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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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wenige. Allerdings kündigen die in den allermeisten Fällen an, dass jetzt andere Seiten aufgezogen werden!
    Danach müssen sich etliche Mailschreiber aus der direkten Umgebung auch gleich mal auf den Weg gemacht haben, um die Suffragetten mit den ›anderen Seiten‹ zu konfrontieren.
    Noch stehen sich die unversöhnlichen Parteien mit atemloser Spannung gegenüber – jedenfalls erzählt das der Newsticker der diversen Nachrichtensender. Doch nach einhelliger Ansicht der Berichterstatter vor Ort ist es nur noch eine Frage der Zeit, bevor die Revolte losgeht.
    Ach, seine ›Cops‹ musste der verhinderte Rambo-Verschnitt auch nicht mehr rufen, weil die bereits ohne sein Nachhelfen eingetroffen sind. Also die deutsche Variante – die aus Florida befinden sich wohl noch im Flieger. Die Beamten können die Versammlung jedoch nicht so einfach auflösen, weil sich die kampfbereiten Kontrahenten leider auf privatem Besitz befinden. Und da hört nun mal das Zugriffsrecht bei nicht genehmigten Demos auf.
    Rein rechtlich betrachtet könnte das dort unten auch ein nettes Barbecue sein, zu dem man versehentlich ein paar Gäste zu viel geladen und nicht bedacht hat, dass hier verfeindete Parteien aufeinandertreffen.
    Dennoch hat die Ankunft der Ordnungshüter für einigen Unmut gesorgt. In dieser Hinsicht sind die sich gegenüberstehenden Fraktionen sogar mal einer Meinung. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde sich der Zorn gegen die schätzungsweise fünfzig Polizisten richten, die vor dem ersten der drei Torbögen Stellung bezogen haben.
    Eine der kampfbereiten Schwestern konnte das Ruder gerade noch mal herumreißen; derzeit steht sie auf der Metalltreppe zum Sender und hält Hasstiraden gegen Radio-Berlin im Allgemeinen und Chris Scout im Besonderen.
    Die ersten Rangeleien sind auch zu verzeichnen, allerdings handelt es sich hierbei nur um einzelne Personen – vorrangig Frauen –, die versucht haben, den Suffragetten mittels Gewalt die Plakate abzunehmen.
    An der Hauswand wurde inzwischen ein Banner befestigt:
    Dieses Gelände wurde von den Suffragetten Berlins okkupiert!
    Hier wird Geschichte geschrieben: Wehrt Euch gegen die Vormachtstellung der Männer dieser Welt!
    Rettet die Würde der Frauen!
    Um ausgewogene Berichtserstattung müssen sie sich keine Gedanken machen, weil längst nicht nur die Vertreter Der Female dicht am Geschehen sind, sondern sich etliche Vertreter der verschiedensten Medienanstalten einschließlich Kameras auf dem Hof tummeln. Daher wird der Newsticker auch bald mit den entsprechenden Bildern untermalt.
    Alles in allem, findet Lisa, ist die spontane PR-Kampagne ein Erfolg auf ganzer Linie.
    Leider sieht der ehrenwerte Boss das etwas anders. »Das Präsidium ruft alle fünf Minuten an!«, schnauzt er sie an, als er zufällig mal im Senderaum erscheint. »Sie wollen eine Entscheidung und drohen mit empfindlichen Strafen wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung! Man geht nämlich davon aus, dass wir den Scheiß inszeniert haben! Also denk dir was aus, bevor ich anfange, Pech zu kochen und das aus dem Fenster zu kippen!«
    Ungerührt hebt Lisa die Schultern. »Die werden sich schon wieder beruhigen.«
    »Bitte?« Chris ist mal wieder fassungslos. »You fucking kidding me, right? Wir sprechen hier von den größenwahnsinnigen Vertretern deiner bescheuerten Zunft. Oh, sorry, INNEN!« Er wird immer lauter; Lisa hat keinen Schimmer, weshalb der sich so aufspielt. »VertreterINNEN!, das wäre mir doch glatt entfallen. Die werden nicht freiwillig gehen; die sind viel zu irre, um aufzugeben! Du hast es doch vorhin selbst gesagt! Wir riskieren hier gerade alles! Tu was!«
    Neben all dem steht auch das Telefon nicht still. Rebekka rennt im Vorraum auf und ab; der halbe Sender ist auch zu so später Stunde noch anwesend, weil niemand sich vor die Tür traut.
    Lisa versteht ja immer noch nicht, weshalb alles so einen Aufriss macht. Die werden schon wieder gehen – hofft sie wenigstens. Denn wenn nicht, dann sitzen sie tatsächlich so ziemlich in der Falle.
    Ihre Hoffnung ist leider unbegründet. Denn anstatt abzuhauen, werden es immer mehr Teilnehmer; die ersten Anrufe erreichen sie, in denen empörte Mitkämpfer für ihre Sache (Chris und Lisa) sich darüber beschweren, dass die Polizei sie bereits zwei Straßenzüge zuvor am Weitergehen hinderte. Lisa wirkt immer noch ruhig, aber inzwischen machen sich die ersten – leisen – Zweifel in ihr breit, während sie die Sendung fast vollständig

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