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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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sie!
    Als Nächstes erscheint der Storch; die Wangen sind rot, während sie offenbar den Blick nicht vom Chauvi nehmen kann. »Oh Mann«, stöhnt sie aus irgendwelchen Gründen vertraulich in Lisas Richtung. »Er ist so ...«
    »... uff, ick wees. Bekka, komm zu dir!«, zischt Lisa, als die frenetisch nickt. »Der Typ ist ein Arsch, der dich für seine beschissenen Botengänge einspannt!«
    Entgeistert starrt das Gefiedertier sie an. »Manchmal verstehe ich dich nicht. Du bist so ein Glückspilz; du hast ihn jeden Abend. Er flirtet mit dir ...«
    »Yeah«, meint Lisa trocken und dann geht sie, bevor sie sich endlich doch noch ihrem lange überfälligen hysterischen Anfall hingibt.
    Nachdem sie sich in eine abgelegene Ecke geflüchtet hat, beäugt sie mit ausdrucksloser Miene das schauerliche Treiben, das mehr und mehr zu einem ausgewachsenen Komasaufen mutiert. Selbst in dieser Hinsicht hält der Idiot sich ans Klischee. Sie will nicht erfahren, wie viel Kinder an diesem Abend noch gezeugt werden. Denn wenn das so weiter geht ...
    Angewidert wendet sie sich ab, als Klaus – der fette Widerling – in enger Umarmung mit irgendeiner Moderatorin an ihr vorbeischwoft und sich ihre Lippen zu einem schmatzenden Kuss vereinen.
    BÄHHH!
    Was im Übrigen nur der Auftakt zu Größerem ist, denn kurz darauf tobt der Saal. Alles gibt sich den lächerlichsten Verrenkungen hin – der amerikanische Bastard tanzt mit jeder vorhandenen Frau, die nicht schnell genug fliehen kann. Okay, außer Lisa hegt wohl niemand ernsthafte Fluchtgedanken und die verschont er glücklicherweise.
    Der Teilzeitstorch steht nach ihrer Verrenkungseinlage mit ihm kurz vor dem ultimativen Zusammenbrechen. Leichenblass lehnt Bekka an einer Wand und scheint zu hyperventilieren, wenn Lisa das richtig ausmacht. In diesem Dämmerlicht kann man ja kaum was erkennen. Übrigens hält sie sich an ihrem Glas Punsch fest, das ihr irgendwer in die Hand gedrückt hat, und schaut ständig auf die Uhr. Nach zwei Anstandsstunden wird sie gehen, das hat sie sich fest vorgenommen. Eine Stunde hat sie schon mal erfolgreich hinter sich gebracht.
    Als der Gigolo vom Dienst alle übrigen weiblichen Wesen durchhat – also auf der Tanzfläche –, kommt er zu ihr und lehnt sich neben sie an die Wand. »Und, Tour durch die Frauenwelt des Senders überstanden?«, erkundigt sie sich heiter.
    Chris nickt; sein Blick ist in den Raum gerichtet. »Yeah ...«
    »Du legst dich ja mächtig ins Zeug, um everybodys Darling zu sein.«
    Er sieht sie an. »Baby, ich bin everybodys Darling! Um das zu erreichen, muss ich mich nicht ins Zeug legen.« Seine Augen werden groß, als sie düster kichert. »Bist du etwa anderer Meinung?«
    Und endlich beehrt sie ihn doch mit ihrer visuellen Aufmerksamkeit. »Du magst mit deiner Nummer bei den anderen durchkommen – bei mir nicht«, beginnt sie langsam. »Für mich bist du ein blasierter Aufschneider, der es nötig hat, den Frauen seine nackte Brust zu demonstrieren, weil er anders nicht punkten kann – beispielsweise mit überragendem Wissen oder auch nur ein bisschen Intelligenz. Das hat verdammt viel von Prostitution! Du kannst dir die Mühe sparen, an meiner Ansicht wird sich niemals etwas ändern. Mir reicht schon, dass du Fleisch frisst! Du bist widerlich!«
    Für einen langen Moment mustert er sie mit undurchdringlicher Miene, bevor er ein »Sure« hervorstößt und einen Schluck von seinem verdammten Punsch nimmt, der so hochprozentig ist, dass hier wohl demnächst die ersten Rettungswagen geordert werden müssen, weil alles an akuter Alkoholvergiftung leidet.
    »Kann ich endlich gehen?«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    »Vielen Dank.« Das kommt von ganzem Herzen; sie kann gar nicht schnell genug ihr Glas abstellen, um aus dem Raum des Grauens zu verschwinden.
    Doch als sie sich im Flur für die nächste Folter drapiert – die Heimfahrt auf dem Rad –, öffnet sich die Tür und die hämmernde Rockmusik, der sie eben erfolgreich entkommen ist, driftet in den Gang. »Äh ... Lisa?«
    Stöhnend fährt sie herum. »Was ist jetzt noch?«
    Chris kommt zu ihr; eine Hand landet neben ihrem Kopf an der Wand. Sie hält die Luft an. Kiek an, die nächste Macho-Einschüchterungs-Masche, denn er ist verdammt nah, drängt ihr bewusst seine körperliche Nähe auf – Präsentation der maskulinen Überlegenheit. Wenn er meint. »Du benimmst dich unmöglich«, bemerkt er eisig.
    »Ich passe mich nur an.«
    »Selbstverständlich.« Sein Blick wird kälter.

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