Starker als dein Tod
Carpenters Büro“, fuhr Zack fort. „Wir haben nicht viel Zeit.“
Emily atmete tief durch, löste sich aus seinem Griff und deute mit der Hand den Gang hinunter. „Das Büro von Dr. Lionel ist ein Stockwerk weiter oben.“
„Lass uns dort anfangen.“
Zack brauchte weniger als dreißig Sekunden, um das Schloss zu knacken. Sobald er in Dr. Lionels Büro war, eilte er zum Schreibtisch und durchsuchte ihn. Er hörte, wie Emily einen Aktenschrank öffnete und die Papiere durchblätterte. In der letzten Schublade fand er endlich, wonach er gesucht hatte.
„Sieh dir das an“, sagte er, als er ein gebundenes Notizbuch hervorzog.
Emily schloss den Schrank und trat zu ihm. „Was ist das?“
„Das Tagebuch eines Verrückten“, antwortete er trocken.
Sie beugte sich vor, damit sie ebenfalls die handschriftlich verfassten Notizen lesen konnte, die detailliert beschrieben, wie jeder einzelne Gefangene auf das RZ-902 reagiert hatte.
Patient A-4922B, männlich, sechsunddreißig Jahre alt, 180 Pfund, einen Meter und fünfundachtzig groß. Der Patient wurde gegen 3:03 in die Testkammer gebracht. Um 3:04 begann RZ-902 zu wirken. Extremes Unwohlsein wurde beobachtet, gefolgt von Hautblutungen, Blutungen aus der Nase, dem Mund und den Augen. Vier Minuten nach der Behandlung erlitt der Patient einen Atemstillstand und wurde bewusstlos. Der Tod trat eine Minute später ein …
In seinen Jahren als Geheimagent hatte Zack viele schreckliche Dinge zu Gesicht bekommen. Allzu viel konnte ihn nicht mehr erschüttern. Doch der kaltblütige Vorsatz, mit dem das hier geschah, verursachte ihm Übelkeit und machte ihn über die Maßen wütend.
„Mein Gott, Zack, das ist unglaublich … grausam.“
Sie stand so dicht neben ihm, dass er den lieblichen Duft ihres Haars wahrnahm. Er spürte die Güte und Wärme, die sie ausstrahlte. Und plötzlich musste er sich versichern, dass diese Dinge auf der Welt noch existierten. Er schlang die Arme um sie, drückte sie dicht an sich und schloss die Augen.
Mehrere Herzschläge lange sprach keiner von ihnen ein Wort. Dann schaute Zack ihr tief in die Augen. Wenn dieser Frau irgendetwas zustoßen sollte, könnte er niemals mit der Schuld leben.
In dem Bemühen, seiner Gefühle wieder Herr zu werden und sich nur auf seine Mission zu konzentrierten, riss er die Seiten aus dem Notizbuch, faltete sie und stopfte sie in den Bund seiner Hose. „Lass uns nachsehen, was wir in Underwoods Büro entdecken.“
Sie verließen Dr. Lionels Büro genau so, wie sie es vorgefunden hatten, und sprinteten den Gang hinunter zu Underwoods Büro. Der Korridor war hell erleuchtet. Zack machte sich so schnell wie möglich an dem Schloss zu schaffen. Er wusste, dass sie sich auf dem Präsentierteller befanden, und wenn jemand um die Ecke kam … Dreißig Sekunden später betrat er Underwoods Allerheiligstes.
Das Zimmer war mit dunklen glänzenden Möbeln ausgestattet. Die Regalwand rechts von Zack war voller Bücher, dicken Bänden und juristischen Wälzern. Direkt gegenüber stand ein Computer auf einem mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Schreibtisch.
„Underwood hat alles auf seinem Computer.“ Emily ging direkt zum Tisch und schaltete das Gerät ein.
„Um an die Daten zu kommen, benötigen wir seinen Benutzernamen und das Passwort“, wandte Zack ein, der ihr folgte.
„Jeder bei
Lockdown
hat einen ähnlichen Benutzernamen.“ Sie setzte sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch.
Zack beobachtete, wie ihre Finger über die Tastatur flogen, und verspürte eine ungewohnte Nervosität. Er konnte nicht aufhören, immer wieder zur Tür zu schauen. Konnte nicht aufhören, sich all die Dinge vorzustellen, die geschehen konnten, wenn jemand hereinkam und sie erwischte. Schweiß lief ihm über den Nacken und er schaute auf die Uhr an der Wand. Nicht einmal fünf Uhr. Sie hatten noch Zeit, bis das Personal zur Arbeit erschien. Doch sie hielten sich bereits seit fünfzehn Minuten im Gebäude auf. In spätesten zehn Minuten müssten sie sich aus dem Staub machen, ob sie das Gesuchte nun gefunden hatten oder auch nicht.
„Verdammt“, murmelte Emily.
Er richtete seinen Blick auf den Monitor und sah, wie „Zugriff verweigert“ auf dem Bildschirm aufleuchtete.
„Ich habe zwar den Benutzernamen, aber nicht das Passwort“, sagte Emily.
„Was hast du versucht?“
„Er hat zwei Kinder. Ich habe beide Namen probiert.“ „Probier es mit seiner Frau“, schlug Zack vor.
Rasch tippte Emily den Namen
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