Starke Kinder

mit dem Mord an ihm, seinen Eltern oder anderen nahestehenden Personen.
Das Kind ist gewohnt, zu tun, was Erwachsene ihm sagen. Wenn ihm gesagt wird, was zu tun ist, dann weiß es, dass es dies tun muss.
Das Kind kann in starker Ambivalenz zum Täter gefangen sein. Zwar mag der Täter etwas mit ihm tun, was ihm nicht gefällt. Andererseits kann es den Täter, z. B. den Vater, lieben. Es kann große Angst haben die Beziehung zum Täter oder zur Familie zu verlieren. Die Befürchtung, dass die Familie auseinanderbricht, wenn z. B. der Vater ins Gefängnis geht, die Mutter zum Vater hält und das Kind ins Heim geschickt wird, kann sich bewahrheiten.
Das Kind kann zu jung sein, um zu verstehen, was ihm geschieht. Es kann sein, dass ihm tatsächlich die Worte fehlen.
Missbrauch kann Kinder verwirren. Es mag daran zweifeln – gerade zu Beginn des Missbrauchs – ob dieser wirklich geschehen ist. Vielleicht ist es doch ein schlechter Traum gewesen, dass der Onkel es gestreichelt hat? Vielleicht hat der Opa sich gar nichts dabei gedacht, als er es nackt gesehen hat. Vielleicht ist es auch normal, was geschieht. Es wird dem Opfer eingeredet, dass dies etwas ist, was Väter mit ihren Töchtern machen.
Das Kind fühlt sich mitschuldig. Ihm wurde vom Täter eingeredet, dass es selbst schuld sei, weil es z.B. den Täter gereizt habe. Vielleicht sei es einfach von Grund auf schlecht?
In manchen Fällen hat das Kind den Eindruck die Mutter oder eine andere wichtige Person schützen zu müssen. Die Welt steht Kopf. Nicht die Mutter schützt das Kind, sondern das Kind möchte die Mutter und das familiäre System vor dem Zusammenbruch schützen.
Nicht selten versuchen Kinder ihre jüngeren Geschwister zu schützen. So erdulden sie sexuelle Gewalt aus Sorge, dass der Täter sich sonst den jüngeren Geschwistern zuwenden könnte.
    Insgesamt können wir davon ausgehen, dass kein Kind einen sexuellen Missbrauch will. Jedes Kind wird den Wunsch haben, diese bedrohliche Situation zu beenden. Gleichzeitig wird es Dinge geben, die es daran hindern, offen über den Missbrauch zu sprechen. Ein Erwachsener, der einem Kind in solch einer Situation helfen möchte, sollte in der Lage sein, die Dinge, die ein Kind hindern, offen über den Missbrauch zu sprechen, zu verstehen. Dies erfordert hohes Einfühlungsvermögen.
    Wenn ein Kind nicht offen über den Missbrauch sprechen kann, welche möglichen Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch könnte es für Erwachsene geben?
    16.2  Was sind Hinweise auf sexuellen Missbrauch?
    Es kann verschiedenste Hinweise auf sexuellen Missbrauch geben. Verdachtsmomente können unterschiedlich intensiv sein.
    Es kann recht oberflächliche, nur sehr
unklare Hinweise
geben. Dies können beobachtete ungewöhnliche Verhaltensweisen des Kindes sein. Diese unklaren Hinweise können durch viele verschiedene ungünstige Einflüsse verursacht werden – ein sexueller Missbrauch ist ein sehr gravierender ungünstiger Einfluss.
    Etwas klarer wird der
Verdachtsmoment
, wenn ein Kind etwas (wenn auch unklar und vage) über einen möglichen Missbrauch erzählt hat. Ist der Allgemeine Soziale Dienst (Jugendamt) zu diesem Zeitpunkt informiert, so würden die Mitarbeiter weitere Informationen sammeln und das Kind „im Auge behalten“. Sind ältere Kinder betroffen, so wird den Kindern Beratung durch das Jugendamt angeboten.
    Als
drängend
gelten Hinweise, Beobachtungen oder Foto- bzw. Videoaufnahmen von sexuellen Übergriffen, spontane, unbeeinflusste, klare Schilderungen eines erlebten sexuellen Missbrauchs durch ein Kind. Ein Kind könnte beispielsweise erzählen, dass es einen Pornofilm gesehen hat, dass Papa im Kinderzimmer schläft, dass nachts ein dunkler Geist kommt, dass bei Opa Milch aus dem Penis kommt. Diese Berichte werden bei kleineren Kindern nicht sehr detailliert ausfallen. Auch körperliche Auffälligkeiten wie übertragbare Geschlechtskrankheiten, Bisswunden und Hämatome im Genital-, Anal- und Brustbereich gelten als drängende Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch.
    Körperliche Symptomatik
    Körperliche Anzeichen eines sexuellen Missbrauchs sind eher selten. Bei Verdacht ist eine medizinische Untersuchung auf jeden Fall sinnvoll. Wird der sexuelle Missbrauch von körperlichen Misshandlungen begleitet, so können sich Verletzungen und Anzeichen von