    FRAU!
    * * *
    Fünf Minuten später ruht Lisas Kinn gelangweilt in einer Hand und sie betrachtet die grelle, von Sonnenschein durchflutete Welt vor dem riesigen Fenster. In der Ferne macht sie Palmen aus, und wenn sie nicht alles täuscht, erstreckt sich direkt vor der Terrasse ein weites Areal, das zum Haus gehört.
    Mit Pool – allerdings ist das nur geraten. Um Klarheit zu erlangen,

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