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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Schlange vor der Kasse.
    Nur dreißig Minuten Stehen in Eiseskälte später ...
    Anhaltend hält Lisa sich die Hände vor das Gesicht, um ja nicht über den Rand der so fragil wirkenden Gondel zu schauen. »Oh. Mein. Gott. OH MEIN GOTT! Hör auf, zu lachen, du Idiot!«
    Das tut der nicht. Sie wagt einen Blick durch die Finger, beäugt die Schraube, an der das Teil befestigt ist, und ihr wird noch übler. Jeden Moment wird sie sich lösen und dann sind sie alle tot ...
    Doch die Marter beginnt gerade erst, denn nachdem sie ein paar Runden gedreht haben, bleibt das Ding stehen! An höchster Stelle. Lisa brüllt um ihr Leben – sie hat alles vergessen, selbst, dass sie sich vor diesem Schwachsinnigen keine Blöße geben will; alles, was sie noch beherrscht, ist Todesangst. Der Wahnsinnige lacht, offensichtlich mal wieder hellauf begeistert. »Ich muss kotzen«, beichtet sie mehr sich selbst.
    Stirnrunzelnd sieht er nach unten und meint: »Nimm die linke Seite, da trifft es nicht so viele.«
    Was ihrer Wut neue Nahrung verleiht und sogar ihre Übelkeit etwas in den Hintergrund drängt. »Findest du das witzig?«
    »Klar!«
    * * *
    Als sie endlich wieder auf festem Boden stehen, der ihrer Ansicht nach verdächtig schwankt, räuspert er sich leicht in sich gekehrt. »Okay, das war gemein.«
    »Würde ich dich nicht besser kennen, dann würde ich dir das sogar abnehmen«, schnaubt Lisa.
    Er seufzt. »Was jetzt? Wollen wir etwas essen?«
    »HA! Was denn? Hier gibt es nur Müll!«
    Vielleicht hat er wirklich ein schlechtes Gewissen, denn darauf geht er nicht ein. Dafür entdeckt er nach einer Weile einen kleinen Stand, der leckere Crêpes verkauft. »Okay?«
    Wenn auch widerwillig nickt sie, denn sie verspürt sogar verdammten Hunger. Und – oh Wunder! Selbst die Servietten werden gratis beigesteuert!
    Wenig später stehen sie recht einträchtig an einem der Stehtische und Lisa verdrückt ihre drei Zuckereierkuchen.
    »Ist dir kalt?«, erkundigt er sich beiläufig.
    Anstatt zu antworten, schnaubt sie nur. Schließlich hat sie den Mund gerade voller Crêpe.
    »Answer me!«, drängelt er.
    Sie stöhnt auf, kaut energisch, schluckt und giftet los. »Kannst du nicht mal aufhören?«
    »Kannst du nicht mal ehrlich sein?«, kontert er reichlich lahm, deshalb aber nicht weniger sauer. »Just once?«
    Die Augen blitzen. Irgendwann schüttelt er in echter Empörung den Kopf. Seine vier Crêpes sind längst Geschichte. »Du benimmst dich wie ein Kleinkind! Das ist fucking erbärmlich!«
    »Moment.« Bedächtig legt sie ihre Serviette beiseite und lehnt sich zu ihm vor. »ICH benehme mich kindisch? Hast du dir in den vergangenen Wochen mal zugehört? Das entspricht dem Kleinkindalter.«
    »That`s showbusiness«, informiert er sie, abrupt ernst. »Unser fucking Job! Und wir haben Erfolg damit!«
    »Ach!«, höhnt sie. »Dann musst du dich zu dem Scheiß also zwingen, ja?«
    Er überlegt. »Nein«, gesteht er schließlich grinsend.
    »Also, was ist jetzt?«, stöhnt sie. „Gehen wir weiter? Ich friere mir nämlich den Hintern ab. Womit deine Frage wohl beantwortet ist.«
    Blitzschnell greift er ihre Hand; sie will zurückweichen, aber er ist schneller. In aller Seelenruhe zieht er ihre Handschuhe aus und streicht prüfend über Handrücken und Finger. »Warm«, stellt er schließlich fest und blickt auf.
    Seine hellblauen Augen sind potthässlich – findet sie. In dem dunklen Haar ist der Schnee zu winzigen glitzernden Eiskristallen gefroren, was ihn sogar noch dämlicher aussehen lässt. Und um dem Drama die Krönung aufzusetzen, trägt er diesen unmöglichen Bart, der ja in Wahrheit gar keiner ist. Erst nach einigen Sekunden geht ihr auf, dass er immer noch ihre Hand hält und sie fetzt sie zurück. »Was ist? Wollen wir jetzt arbeiten, oder was?«
    Grimmig schüttelt er den Kopf. »Fertig?«
    Lisa stopft den Rest ihrer Crêpes in den Mund und grinst. »Hmmm!«
    »Come on!«
    Was für ein arroganter Wicht!
    Langsam wird es dunkel – also dunkler. Hinter der dichten Wolkendecke verschwindet die Sonne und die Nacht senkt sich über die grauenvolle Szenerie. Die Weihnachtsmelodien dudeln unerschütterlich; Lisa fühlt sich zwanghaft an die Kapelle auf der Titanic erinnert. Der Schnee treibt weiter vor sich hin, und zwar aus allen Richtungen.
    Gemeinsam gehen sie über den Platz, soweit ein Laufen überhaupt noch möglich ist. Denn inzwischen hat sich auch noch Brandenburg eingefunden, jedenfalls fühlt es sich so an. Nachdem sie

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