Starke Frau, was nun?
einhundertprozentig!«, bestätigt Gertrud. »DER HERAUSGEBER ...«
Alles nickt. »Ein Kerl«, kommt es kurz darauf im Weltuntergangsmodus. Dann schweigen sie; ihre Blicke versinken ineinander und wie so häufig erneuern sie ihr heiliges Versprechen.
Diese unhaltbaren Zustände werden wir ändern!
Lisa räuspert sich schließlich. »Wie gehen wir vor?«
Das ist Klaras Stichwort. »Schreiben strikt formulieren; die Arschlöcher bekommen eine Woche, um die Änderungen vorzunehmen, ansonsten drohen wir mit Strafanzeige.«
»Wenn´s ein Kerl ist, geht ihm das am Arsch vorbei«, prophezeit Katrin.
Klara hebt die Schultern. »Den Rechtsstreit übernehme ich diesmal. Kein Problem«, grinst sie.
Plötzlich wird die spürbare Kampfatmosphäre von einem nervtötenden Piepen durchdrungen. Alles schaut empört zu Lisa. »Oh, komm!«, stöhnt Peggy entnervt.
»Tut mir leid.« Lisa betrachtet ihren Pieper; ein Handy benutzt sie wegen des Elektrosmogs nicht. Es ist Meyers Nummer. Scheiße! »Kann ich mal telefonieren?«
Peggy nickt mit deutlicher Abneigung zum Nebenraum. Während Lisa mit leicht zittrigem Finger die Ziffern eingibt, machen die Frauen nebenan weiter. Jetzt ist die Krabbelgruppe am Sonntag Thema. Sie betreuen einmal die Woche für zwei Stunden die Kinder alleinstehender Frauen, damit diese mal Zeit für sich haben. Rita stöhnt. »Ich nehme diesmal nicht wieder die Dreijährigen! Die sind die Pest ...«
Am anderen Ende klingelt es genau zwei Mal, dann nimmt Meyer ab. »Schaff dir endlich ein Handy an!«, bellt er anstatt einer Begrüßung.
Stöhnend schließt Lisa die Augen. »Was willst du?«
»Besprechung in einer halben Stunde. Keine Ausreden!«
Bevor sie antworten kann, hat er aufgelegt und sie schaut etwas ratlos den Hörer an, bevor sie das übliche »Arschloch!« von sich gibt. Sehr wohl ist ihr leider nicht, schließlich war sie gestern Abend nicht unbedingt diplomatisch. Notgedrungen, logischerweise. Dieser Macho wird doch wohl nicht ...
Den miesen Gedanken wischt sie energisch beiseite, denn jetzt gilt es, ihren Mit-Suffragetten, Bezirk Prenzlauer Berg, erfolgreich zu verklickern, dass sie abhauen wird. Vorzeitig.
Die sind erwartungsgemäß alles andere als begeistert. »Also, ich will ja nicht nörgeln«, meint Gertrud. »Aber das ist jetzt echt destruktiv.«
»Tut mir leid!« Lisa ist bereits beim Anziehen. »Es geht um meinen Job.«
»Ach«, winkt Rita ab. »Die werden total überbewertet. Wie lange willst du dein Genie noch diesen Frauen verachtenden Idioten zum Fraß vorwerfen?«
Damit ist Meyer gemeint. Flüchtig überlegt Lisa, was sie wohl sagen würden, wüssten sie vom Bunny-Heini.
BUNNY!
Ha!
»Du musst ja wissen, was du tust«, schaltet sich Peggy ein. »Ich kann mich nur wiederholen. Bei dem Suffragettenradio Berlin ist eine Moderatorenstelle frei.«
Lisa küsst ihre Wange. »Ja«, bemerkt sie. »Ich habe es nicht vergessen. Aber du weißt auch, dass die nichts zahlen können, und ich muss leben. Ich hätte es trotzdem gemacht, aber die Sendezeit ist abends und da bin ich nun mal arbeiten.«
Um der sonst endlosen Diskussion ein jähes Ende zu bereiten, stülpt sie sich ihre Atemschutzmaske über, winkt den Frauen noch einmal und stürzt davon.
* * *
Diesmal ist der Weg bedeutend länger; zu allem Überfluss herrscht ekelhaft nasskaltes Wetter und in der Luft liegt ein ewiger Regen, der eigentlich gar keiner ist. Doch wenn man sich länger als fünf Minuten unter freiem Himmel aufhält (vom Smog mal abgesehen), ist man unter Garantie bis auf die Knochen durchnässt. Besonders, wenn man auf Strickklamotten steht und das Zeug von der Stange kategorisch ablehnt. Aber wenigstens ist es noch nicht dunkel.
Berlin bei Tageslicht besitzt durchaus einen gewissen Charme.
Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit kurvt Lisa durch die Straßen; leider versperren ihr mehrere Laster rüde den Weg und selbst sie ist nicht lebensmüde genug, um es mit denen aufzunehmen. Ihr Finger befindet sich mal wieder im Dauereinsatz.
Völlig fertig, mit verhunzter Frisur, klitschnass und außer Atem, erreicht sie schließlich den Sender. Ein Blick auf die Uhr. Sie ist fünf Minuten zu spät – also pünktlich.
Meyer, grau, alt, aber ziemlich rüstig, empfängt sie bereits hinter der Tür. Sehr begeistert wirkt er nicht, als er kommentarlos zum Konferenzraum zieht.
Und das Erste, was sie wahrnimmt, als sie den Raum betritt, ist der strahlende Obermacho. »BUNNY! Wie geht’s?« Seine Miene wird
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