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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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etwa Zeit, sich von ihrem Schock zu erholen. Sie hätte übrigens nicht unbedingt gewusst, wo sie anfangen soll, denn der Kerl sonnt sich sichtlich in seinem Triumph. Sein Grinsen reicht derzeit von einem Ohr zum anderen, und sie will ihn schlagen.
    Brutal!
    Bevor sie sich jedoch diesen seligen Träumen hingeben kann, klatscht der Idiot unerwartet in die Hände und sie fährt zusammen. »Wenn alles so weit klar ist, können wir ja beginnen!«
    »Watt?«
    Er erstarrt, neigt den Kopf zur Seite und mustert sie grinsend. »Arbeiten, Bunny«, haucht er schließlich. »Kanntest du das bisher noch nicht?«
    Sie verzieht das Gesicht. »Nein, für gewöhnlich schlafe ich während der Moderation. Was meinst du, weshalb Rebekka da ist? Die weckt mich immer, wenn ich zu lange nichts von mir gegeben habe, damit die Leute da draußen nicht glauben, ich wäre zwischenzeitlich krepiert!«
    Sein Nicken wirkt aufgesetzt ernst. »I see.« Dann ist die Begeisterung zurück. »Aber um das zu ändern, bin ich nun hier, oder?«
    Oh Frau, das kann ja heiter werden!
    Lisa hat es zwar nicht gesagt, aber Chris teilt ihre Meinung offensichtlich. Denn er strahlt vor sich hin, als wäre er unlängst in Japan gewesen. An der Küste ...
    Nein, sie kann sich nicht vor Arbeitsantritt entspannen, denn ohne es zu wissen, ist sie längst am Schuften. Den Nachmittag nutzt dieser Stümper nämlich für ein ausuferndes Briefing! Oh, yeah – wie der Ex-Ami sich auszudrücken pflegt. Und das Desaster findet nicht etwa in Meyers Büro oder im Konferenzraum statt, sondern in seinem Büro, was in ihren Augen eine bodenlose Frechheit darstellt. Seitdem sie in diesem verdammten Sender die Primetimeshow übernommen hat, kämpft sie um ihr eigenes kleines Domizil – es muss ja nicht einmal groß sein, Lisa Radtke ist nicht unbescheiden. Doch ihr wurde so etwas immer wegen des angeblich nicht vorhandenen Raumes verwehrt. Kaum taucht dieser Chauvi auf, ist einer vorhanden! Und wie die verdammten Kerle unter einer Decke stecken!
    Na ja, auf jeden Fall ist sein Arbeitszimmer ziemlich klein, und soweit Lisa das nach kurzem Rundblick ausmachen kann, liegen noch keine abgenagten Knochen in den Ecken.
    Die Betonung liegt auf noch.
    Kaum hat er die Tür hinter ihnen geschlossen, was in ihr übrigens ein gewisses Gefühl der Platzangst verursacht, beginnt er wie irre herumzuwuseln. »Sorry, ich hatte noch keine Zeit, mich einzurichten.«
    Desinteressiert hebt sie die Schultern – ist ihr doch egal.
    Eilig nimmt er ein paar Klamotten von dem Stuhl vor seinem überfüllten Schreibtisch. Alles ist in Folie verpackt und hängt auf Bügeln - stammt vermutlich direkt aus seinem Koffer. Warum schleppt der das Zeug hier an?
    Mit verschränkten Armen beobachtet sie sein sinnloses Treiben, bis er schließlich hinter seinem Schreibtisch Platz nimmt. »Get a seat!« Chris deutet auf den soeben entlumpten Stuhl.
    Bitte!
    Das fehlt – was für Lisa bedeutet, sie wird garantiert nicht folgen. Er betrachtet sie mit erhobener Braue. »Was ist los? Widerspricht meine Aufforderung auf irgendeine Art dem Gleichberechtigungsgrundsatz oder habe ich dich in deiner weiblichen Ehre gekränkt? Lass mich raten, du kannst dich nicht setzen, weil wir uns dann nicht auf Augenhöhe begegnen? Sorry, ich kann nichts dafür, dass du ein Zwerg bist.«
    »Leck mich!«
    Seine Augen verengen sich um einen Bruchteil, doch dann grinst er. »Soll ich das als ...«
    »Oh komm, Mann!«, stöhnt sie. »Der ist widerlich und uralt!«
    Er hebt die Schultern und wartet, bis Lisa sich auch niedergelassen hat. Natürlich nicht, bevor sie sich vergewissert hat, nicht zufällig auf einer Coladose oder einem Stück verwesenden Fleisches zu landen oder so. Bei dem Kerl und dessen scheinbarer Auffassung von Ordnung läge das durchaus im Bereich des Möglichen.
    Dann stützt er seine Arme auf, legt die Hände ineinander, lässt sein Kinn darauf ruhen und fixiert sie lange und ausgiebig. Kein Problem für Lisa – die erwidert den Blick mit erstaunlicher Gelassenheit. Eine ihrer leichtesten Übungen. »Okay«, meint Chris schließlich verhalten. »Um eines vorab klarzustellen: Ich habe nicht die Absicht, mich ab sofort minütlich einmal für meine Anwesenheit oder meine Entscheidungen zu entschuldigen. Ich bin dein neuer Boss, du wirst damit klarkommen, genau, wie ich mich mit deiner Existenz arrangieren werde. Ist das angekommen?«
    Na ja, lange hat er ja nicht gebraucht, um den Big Boss raushängen zu lassen.
    Scheinbar

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