Starke Frau, was nun?
ungefähr fünf weitere Fahrgeschäfte hinter sich gebracht haben, teilt der Irre ihr mit, dass sie eine leichte Grünfärbung angenommen hat. Lisa ist froh, die Crêpes bei sich behalten zu haben, und ist anhaltend damit beschäftigt, sich für die Art seiner bevorstehenden Hinrichtung zu entscheiden. Nichts erscheint ihr blutig und schmerzhaft genug; nur dass der miese Hund sterben wird, steht inzwischen fest. Chris, dessen Arm wie immer um ihre Schultern liegt, beugt sich zu ihr hinab. »Ist dir kalt?«
»NEIN! Wie oft denn noch?«
»Sei ehrlich, stupid girl!«, knurrt er.
»Ein bisschen.« In Wahrheit ist Lisa davon überzeugt, dass ihre Zehen inzwischen abgestorben sind. Er kämpft sich mit ihr zu einer der etwas festeren Baracken durch, die sich im Inneren als nichts anderes als bewegliche Kneipen entpuppen. »Glühwein?«
»Das ist die blanke Chemie. So etwas trinke ich nicht.«
»Okay, Grog then?«
»NEIN!«
»Ich hab diesen abgefuckten Shit so satt!« Diesmal klingt sein Knurren ungefähr so dunkel wie am Tag ihres unglückseligen Kennenlernens. Gnadenlos schiebt er sie zu einer freien Bank. »Sitz!«
Bevor sie ihn dafür umbringen kann, obwohl sie sich immer noch nicht einig ist, wie, weil der Typ sie ja ständig beim Denken unterbricht, ist er in der Menge der saufenden Männer verschwunden. Nur hin und wieder macht man eine Familie mit Kindern aus, die einen Platz ergattert hat, um sich ein wenig aufzuwärmen. Typisch! Mutter-Kind-Stuben auf Weihnachtsmärkten hat offenbar auch noch niemand erfunden. Sie findet die Idee wirklich gut und beschließt, den Mädchen davon zu erzählen. Vielleicht können sie eine Bürgerinitiative starten.
Eigentlich soll sie ja die Plätze freihalten, doch als eine ziemlich verfroren wirkende Mutter mit ihrem Kleinkind auftaucht, nickt sie auf deren Frage mit einem leicht boshaften Grinsen.
Als der Ami gefühlte fünf Stunden später mit zwei Bechern bewaffnet zurückkehrt, bringt ihn die unerwartete Situation leider überhaupt nicht aus der Fassung. Er lächelt die junge Frau mit dem Baby an, stellt die Becher ab, und ehe Lisa sich versieht, verlässt ihr Hintern die klebrige Bank und er sitzt!
Mit ihr auf seinem Schoß!
Ehrlich! Rüde versucht sie, sich von ihm herunterzuschieben und riskiert dabei übrigens einen bühnenreifen Abgang auf den kalten Asphalt, doch er hält sie unerbittlich fest. »Es ist ein bisschen voll hier«, verkündet der Idiot, als wäre sie blind. »Da müssen wir alle ein bisschen zusammenrücken, right?«
Wieder schaut er zu Mami hinüber, die errötet und zu allem Überfluss auch noch kichert!
Oh Frau!
Und an Lisa gewandt: »Jetzt stell dich nicht so an!« Damit hält er ihr einen Becher entgegen. »Trink!«
Trotz der echt entwürdigenden Gesamtlage landen ihre Handflächen lautstark auf dem Tisch. »Verdammt noch mal, du hast mir nichts zu befehlen; wann raffst du das endlich?« Dabei biegt sie sich so weit wie möglich von ihm weg, denn das hässliche Gesicht ist ihr viel, viel zu nah, als erträglich.
Der dämliche Ami bleibt selbstverständlich ungerührt und hebt die Schultern. »Anders geht es ja nicht.« Und als ihre Miene noch immer kein Einlenken in Aussicht stellt, verdreht er die Augen. »For heaven´s sake! Wie kann man nur so daneben sein?«
»ICH?« Ein bisschen irre lacht sie auf. »Du sprichst wohl eher von dir!«
Seine Hand liegt auf ihrem Rücken – was allein schon ein sexueller Übergriff erster Güte ist. Doch das stört den blasierten Heini natürlich überhaupt nicht. Im Gegenteil: Der hat die Nerven, sie tatsächlich tadelnd zu mustern. »Du merkst das nicht mal, oder?« Damit neigt er den Kopf zur Seite und zaubert ein unvorstellbar einnehmendes Lächeln auf seine Lippen. »Drink your Punch, please. «
Lisa seufzt; was für ein unmöglicher Kerl!
Doch ihr ist kalt; die Füße fühlen sich tatsächlich wie blankes Eis an und der dampfende Glühwein – egal, mit wie viel Chemie – verspricht den Himmel.
Scheiß drauf! , beschließt sie und genehmigt sich einen vorsichtigen Schluck.
* * *
Englisch-Deutsch
»What a buzzkiller!« - Was für ein Spaßverderber!
»Answer me!« - Antworte mir!
Just once - nur einmal
For heaven´s sake! - um Himmels willen!
10. Dicke Luft
»Ist er nicht gigantisch?«
»Er nimmt den gesamten Platz für sich in Anspruch. Muss ein männliches Exemplar sein.«
Chris grinst und beide blicken zu dem überdimensionalen Teddy, der seinen neuen Ehrenplatz auf dem Rand des
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