Starker als dein Tod
Aber ich habe es verarbeitet. Es geht mir jetzt gut.“
Er verzog das Gesicht, denn ihm war bewusst, dass das nicht stimmte. „Was geschah mit der Insassin?“
„Ich weiß es nicht.“
„Wer war sie?“
„Sie hieß Shanna James. Ich habe Fotos von ihr gesehen. Sie war sehr schön und sehr jung. Gerade mal zehn Jahre älter als ich.“ Sie lächelte, doch es war ein humorloses, sprödes Lächeln. „Bevor sie sich kennenlernten, saß sie schon seit zwei Jahren im Gefängnis. Sie war für den Mord an ihrem Mann verurteilt worden.“
„Wie nett.“
„Nach dem, was ich in Erfahrung bringen konnte, hatte sie es gezielt auf meinen Vater abgesehen. Verführte ihn nach allen Regeln der Kunst, mit vollem Körpereinsatz.“ Sie schloss die Augen, als könnte sie das, was sie gleich sagte, kaum ertragen. „Er hat alles geopfert, um mit ihr zusammen sein zu können. Seine Karriere. Seine Familie. Sogar sein Leben. Ich hasse es, das zu sagen, aber ich glaube, dass er sie tatsächlich geliebt hat.“
Zack wusste nicht, wie er sie trösten konnte, deswegen ließ er sie weiterreden.
„Meine Eltern hatten Probleme gehabt. Sobald die Verfehlungen meines Vaters öffentlich wurden, reichte meine Mutter die Scheidung ein. Er zog aus. Zwei Wochen später war er tot.“
„Das muss furchtbar schmerzhaft für dich gewesen sein.“
„Alles, was ich wollte, war, dass meine Eltern wieder zusammenkommen. Ich hasste die Frau, die mir das genommen hatte. Und ich hasste ihn für seine Schwäche.“ Sie drückte die Handballen gegen ihre Augen und ließ die Hände dann wieder in den Schoß fallen. „Und dann war er tot, und ich hatte niemanden mehr, auf den ich wütend sein konnte.“
„Und das ist der Grund, warum du solche Schwierigkeiten hast, mir zu glauben.“
„Das ist der Grund, warum ich vorsichtig bin.“
Er blickte sie an und wünschte, er würde nicht gerade am Steuer sitzen, damit er sie berühren konnte und sie irgendwie überzeugen konnte, dass er die Wahrheit sagte. „Dein Vater war ein Mensch, Emily. Menschen machen manchmal Fehler.“
„Ich werde nicht die gleichen Fehler machen wie er.“
Ihre Worte hallten in dem Wagen hohl nach, und Zack trafen sie wie ein Faustschlag in den Magen. Sie waren nur noch ein paar Minuten von dem Aussichtspunkt entfernt, wo das Treffen stattfinden sollte. Doch alles, woran er denken konnte, war Emily und was sie durchgemacht hatte, was er sie nun durchmachen ließ.
Ich werde nicht die gleichen Fehler machen wie er
.
Das Schild, das den Aussichtspunkt ankündigte, blitzte kurz auf. Zack verlangsamte das Tempo und sah die Ausfahrt direkt vor ihnen. Neben ihm hatte Emily ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fenster zugewandt und zog sich innerlich von ihm zurück.
Ihm war bewusst, dass es ein schlechter Zeitpunkt war, weil er sich auf das bevorstehende Treffen konzentrieren sollte, aber er sehnte sich so sehr nach ihrem Vertrauen, dass es ihn fast körperlich schmerzte.
Zack raste an der Ausfahrt vorbei.
„Du hast sie verpasst“, sagte Emily.
„Ich werde ein paar Hundert Meter weiter parken.“
„Rechnest du mit Problemen?“
„Das scheint das übergreifende Thema der gesamten Mission zu sein.“ Als Zack einen Standstreifen entdeckte, verlangsamte er den Jeep und fuhr rechts ran. Er löste den Sicherheitsgurt und drehte sich zu Emily. „Setz dich auf den Fahrersitz“, befahl er.
Sie schaute ihn erstaunt an. „Warum?“
„Ich lasse den Schlüssel in der Zündung“, meinte er. „Falls irgendwas passiert, möchte ich, dass du in das nächste County fährst und direkt zum Sheriff-Büro gehst. Erzähl ihnen alles.“
„Zack, falls du in den letzten Tagen so einige Details nicht mitbekommen haben solltest: Ich bin genau wie du eine Flüchtige.“
„Der Maulwurf wird dich zweifellos umbringen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Und das Gleiche wollen Underwood und seine Leute bei
Lockdown
. Die Polizei ist deine einzige Zuflucht, wenn wir in einen Hinterhalt geraten.“
„Die Polizei könnte in der ganzen Sache mit drin hängen.“
„Darum sage ich ja auch, dass du bis ins nächste County fahren sollst. Nicht jeder Cop in diesem Staat ist bestechlich. Also verdammt noch mal, rutsch jetzt rüber auf den Fahrersitz.“
Sie kletterte auf den Sitz. Als sie hinter dem Lenkrad saß, griff er nach dem Türgriff und stieg aus dem Wagen.
„Zack?“
Ihre Blicke begegneten sich. Sie sah wunderschön und verängstigt aus, und er brauchte seine ganze Willenskraft,
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