Starke Frau, was nun?
allein moderiert; ihr Kollege ist derweil mit Haare raufen, Telefonieren und Beruhigung der Mitarbeiter des Senders beschäftigt.
Als soeben Muse mit › Assassin ‹ läuft, sitzt er gerade mal wieder auf seinem Stuhl und starrt sie eisig an, ohne dass sich ein Muskel in seinem sonst so ausdrucksstarken Gesicht regt.
Dann schnellt er unvermutet hoch, poltert um den Tisch herum und zerrt sie aus dem Stuhl.
»Bist du ...?«, faucht sie los.
»Shut up!«, knurrt er und winkt Rebekka in den Raum. Die weiß nicht so recht, was sie davon halten soll und deutet erst mal hilflos mit dem Daumen auf sich.
»Nein, ich meine den abgefuckten Schreibtisch!«, grollt er und scheint überhaupt nicht zu bemerken, dass Lisa zunehmend massive Befreiungsversuche unternimmt.
Mit Händen und Füßen!
»GET YOUR ASS OVER HERE!«, brüllt er. Obwohl Rebekka das auch nicht verstehen kann, gehorcht sie doch tatsächlich.
»Spiel die Titel ab – ohne Kommentar! Viele werden ohnehin nicht zuhören. SIND JA ALLE HIER!«
Diesmal hat sie das machomäßige, abartige Gebrüll gehört, denn Rebekka zuckt merklich zusammen und wird bleich. Trotz ihrer wachsenden Wut und der Tatsache, dass sie mit Händen und Füßen um sich schlägt, entgeht Lisa nicht, dass die schon wieder den Storch gibt.
HA!
Die dumme Braut zieht sich neuerdings extra ´nen Minirock an. Also Lisa weiß nicht viel, aber mit Sicherheit wird der tobende Ami dieser dürren, hässlichen Kuh nicht unter den Rock glotzen.
»And the two of us gehen jetzt spazieren!«, knurrt der Durchgeknallte nebenher. Derweil drischt Lisa ein bisschen auf ihn ein, aber das interessiert ihn nicht sonderlich – markiert auch eher so eine Art Aufrechterhaltung der Standpunkte. Inzwischen findet die Revolte nicht nur vor dem Sender statt, sondern hat auf das Innere übergegriffen. Ohne Rücksicht auf Verluste schleift er sie durch die Tür, an etlichen aufgeregten und teilweise ängstlichen Mienen vorbei. Meyer wirkt auch nicht sonderlich glücklich. »Sie haben schon wieder angerufen. Noch zehn Minuten, dann klären sie und wir bekommen die Rechnung für den Einsatz und eine Anzeige hinten dran!«
»Yeah!«, keucht Chris und zerrt weiter. In Richtung Aufzug. Kaum hat Lisa diese neuste Gefahr erkannt, gibt sie endlich alles. »NEIN!«
Doch sie kann nicht verhindern, dass sie in die winzige Kabine gedrängt wird. Als die Türen sich schließen, brüllt sie los. »Ich will mit dem miesen Teil nicht fahren!«
»Ich weiß«, erwidert er knapp. »Aber das geht schneller.«
Stimmt, denn sie sind bereits angekommen. Als er wieder zupacken will, werden ihre Augen groß. »WAGE ES, MICH WIEDER ANZUGRAPSCHEN, UND DU BIST TOT!«
»Kommst du?« Er ist etwas außer Atem, das Haar verschwitzt; sie hat ihm ziemlich zugesetzt, aber das ist nichts gegen Lisas Schweißausbrüche aufgrund ihrer Aufzugsphobie. »Was willst du überhaupt sagen?«
Er hebt die Schultern. »Keine Ahnung, uns wird schon was einfallen. Come on!«
»Das ist total behämmert!«
»Yeah!« Ohne Vorwarnung nimmt er ihren Arm, allerdings bedeutend weniger ruppig. »But our only chance, wenn wir nicht ernsthafte Probleme bekommen wollen. Und jetzt move your ass!«
Ohne zu warten, tritt er zur Eingangstür – vor der zwei der größeren, ziemlich angespannt wirkenden Techniker Stellung bezogen haben. Von draußen tönen die Sprechchöre. Jetzt sind es zwei verschiedene:
»NIEDER MIT DER AUSBEUTUNG DER FRAU!«
versus
»HAUT AB, IHR FRIGIDEN LUSCHEN!«
Mit leicht mulmigem Gefühl tritt Lisa zu Chris. Ralf, der größere der beiden Techniker, betrachtet die beiden erschüttert.
»Ihr wollt doch nicht da rausgehen, oder?«
»Doch.« Der leicht angesäuerte Heini nimmt kaum die Zähne auseinander, während er durch das Glas späht. »Das ist unsere einzige Chance, und da wir Lisa den ganzen Mist zu verdanken haben, kann sie sich dem Pöbel auch stellen. Sagt: Danke, Lisa!«
»Danke, Lisa!«
Es kommt nicht nur von den Männern, sondern im vielstimmigen Chor. Als sie herumfährt, sieht sie sich der gesamten Belegschaft des Senders gegenüber, die ist ihnen nämlich gefolgt. Nur Rebekka fehlt – die mimt ja derzeit den DJ. Alles wirkt reichlich düster und hat die Arme verschränkt.
»Hört mal, ich habe damit nichts zu tun!« Sie deutet nach draußen. »Meint ihr ehrlich, ich inszeniere einen solchen Scheiß?«
»Ja!«
Das kommt nicht im Chor, sondern von dem Ami, der sie von hinten an den Schultern packt. Aber die anderen
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