Starke Frau, was nun?
senken, und dann beginnt er in einem verteufelt schnellen Amerikanisch zu sprechen, bei dem zu allem Überfluss der Südstaatenakzent unverkennbar ist.
Mist!
Wenn er auch nur annähernd der Mann ist, den sie in Berlin kennengelernt hat, wird er sie in das Gespräch hineinziehen und das wird definitiv peinlich werden.
Oh ja ...
Und nicht nur für sie, nebenbei bemerkt, schließlich kennt Lisa hier niemanden, und nach allem, was sie bisher zu Gesicht bekommen hat, laufen die Frauen hier intellektuell gesehen reihenweise nicht ganz rund. Eine mehr oder weniger fällt überhaupt nicht ins Gewicht.
Arsch! Typisch für ihn, sich auf ihre Kosten lustig zu machen!
Und so lamentiert Lisa weiter, ohne wirklich davon zu wissen; ihre Panik ist übermächtig, hinzu gesellt sich noch das Andere, auch nicht Unerhebliche, denn sie kann den Blick nicht von ihm nehmen, fühlt sich FAST zufrieden und beinahe ruhig.
Denn sie ist endlich hier - bei ihm ...
Nach kurzer Zeit kommt dieser Stan herein – der Typ ist alt und fett, aber dafür verantwortlich, dass sie es überhaupt bis hierher geschafft hat. Die anderen Kanaillen wollten sie nicht zum edlen Chris vorlassen. Lisa verstand ja nicht wirklich, was sie sagten, aber irgendwie hatte sie den Eindruck, die hielten sie für eine akut Durchgedrehte, die einen Anschlag plant.
Ha!
Die nehmen hier alle Drogen; davon ist Lisa mittlerweile überzeugt.
Stan bringt Chris einen Kaffee und ihr eine ... COLA! Ehrlich, sie versteht das nicht; wirkt sie echt wie jemand, der sich von diesem flüssigen Zucker ernährt? Doch bevor sie dem alternden übergewichtigen Kerl diese äußerst gewichtige Frage stellen kann, ist der wieder verschwunden. Und erst jetzt fällt ihr auf, dass Chris sie permanent anstarrt.
Mist!
Eilig nimmt sie doch einen Schluck von dem Karies verursachenden Chemiegesöff …
… dann noch einen, um die Spannung ein bisschen zu steigern. Ihr Schlucken macht sich sehr laut aus, doch das ist ihr egal. Als sie endlich tief Luft holt und anhebt, um etwas zu sagen, von dem sie nicht weiß, was das sein soll, lehnt er sich plötzlich vor und quatscht wieder in sein Mikro, wobei er sie lauernd fixiert.
So langsam verschwindet Lisas Verwirrung; auch diese bodenlose Freude darüber, ihn endlich aufgegabelt zu haben und gegenüberzusitzen, ist Geschichte. Ihr Verstand, einschließlich Stolz und Selbstbewusstsein, kehrt zurück, und sie sieht dieses symptomatische Glitzern in seinen Augen, das immer dann auftaucht, wenn er etwas wirklich Mieses plant. Rache?
HA!
HAHA!
Wenn die einem zusteht, dann ihr, verdammt noch mal!
Als ihr Name fällt, fährt sie zusammen und mustert ihn entsetzt.
Der macht das wirklich!
Zum Glitzern hat sich inzwischen dieses spöttische Lächeln gesellt, und er betrachtet sie auffordernd.
Als sie so gar nichts sagt – schwerlich möglich, ihre Kehle ist gerade ein bisschen zugeschnürt –, lehnt er sich über das Mikro und haucht. »Come on, Lisa, let‘s talk about our recent joint work in good old germany.«
»NO!«, erwidert sie in Anlehnung an seine letzte Botschaft in good old germany.
Er neigt den Kopf zur Seite und die Gucker glitzern noch etwas greller. »Why not? Are you shy? That doesnt work on the radio, Baby ...«
Der miese Ami!
Wegen dieses Idioten hat sie die Erde endgültig zum Sterben verurteilt. Also auch das ist sinnbildlich zu nehmen, aber immerhin! Und diese Lusche hat nichts Besseres zu tun, als sie wirklich zu verarschen!
Irgendwann seufzt Chris. »We need a break. Lisa is ... a bit messed up !«
HA!
Sie wird ihn gleich mal mess uppen, und wie! Kaum sind die Mikros zu, lehnt sie sich über den Tisch und zischt in bester Lisamanier. »Lass das!«
»Was?« Auch er lehnt sich vor, sodass sich mal wieder die Nasenspitzen beinahe berühren. Nicht ungewöhnlich, wenn die beiden sich in einem Raum befinden. Doch da sind auch diese Lippen, und Lisa – die doch glatt vorübergehend vergessen hatte, dass sie ihn ja neuerdings liebt – ist prompt wieder mit Stummheit geschlagen. Ihr Herz klopft bis zum Hals, die Kehle ist verdammt trocken, das Atmen gestaltet sich immer schwerer … Sicherheitshalber schließt sie die Lider, denn was jetzt kommt, weiß sie. Schon, weil sein Blick auf einmal so dunkel wirkt.
Doch anstatt endlich seine Lippen auf ihren zu spüren, jenen Kuss zu bekommen, den sie so verzweifelt ersehnt, verschwindet plötzlich die Wärme seines Gesichtes.
Gefährlich über dem Pult hängend, reißt sie die
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