Starke Frau, was nun?
Lebens noch nie betreten hat. Und genau deshalb ist sie entschlossen, aus der Niederlage einen Sieg zu machen. Das ist jedoch nur möglich, wenn sie endlich mal zum Angriff übergeht. Echt! Feigheit war wirklich noch nie ihre Baustelle – dafür sind andere zuständig. Machos zum Beispiel.
YEAH!
Und so rafft Lisa ihren Trolley, schleppt ihn drei Schritte, bevor ihr einfällt, dass dieses sperrige Teil Räder besitzt, und tappt behäbig zu jenem Haus mit den Balkonen und Sonnenschirmen …
Lange suchen muss sie nicht. Erstaunlich kurze Zeit später steht sie tatsächlich vor einer hellen Wohnungstür, auf deren Schild C. Scout vermerkt ist.
NUR ›C‹ – es entgeht ihr keineswegs. Aber na ja, er ist ein idiotischer, diktatorischer Macho, vielleicht hat er seinem Hausweibchen ja verboten, ihre Initialen hinzuzuschreiben ...
Zuzutrauen wär´s ihm, doch im Grunde glaubt Lisa nicht daran.
Bevor sie es sich anders überlegen kann und vielleicht doch noch kneift, hebt sie die Faust (eine Klingel ist nicht zu finden) und klopft laut und garantiert vernehmlich …
* * *
24. Die Formel des Vergessens
Was für eine hübsche Tür ...
Lisas erster Eindruck war etwas fehlerhaft: Wenn auch ein Mietshaus, so handelt es sich hier bestimmt um ein gehobenes …
Auch die Stufen sind aus Granit, und so gar nicht vergleichbar mit den widerlich abgetretenen Exemplaren im alten Berlin …
Auf den jeweiligen Zwischenabsätzen stehen große Blumenkübel mit ausladenden Palmen. Soweit sie weiß, sind die Dinger verdammt giftig. Wohl Ungebetene-Gäste-Abwehrfallen oder so …
Na ja, kein Wunder, könnte ja immer ein Bettler reinkommen, und wie man mit denen im Sonnenstaate umgeht, hat sie ja bereits am Airport live und in Farbe erlebt.
Hmmm, wirklich schöne Tür, nur leider geschieht nichts, und Lisa, die nun wirklich mit allem gerechnet hat, nur damit nicht, ist für einen langen, sehr peinlichen Moment tatsächlich handlungsunfähig.
Erst gefühlte Stunden später kommt sie endlich zu sich; ihr Gesicht verzieht sich zu jener entschlossenen Maske, die eingefleischte Lisafans kennen – und fürchten. Behutsam stellt sie den Trolley beiseite, fixiert noch einmal ihren massiven Gegner, wünscht ihm mit allem Sportsgeist, dessen sie in dieser Situation fähig ist, viel Glück und beginnt, wüst auf das formschöne Exemplar einzuhämmern.
Frechheit!
Je mehr sie sich ärgert, desto lauter wird ihr Hämmern.
Tausende und Abertausende Kilometer – Meilen ! – ist sie gereist – durch eisige Wüsten und sengende Steppen –, um in dieser Einöde zu landen, in der sich vollbusige Blondinen ohne den Schiss von Ehre auf ihren Inline-Skates die Straßen entlangkämpfen. Selbstverständlich immer in der Hoffnung, irgendeinem Billiardär und Obermacho in die einladend ausgebreiteten, stinkreichen Arme zu fahren … um dann dessen Bunny für alle Gelegenheiten zu werden, logisch!
Und nun ist er nicht da! Einfach so!
In dem tollen Steinhausflur mit den giftigen Palmen hallt ihr pausenloses Gehämmer echt laut – selbst wenn er im Koma läge, müsste er davon wach werden. So viel steht mal fest. Und so klopft Lisa, als hinge ihr Leben davon ab, würgt damit die wachsende Verzweiflung zurück und auch das Wissen, dass er schon tot sein müsste, um das nicht zu hören …
* * *
Nun ja, Chris erwacht nicht aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit, faktisch kommt von dieser Seite überhaupt keine Reaktion. Stattdessen wird eine Tür über der Etage aufgerissen, in der sich Lisa gerade um ihren Verstand hämmert.
»SHUT UP!«
Das hallt auch so ziemlich, doch die taffe Berlinerin ignoriert die keifende Frauenstimme. Fast, denn sie brummelt ein »Selber!« in ihren garantiert nicht vorhandenen Bart, was man wegen ihres unermüdlichen Gehämmers ohnehin nicht hören kann. Eine Pause gönnt sie weder der Tür noch sich selbst, obwohl die Knöchel ihrer rechten Hand aufgrund der gemeinen Misshandlung schmerzen und ihre Knie mittlerweile ernsthaft zittern. Mit jedem Schlag wird es schlimmer; da kann sie nicht auch noch auf derartige Nebenschauplätze Rücksicht nehmen!
Als die Stimme abermals ertönt, befindet sie sich nicht mehr ein Stockwerk höher, sondern genau hinter Lisa. »He‘s not there!«
Stöhnend fährt Lisa herum und schiebt gleich noch ein Stöhnen nach. Natürlich!
Blond, Oberweite mindestens Doppel-D, grellroter Lippenstift, knallenge Shorts und ein Oberteil, das es bestimmt auch in der passenden Größe gab, hätte das
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