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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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sehen nicht so aus, als hätten sie vor, sich für ihre misshandelte Kollegin in die Bresche zu werfen.
    »Aber das ...«
    »... kannst du später erzählen, sollte dir jemand zuhören wollen. Come on, now!« Auch das erfolgt kaum verständlich. Wenig später reißt er tatsächlich die Tür auf – alle, die nicht so lebensmüde sind, weichen zurück.
    Kurz darauf treten Lisa und Chris auf das langgezogene Stahlpodest am oberen Ende der Metalltreppe.
    * * *
    »SIE SIND DA!«, brüllt ein Mann, den Lisa in der Menge nicht näher ausmachen kann.
    Ruhe legt sich auf die vielleicht zweihundertfünfzig Menschen. Das mögen Unter den Linden nicht viel sein, wie Lisa bereits häufig schmerzlich erfahren musste, aber in dem begrenzten Hof macht es sich wie eine unübersichtliche Masse aus.
    Irgendwer hat seinen uralten Gettoblaster herausgekramt; Lisa kennt die heutige Titelliste nicht, aber sie vermutet, er ist auf das Berlin-Radio – Countdown eingestellt.
    »Stimmt! Sie haben seit Ewigkeiten nichts mehr gesagt!«, ruft eine dickliche Frau, die zur Feministinnenabteilung gehört, wie zur Bestätigung. Lisa kann sich dunkel entsinnen, sie schon mal auf einer echten Parteiversammlung gesehen zu haben.
    Dann erkennt sie, warum es so unnatürlich hell ist – trotz pechschwarzer Nacht. Die Journalistenheinis haben sich mit Scheinwerfern und anderem schweren Gerät auf der gegenüberliegenden Mauer postiert. Sie wettet schnell um fünf Steine (die sie alle Chris an seine selten dämliche Birne werfen wird), dass die BILD auch vertreten ist.
    Am zweiten Torbogen drängen sich Leute, und Lisa muss einsehen, dass ihre Schätzung daneben lag. Denn bis zur Straße, wo die Polizei den Zugang abgeriegelt hat, haben sich die Menschen versammelt. Erst dann schaut sie direkt neben sich und ihr Blick trifft Peggys finsteren.
    Das löst endlich Lisas Zunge. »Lobotomie wiederholt worden?« Sie klingt leicht belegt, aber ansonsten findet sie sich prächtig. »Was soll der Scheiß?«
    Peggy hebt die Schultern. »Wer nicht hören will, muss fühlen.«
    »Ich bin nicht mehr Mitglied eures Vereins, schon vergessen?«, zischt Lisa. »Ihr habt mich rausgesetzt, weil ich arbeiten war!«
    »Hört ihr das?«, brüllt eine andere Frau. »Die Tussis haben unser Mädchen unter Druck gesetzt!«
    Schon ist das Chaos perfekt. Offenbar haben sich auf dem kleinen Platz Lager gebildet: links die Feministinnen mit ihren Plakaten, rechts die Countdown -Befürworter. Beide lassen nichts anbrennen.
    »Niemand hat sie unter Druck gesetzt; sie sollte sich nur an die Statuten halten!«
    »Ach, halt´s Maul, du dämliche Kuh!«
    »Der Testo-Neandertaler hat dämliche Kuh zu mir gesagt, ich schlag ihn windelweich ...«
    »Du hast keine Ahnung, du Idiot. Wahrscheinlich, weil du nicht mal weißt, wie Parteidisziplin geschrieben wird. Affe!«
    »Ach neee, jetzt tut se intellektuell wertvoll. Die wirkt schon so alternativ, wenn ihr mich fragt. Kein Wunder, dass die ...«
    »Horst, sei ruhig! Ich kläre das!«
    Die Matrone, die Lisa bereits von der Demo her kennt, tritt der wütenden Gertrud entgegen. All das, während über dreihundert Leute – mindestens – sich pausenlos ankeifen. »Dir kenn ick doch, du blöde Kuh! Ick hab dir doch verklickert, du sollst die Plünnen ausziehen und dir ´nen Kerl suchen! Haste nich jemacht, watt Mama jesacht hat?«
    »Bist du bescheuert?« Also rein rhetorisch war Gertrud auch schon mal besser drauf – so viel dazu.
    »RUHE!«
    Lisa fährt zusammen und konzentriert sich eilig auf ihren Kollegen. In der Enge des Hofes macht sich dessen ohnehin schon dunkle Stimme wie ein Donnergrollen aus. Es wirkt – das Zetern wird tatsächlich eingestellt. Kurzfristig.
    »Hugh, der Macho hat gesprochen!« Eine der Feministinnen.
    »Halt die Klappe, wir verstehen sonst nüscht!« Das stammt aus der Pro- Countdown -Abteilung.
    »Egal, aus welchem Grund ihr hier seid …«, beginnt Chris, »… ich schätze, es haben sich ein paar treue Fans versammelt. Danke euch – für eure Unterstützung. Wir haben aber a big problem. Unsere Friends von der Polizei befürchten die Neuauflage des Boxeraufstandes und sie drohen mit Stürmung. Bisher konnten wir sie davon abhalten; sie gewährten uns ein Zeitfenster von zehn Minuten, um die Ansammlung zu zerstreuen, und die laufen in ...« Er wirft einen Blick auf die Uhr. »... zwei Minuten, dreißig Sekunden ab. Weder Lisa noch ich wollen, dass euch etwas zustößt.«
    »Mach dir um uns ma keene Sorjen, mit den

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