Starke Frau, was nun?
an.
Offenbar hat Lisa in ihrem grenzenlosen Selbstbewusstsein – wofür Chris sie aufrichtig bewundert – nicht mit dieser Reaktion gerechnet. Sonst doch so unverbesserlich schlagfertig fehlen ihr momentan glatt die Worte. Stan erkennt derweil die Zeichen der Zeit und zieht sich zurück. Allerdings nicht, bevor er Chris ein letztes Mal besorgt fixiert, was den daran erinnert, dass im Hintergrund noch immer eine Sendung zu moderieren ist.
Hmmm …
Relativ bedeutungslos, doch leider nicht bedeutungslos genug.
»Was?« Das kommt bereits bedeutend schärfer.
Sie zuckt zusammen und nuschelt doch tatsächlich: »Ich dachte, Tampa wäre um diese Jahreszeit echt schön.« Ratlos hebt sie die Schultern. »Kaum gedacht machte ich mich auf den Weg … und hier bin ick!«
Boykott! Das Biest!
Inzwischen ist Chris überzeugt, dass hinter all dem bösartige Absicht steckt. Trotzdem wird er sie fortschicken, und zwar in hohem Bogen. Und sei es auch nur für den Moment …
Ein wahnsinnig genialer und passender Plan, wie er findet, nur dummerweise hebt sie in diesem Moment die rechte Hand, streicht sich gedankenverloren das dunkle Haar aus der Stirn und setzt ihn damit matt.
FUCK!
Die Ökotussi ...
Reinfall!
Auf ganzer Linie!
Aber so was von!
Oh Frau!
Wie konnte sie nur so dämlich sein?
Diese und andere überhaupt nicht beschwingenden Gedanken suchen Lisa heim, während sie vor ihm steht. Interessant fällt allerdings ihr Resümee der elenden Katastrophe aus: Auch, wenn alles in ihr danach verlangt, ihm (unter Verwendung ihres schönsten Stinkefingers) noch ein nettes Leben zu wünschen und sich zu empfehlen, steht sie da und denkt nicht im Traum daran, diesen Gedanken endlich mal in die Tat umzusetzen.
Nein!
Tatsächlich wünscht sie sich nur eines und das mit wachsender Verzweiflung: dass sein anfänglicher Gesichtsausdruck zurückkehrt. Bitte! Oh, sie hasst sich dafür, eine Ohrfeige kommt auch in Reichweite – sie will sich tatsächlich schlagen, weil sie sich derart erniedrigt –, doch es bleibt dabei: Die taffe Lisa steht vor jenem Mann, den sie offensichtlich wirklich liebt, und wartet. Stumm! Ergeben!
Worauf?
Eine echt gute Frage … Während sie noch nach der unter Garantie verhängnisvollen und erniedrigenden Antwort sucht, ergreift er tatsächlich die Initiative, denn er lässt sie mit einem knappen Nicken hinein.
Ha!
Also wird dies der Ort der Entscheidung?
Na ja, was wäre angemessener als ein Studio? Dass sie sich ein paar Meilen von jenem Ort entfernt befinden, an dem alles begann, ist dabei eher nebensächlich, im Grunde ist doch alles die gleiche Suppe.
Die Situation hat etwas Symbolträchtiges – das geht nicht nur ihr umgehend auf. Auch Chris´ Augen – bisher recht eisig – verkünden durch leichtes Aufblitzen, dass er die Zeichen der Zeit erkannt hat. Schweigend gestikuliert er zu dem Platz, der sich seinem gegenüber befindet – hält sich also exakt an den Ablaufplan. Lisas Knie zittern, doch davon weiß er nichts, also kann sie es akzeptieren.
Wenig später sitzen sie sich gegenüber, selbst die Seitenaufteilung stimmt. Die Technik ist etwas moderner, doch nach einer flüchtigen Musterung ist sie im Bilde. Nichts Weltbewegendes. Einfach nur ein Mischpult, ein Kopfhörer, ein Computer …
Ob er einen Partner hat, vielleicht sogar eine Frau? Ein Bunny, mit dem er, wenn er sie nach allen Regeln der Kunst verarscht hat, in sein garantiert riesiges amerikanisches Wasserbett hüpft? Zunächst, dann unter die Dusche und dann bestellt er fünf gigantische Steaks beim nächsten Büffeljäger ...
Mist! Konzentration, Mädchen!
Wortlos stülpt er sich die Kopfhörer über und bedeutet Lisa, das Gleiche zu tun. Die folgt der Aufforderung, ohne dass ihr auch nur in den Sinn kommt, vielleicht zu protestieren oder wenigstens zu fragen. Ohne den Blick von ihm zu nehmen – verdammt, ist ihr eigentlich schon früher aufgefallen, wie grell seine Iriden leuchten? –, präpariert sie sich mit dem erforderlichen Equipment. Erst als er die Regler längst aufgedreht hat, fällt ihr wieder ein, dass sie sich in Amerika befindet, weshalb es sich hier möglicherweise um eine Sendung handelt, die auf Englisch abgehalten wird.
Scheiße!
Momentan ist sie nicht einmal deutscher Gedanken fähig – jedenfalls nicht zusammenhängend –, geschweige denn, dass sie eine verbale Äußerung zustande bringt.
Und all das auch noch auf Englisch?
No way!
Haha!
Chris lehnt sich zurück, ohne den Blick zu
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