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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Sendepultes sichtlich genießt.
    »Er ist braun, ungefähr einen Meter groß, besitzt die treusten braunen Augen und heißt Vincent«, informiert der Ami die Zuhörer.
    Der macht diesen verdammten Weihnachtsmarktbesuch tatsächlich zum Topfthema!
    »Willst du nicht erzählen, wie wir zu ihm gekommen sind, Lisa?«
    »Nein, eher nicht.« Zufällig sieht sie auf und stöhnt. »Lass mich raten; ich soll jetzt darüber berichten, in allen Einzelheiten, damit du dich in deinem fragwürdigen Triumph sonnen kannst?«
    Und wieder grinst er. »Of course, Honey.«
    »Was natürlich Honig bedeutet«, übersetzt sie düster. »Offenbar ist Chris noch immer nicht in Deutschland angekommen.«
    Er breitet die Arme aus. »I‘m here!«
    Erschöpft schüttelt sie den Kopf – was für ein Trottel! – und stützt gelangweilt die Wange in eine Hand.
    »Also, da mein Kollege ja sonst nicht locker lässt, hier die gesamte, brisante, nervenaufreibende Story: Neben all den anderen aberwitzigen und sinnfreien Ständen gab es auch einen, an dem man seine aggressiven Tendenzen herauslassen und endlich mal herumballern durfte ...«
    »YEAH!«, stimmt Chris sichtlich begeistert zu.
    Als sie zischt: »Lässt du mich jetzt erzählen?«, reißt er prompt die Hände hoch. »Ich bin still!«
    Wieder stöhnt sie, mustert ihn noch einmal äußerst drohend und fährt fort. »Also wie gesagt, da war dieser Schießstand. Als würde auf der Welt nicht schon genug geschossen werden.«
    Ungeduldig wedelt er mit der Hand. »Weiter, weiter!«
    »Ich wollte ihn ja ignorieren, aber Chris, ganz der Ami, musste natürlich stehen bleiben.«
    Das Wedeln wird noch etwas ungeduldiger. »Er schoss und traf. Fertig!«
    »HALT!« Ein ungläubiger und zutiefst enttäuschter Blick trifft sie.
    »Was ist jetzt wieder?«
    »Wie oft habe ich verschossen?«
    »Überhaupt nicht«, gähnt sie.
    Triumphierend lehnt er sich zurück und verschränkt die Arme. »Right!«
    »Gut, dann können wir jetzt ...«
    »Was sagte der Betreiber?«
    »Nein«, stöhnt sie. »Bitte nicht das auch noch!«
    »Jetzt sag schon!«
    Entnervt blickt sie zur Decke. »Dass dies die besten Schüsse waren, die er jemals sah«, leiert sie leicht unmotiviert herunter.
    Chris´ Miene wird noch etwas arroganter. »Ich möchte allerdings anmerken«, fährt sie fort, »... dass er das wohl zu jedem Kind sagt, das sich an seinem militanten Stand versucht. Alles andere wäre schlecht für den Umsatz.«
    Seine Stirn legt sich in tiefe Falten und er winkt unwirsch ab. »Bullshit! Wir haben Vincent!«
    »Oh mein Gott«, murmelt sie. »Hört euch das an, Leute, so geht das seit Samstag. Und ich weiß nicht, ob ich ...« Sie verzieht das Gesicht und niest.
    »Tja«, meint er trocken. »Es ist ja nicht so, als hätte ich sie nicht gewarnt, oder Lisa?«
    Anstatt zu antworten, bemüht sie ihren Stinkefinger, und als seine Augen gefährlich aufblitzen, fügt sie lächelnd hinzu: »Was ist denn, Chris?«
    »Wusstet ihr eigentlich, wie laut Lisa kreischen kann?« Ohne den Blick zu senken, zieht er sein Handy aus der Tasche und sie wird bleich.
    »Nein!«
    Er tut, als hätte er sie nicht gehört. »Wir besuchten auch die Gespensterbahn, Leute, und ich sage euch, sie war so fucking brilliant!«
    Kurz darauf hört ganz Berlin und Brandenburg (also die BILD-Leser darunter) Lisas atemloses Gekreische.
    »Du bist tot«, stellt sie kühl fest. Der Effekt wird allerdings durch ihren nächsten Nieser versaut.
    Mist!
    Zwei Stunden später reicht Chris ihr wortlos ein Kleenex. Es ist ungefähr das Fünfzigste; Rebekka war so freundlich, auf seine Anweisung hin drei Pakete zu besorgen. Während der Sendezeit! Nicht, dass der Idiot ihr eine Packung gibt. Nein!
    Jedes Mal, wenn sie niest – und das findet inzwischen im Sechzigsekundentakt statt –, reicht er ihr genau eines der verhassten, weil nicht unbedingt umweltfreundlichen, Tücher.
    »Findest du das witzig?«, erkundigt sie sich nasal.
    »Und wie!«
    »Na klasse!«
    Auch am heutigen Abend bleibt Lisa bei Robert. Diesmal, weil sie nicht in der Lage ist, noch einmal aufzustehen, als sie erst einmal in seinem Bett liegt. Aus dem Sex wird auch nichts; sie bekommt nämlich nur verdammt schwer Luft – ihre Nase ist hoffnungslos verstopft. Robert versorgt sie die gesamte Nacht mit Tee, und weil ihm sonst nichts anderes einfällt, feuert er den Ofen an, bis die Raumtemperatur ungefähr siebzig Grad beträgt, und streichelt hilflos ihre Stirn. Seine unausgesprochene Frage verpestet noch

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