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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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»Wenn du endlich mal dein ewiges Machogehabe lassen und über deinen beschränkten Horizont blicken würdest, könntest du unter Umständen erkennen, dass diese Frauen das verdammt ernst meinen und bereit sind, für ihre Ideale eine ganze Menge zu riskieren.« Insgeheim hofft sie, dass die da unten das Radio anhaben und ihre flammende Rede hören.
    I`ll kill you , verspricht er ihr tonlos. »Ich unterstelle ihnen auch nichts anderes. Aber sie als extreme Bedrohung darzustellen, überschreitet die Sachlage um einiges. Ich sehe nur ein paar verwirrte Frauen ...«
    »... ungefähr hundert politisch engagierte, sehr intelligente Feministinnen, die sich um den einzigen Zugang zu den Senderäumen geschart haben ...«, fällt Lisa ein.
    ... die aber keineswegs drohen, uns zu lynchen ...
    Sie mustert ihn mit erhobener Braue. »Meinst du«, sagt sie düster. »Ich bin mir da nicht so sicher.«
    Langsam schüttelt Chris den Kopf. »Tja, also so viel zur derzeitigen Lage. Wir betrachten das als eher witzig; dürfte wohl das erste Mal in der Geschichte sein, dass Gegner einer Radiosendung den aktiven Widerstand proben und nicht einfach ihre Sendegeräte abschalten. Auf jeden Fall halten wir uns auf dem Laufenden. Jetzt erst einmal zur Feier des Tages: › Under Attack ‹ von Linkin Park.«
    Kaum sind die Mikros zu, lehnt er sich vor. »Are you completely nuts oder darf ich das als späte Rache werten – für ... was auch immer?«
    Lisa gibt sich vorsichtshalber mal total unschuldig. »Keine Ahnung, was du meinst.«
    Seine Augen werden groß, doch dann stöhnt er. »Nein, nicht einmal du bist so dämlich ...«
    »Lass endlich deine ewigen Beleidigungen!«
    »Diesmal sind sie angebracht ... sonst auch«, fügt er hinzu. »Du hast gerade die vereinte Zuhörerschaft aufgefordert, hier anzutanzen; ist dir das entgangen? Was willst du denn unternehmen, wenn hier in Kürze eintausend kampfbereite Lisa- und Chris-Fans ...«
    »Streich das Lisa«, meint sie trocken, doch er lässt sich nicht stören.
    »... einfallen und sich eine Straßenschlacht mit deinen sisters of mercy liefern? Überlegst du auch mal?«
    Gelassen hebt sie die Schultern. »Ich sollte mir was ausdenken und das habe ich! Also beschwere dich nicht, wenn´s dir nicht passt! Außerdem kann ich mir echt nicht vorstellen, dass die mitten in der Nacht lostoben, um sich gegen die Mädchen zu stellen. Ich dachte mir eher, dass sie anrufen und mailen werden.«
    Er nickt. »Und wie bitte willst du damit die durchgeknallten Weiber da draußen entfernen?«
    »Gegendarstellung!«, grinst sie. »Ich drucke die Mails aus und werfe sie ihnen vor die Füße. Dann haben sie was zum Lesen und sind erst mal abgelenkt, möglicherweise sogar demoralisiert. Wenigstens einige von ihnen. Bringe ihre festen Reihen ins Wanken, dann sind sie einfacher zu besiegen! Mit der Unterstützung der Hörer dürfte das eine Wahnsinns-Publicity werden. Genau, was du immer erreichen wolltest. Denn eins kann ich dir flüstern: Die Presse ist dabei. Und das wäre zumindest eine gewaltfreie Lösung, auf die du natürlich nicht stehst, schon klar ...« Damit lehnt sie sich zurück, verschränkt die Arme und sieht ihn finster an.
    Der Ami nimmt den Blick nicht von ihr und denkt angestrengt nach. Erwartungsgemäß nimmt das jede Menge Zeit in Anspruch, viel Basis ist ja nicht vorhanden. »Good«, sagt er nach einer Weile. »That´s the deal: In einer halben Stunde gehst du raus und erklärst ihnen, dass sie sich zu verziehen haben. Dann hatten sie eine Stunde, um ihren Bullshit abzusondern. Sind sie nach zehn Minuten nicht verschwunden, rufe ich die Cops ... Polizei , du nervst, Lisa!«, knurrt er. »Wenn bis dahin ein paar Mails eingetroffen sind, kannst du die gern zu PR-Zwecken nutzen. Und bis dahin rate ich dir, zu beten. Denn ich vermute immer noch, dass wir uns aufgrund deiner Dämlichkeit demnächst im Krieg befinden.«
    »Geht leider nicht.« Lisa schüttelt den Kopf. »Ich bete keinen männlichen Gott an, der propagiert, dass das Weib sich dem Manne zu unterwerfen hat. Tu`s doch selbst, wenn du meinst, dass es was bringt.«
    Chris stöhnt.
    Vierzig Minuten später ...
    »DO SOMETHING!«
    Endlich ist geklärt, dass Chris durchaus zu einer irren Miene fähig ist. Denn genau die trägt er inzwischen zur Schau – und zwar anhaltend.
    Blöderweise hat Lisa sich etwas verkalkuliert, wenn sie in vielen ihrer Vorhersagen auch durchaus richtig lag. Mails sind nämlich sehr wohl eingetrudelt, und nicht mal

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