Starke Kinder
einem sonnigen Tag durch die FuÃgängerzone und erledigen Ihre Einkäufe. Mitten auf der geschäftigen EinkaufsstraÃe stehen nun ein Erwachsener und ein ca. acht Jahre altes Kind. Der Erwachsene beschimpft das Kind. Er holt weit mit der Hand aus und gibt dem Kind eine Ohrfeige. Das Kind weint. Der Erwachsene zieht das Kinder hinter sich her â fort von der Menge
.
Wie glauben Sie, würden die Menschen in der FuÃgängerzone reagieren? Was würden Sie denken? Wie würden Sie sich wünschen, dass Sie reagieren?
Sicher würde es Menschen geben, die sich nicht einmischen, sondern ihren Einkäufen weiter nachgehen. Diesen Menschen würde wahrscheinlich durch den Kopf gehen, dass der Mann der Vater des Kindes gewesen sein muss, der das Kind bei z. B. einem Diebstahl oder einem anderen schlimmen Vergehen erwischt haben muss. Er sei vielleicht sehr ärgerlich geworden, ihm sei vielleicht nur die âHand ausgerutschtâ. Es wird nur wenigen Menschen wirklich gelingen, sich einzumischen. Und wenn, was wäre die günstigste Reaktion?
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, wie schwer es sein kann, sich einzumischen. Die geschilderte Szene fand auf offener Strasse statt, in einer belebten Einkaufszone. Die Gewalt des Täters war offensichtlich und unbestreitbar.
Was aber, wenn die Gewalt nicht offen, also nicht für alle sichtbar, stattfindet? Sexuelle Gewalt findet zumeist hinter verschlossenen Türen statt. Die Kinder sind nicht in der Lage, über das Geschehene zu sprechen. Grundsätzlich können wir davon ausgehen, dass der gröÃte Teil der Erwachsenen helfen wollen würden, wenn sie denn genau Bescheid wüssten und wissen würden, was zu tun ist. Leider ist dies aber selten der Fall. Erwachsene, die helfen wollen, haben manchmal nur vage Verdachtsmomente.
Sie geraten in eine verzwickte Lage. Was geschieht, wenn Sie Ihren Verdacht offen legen? Falls es keinen Missbrauch gab, so haben Sie ein Kind in eine schwierige Lage gebracht und einen unschuldigen Menschen einer schweren Untat beschuldigt. Was geschieht, wenn Sie Ihren Verdacht nicht offen legen? Falls es einen Missbrauch gibt, werden Sie sich lange fragen, ob Sie das Kind nicht besser hätten unterstützen können.
Idealerweise wäre folgender Verlauf nach einem geäuÃerten Missbrauchsverdacht, der sich bestätigt: Das Kind wird in seiner Not wahrgenommen. Der Missbrauch wird beendet. Die Familie kann das Kind angemessen unterstützen und idealerweise erhält es zusätzliche Hilfen durch z. B. therapeutische Gespräche.
In diesem Idealverlauf gibt es jedoch verschiedene mögliche schwierige Situationen:
Wann wird der Verdacht geäuÃert? Was sind âsichereâ Anzeichen für einen sexuellen Missbrauch?
Wie sollte der Verdacht geäuÃert werden? Wer kann wie kontaktiert werden?
Wie können Eltern ihr Kind nach einem offen gelegten sexuellen Missbrauch unterstützen?
Wie können therapeutische Gespräche stützen?
16.1Â Â Was macht es einem Kind so schwer, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen?
Betroffene Erwachsene berichten ausnahmslos, dass sie zur Zeit des Missbrauchs versucht haben, sich zu wehren oder Hilfe zu suchen. Während des Missbrauchs, so berichten viele erwachsene Opfer, hätten sie dem Täter gesagt, dass sie âesâ nicht wollten. Vielfach hätten sie auch versucht, sich körperlich zu wehren. Allerdings habe die eigene körperliche Kraft nicht ausgereicht und der Täter sei daraufhin gewalttätiger gewesen. Sie hätten gelernt, einfach zu ertragen, was geschieht. Auf diese Weise sei es weniger schmerzhaft gewesen und häufig auch schneller vorbeigegangen.
In anderen Fällen versuchten die Betroffenen, sich anderweitig zu schützen. Eine Betroffene berichtet, sie hätte nachts ihre StraÃenkleidung getragen. Sie habe den Stiefvater, der nachts in ihr Bett kam, um sie zu berühren, so daran hindern wollen. Auch habe sie zeitweilig versucht, sich unter ihrem Bett zu verstecken. Der Stiefvater habe sie jedoch gefunden. Vereinzelt berichten Menschen, so verzweifelt gewesen zu sein, dass sie versucht hätten fortzulaufen oder gar sich umzubringen.
Natürlich versuchten die Betroffenen auch jemanden zu finden, der helfen kann. Häufig ist dies jedoch schwierig. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
Nicht selten schüchtert der Täter das Kind ein. Er bedroht das Kind z. B.
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