Starke Frau, was nun?
zusätzlich die Luft, doch er stellt sie wenigstens nicht. Lisa ist unendlich froh darüber.
Absagen will sie ihm nicht, denn damit würde die letzte Konstante in ihrem Leben auch noch verschwinden. Momentan wälzt sie bereits genug Probleme; selbst zu ihren Suffragetten kommt sie kaum noch, weil sie neuerdings ja auch tagsüber arbeiten muss.
Die politischen Mitstreiterinnen können ihrem häufigen Fernbleiben übrigens überhaupt nichts Witziges abgewinnen.
»Auf dieser Basis kann man nicht arbeiten«, ließ Peggy sie unlängst wissen. Am Telefon! Lisa musste mal wieder absagen. »Lass dich von diesen beschissenen Männern nicht vereinnahmen, Mädchen! Du hast ein Recht auf Entfaltung deiner weiblichen Persönlichkeit!«
Yeah … Vielleicht sollte sie den Mädels diesen Ami wirklich mal vorstellen. Sobald sie diese Idee jedoch etwas genauer durchdenkt, graust ihr bei der Idee.
Und als wäre das nicht bereits schlimm genug, lauern die neuesten Albträume bereits am Horizont:
Erstens teilte Chris ihr bei der gestrigen Sendung ganz nebenbei mit, dass eine Weihnachtsfeier im Sender geplant ist. Selbstverständlich vor offenen Mikros, um ihre entsetzte Reaktion den Zuhörern nicht vorzuenthalten, wie er sich ausdrückte.
Zweitens, und jetzt kommt es erst: Sie werden die Silvestersendung moderieren.
Das ist gegen die Regel, denn Lisa feiert immer mit den Mädchen! Bisher hat sie noch nicht fertiggebracht, es ihnen zu sagen; irgendwie fühlt sie nämlich, dass diese eine Absage zu viel sein wird. Der Typ versaut ihr das gesamte Leben! Würde sie jetzt auch noch auf Robert verzichten, dann hätte der dämliche Ami es geschafft. Und den Spaß gönnt sie ihm nicht.
Nach drei Tagen ist wenigstens der Schnupfen Geschichte. Ihr Kollege ist überhaupt nicht begeistert, tröstet sich allerdings mit der Weihnachtsfeier am Samstag über den grausamen Letdown hinweg.
Und so macht sich Lisa an besagtem düsteren Abend von Robert aus wieder auf den Weg in den Sender. Ihr Sexpartner mit weiteren Ambitionen wirkt übrigens von Mal zu Mal blasser und zappeliger. Auch der Sex kann daran leider nichts ändern, weshalb sie sich von seinem anklagenden Blick zunehmend tierischst in die Enge getrieben fühlt. Verdammt! Noch sagt er nichts, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bevor er sie zu einer Antwort nötigen wird.
Während sie die überfüllte Hauptstraße entlangrattert (heute muss ein Porsche dran glauben; der Typ steht kurz vor dem ultimativen Ausrasten, belässt es nur leider beim Drohgehabe), überlegt Lisa ernsthaft, was sie tun soll. Sie will Robert nicht verlieren, aber heiraten will sie ihn auch nicht. Das ist eine total miese Situation, und das alles nur, weil er einfach die Regeln bricht!
Sie hatten das zu Beginn ihrer … äh … Interessengemeinschaft doch geklärt! Was soll das alles überhaupt?
Kurz darauf verabschiedet sie sich mit ihrem freundlichen Mittelfinger von Mr. Porsche, der endlich mal seiner Hupe Ausgang geben darf, und kurvt durch die drei Torbögen. Sie hasst den Blödsinn schon jetzt und wünscht sich, es bereits hinter sich zu haben. Wenigstens gibt es kein Wichteln. Obwohl ... während sie ihr Rad an die Hauswand lehnt, überlegt Lisa sich, dass sie dem amerikanischen Ignoranten gern etwas geschenkt hätte. Einen Ratgeber zum Beispiel:
Vor- und Nachteile der vegetarischen Ernährung
Gesundheit durch Körner
Bleib fit - trink Tee!
Die Qualen der Nutztiere
Aber dann hätte er möglicherweise täglich eine Passage daraus vorgelesen, anstatt mal in sich zu gehen. Nein, resümiert sie, als sie die Treppen zum Konferenzraum hinaufgeht – besser nicht.
Alle sind eingetrudelt: Rebekka, die so viel Weiblichkeit ausstrahlt wie ein alter Turnschuh, versucht es heute mit einem Minirock.
Ach du Scheiße!
Damit kommen ihre dürren Stelzen besonders gut zur Geltung. Und als wäre das nicht bereits grausam genug, hat sie auch noch High Heels an und rote Strumpfhosen. Unglücklicherweise sind Rock und Oberteil weiß, weshalb Rebekka derzeit wohl den größten und hässlichsten Storch der Geschichte verkörpert.
Klaus wuchtet seine Massen im Raum umher; Meyer ist natürlich auch anwesend, neben allen anderen Moderatoren, von denen Lisa keinen näher kennt; selbst die Typen von der Technik, die derzeitigen drei Praktikanten, die Sekretärin – Frau Hufschrad –, die drei hysterisch/zickigen Frauen von der Verwaltung und den Hausmeister macht sie aus.
Zu allem Überfluss wurde der Raum mit
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