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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Castillo Linda
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vergesse, das Richtige zu tun.“ Sie fasste nach der Brusttasche ihres Mantels, wo das
Lockdown
-Logo in Seide eingestickt war. „Dieses Logo, diese Uniform hat mir mal etwas bedeutet. Sie bedeuteten sogar alles für mich. Ich habe das alles fortgeworfen …“
    „Emily, wir befinden uns in einer hoch angespannten Situation mit viel Adrenalin. Wir stehen seit über sechsunddreißig Stunden unter unglaublichem Stress …“
    „Hier geht es nicht um Adrenalin oder Stress oder auch nur um die Zeit, die wir miteinander verbracht haben.“
    „Nein, aber diese Dinge können eine sowieso schon komplizierte Situation noch weiter verkomplizieren. Vor allem wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt.“
    „Oder vielleicht wiederholt sich die Geschichte einfach nur.“
    „Wovon sprichst du?“
    Sie überraschte ihn mit einem Lachen, das jedoch bitter klang. Ein Lachen, das er nicht gerne von ihr hörte. „Vielleicht bin ich tatsächlich wie mein Vater.“
    Er wusste nichts über ihren Vater. Aber Zack bemerkte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie aufgewühlt und durcheinander war. Er erkannte es an dem Zittern ihrer Hände. Er hörte es in dem Beben in ihrer Stimme. Und ihm war klar, dass was auch immer sie ihm jetzt erzählen würde, sehr schmerzhaft für sie war.
    „Was hat dies alles mit deinem Vater zu tun?“, fragte er.
    „Du meinst, du hast nie von dem berüchtigten Adam Monroe gehört?“
    Zack wartete. Obwohl er spürte, dass sie reden wollte, wusste er, dass er sie würde drängen müssen, um sich zu öffnen. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und hielt Ausschau nach einem Streifenwagen oder einem Auto, das zu dicht auffuhr oder aber sich auffällig weit hinten hielt. Es hatte zu schneien begonnen. Die Flocken rieselten von dem grauen Himmel, allerdings glaubte Zack nicht, dass ein Sturm aufkommen würde.
    Er warte weiter drauf, dass sie das Wort ergriff. Doch sie schwieg, also forderte er sie sanft auf: „Sprich mit mir, Emily. Erzähl mir, was mit deinem Vater passiert ist.“
    „Er war Vollzugsbeamter für den Staat Idaho“, begann sie. „Er hat sich bis zum Lieutenant hochgearbeitet. Er war gut in seinem Job, sehr professionell, und wurde allseits respektiert. Ich war fünfzehn, als man ihn in die Balpost-Vollzugsanstalt für Frauen versetzte. Es hatte in dem Gefängnis einige Schwierigkeiten gegeben, und mein Vater wurde dorthin geschickt, um neue Strukturen einzuführen und die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.“ Sie sah hinunter auf ihre Hände und seufzte. „Er war erst sechs Monate dort, da fingen die Probleme an. Ich konnte damals nicht wirklich begreifen, was da vor sich ging. Aber ich hörte die Telefongespräche. Hörte die Streitereien zwischen ihm und meiner Mutter. Ich sah die Artikel in der Zeitung und die Berichte in den Lokalnachrichten. Ich hörte das Getuschel hinter meinem Rücken, wenn ich in der Schule war.“
    „Was war geschehen?“
    „Mein Vater … hatte sich mit einer Insassin eingelassen.“
    Überraschung und Mitgefühl durchfuhren ihn. Nun verstand er, warum sie so viel Widerstand gezeigt hatte, ihm zu glauben, ihm zu vertrauen. „Das tut mir leid.“
    „Ich war zu jung, um das gesamte Ausmaß zu verstehen. Meine Eltern versuchten beide, mich von dem Schlimmsten abzuschirmen. Dennoch wusste ich, dass er etwas … Verwerfliches getan hatte.“
    „So eine Sache ist für ein fünfzehnjähriges Mädchen schwer zu begreifen.“
    „Es war eine furchtbare Zeit für meine Familie“, sagte sie. „Es gab so viel Streit. Telefonanrufe mitten in der Nacht. Besuche von der Polizei. Meine Mutter war außer sich. Sie sagte, er hätte uns gedemütigt. Hätte seinen ganzen Berufsstand in den Dreck gezogen.“
    „Wie ist das passiert? Ich meine, gab es irgendwelche mildernden Umstände? Bestanden Zweifel an der Schuld der Insassin?“
    „Keine Ahnung. Er hat es uns nie erzählt.“
    „Du meinst, er hat sich nicht verteidigt? Gab es keine Anhörung? Wurde keine Anklage gegen ihn erhoben? Hat er seinen Job verloren?“
    „Er hat nicht lange genug gelebt, um uns zu erzählen, was geschehen war.“
    „Das tut mir leid.“ Zack wandte den Blick von der Straße ab und richtete ihn auf Emily. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, er fühlte mit dem fünfzehnjährigen Mädchen, das sie gewesen war. „Wie ist es geschehen?“
    „Er hat sich das Leben genommen.“
    „Oh Mann, Emily …“
    „Es ist schon lange her.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es war hart.

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