Starker als dein Tod
ist, der gut darin ist, die Scherben wegzuräumen.“
Sie dachte einen Moment darüber nach und versuchte, sich nicht davon ängstigen zu lassen. „Wir werden niemanden brauchen, der die Scherben wegräumt, weil wir nicht erwischt werden.“
„Das ist die richtige Einstellung!“, entgegnete Zack mit einem ironischen Lächeln.
„Ich meine es wirklich so, Zack. Wir können innerhalb von zwanzig Minuten rein und wieder raus …“
„Wenn uns dort drin ein Wärter über den Weg läuft, ist es vorbei“, sagte er wütend.
Emily starrte ihn an. Ihr Puls raste, Angst und Unsicherheit durchfuhren sie und plötzlich beschlichen sie Zweifel an dem, was sie vorhatten.
„Ich habe diesen Anruf getätigt, damit Underwood oder Carpenter oder wer auch immer nicht mit dem Mord an uns durchkommen, wenn wir es nicht hinausschaffen sollten.“
Ein mulmiges Gefühl überkam sie. „Du glaubst nicht, dass wir es schaffen.“
„Ich glaube, dass wir völlig verrückt sind“, erwiderte er und beschleunigte abrupt den Jeep.
Zwanzig Minuten später glitt Emily aus dem Wagen und landete im knietiefen Schnee. Sie hatten in einer kleinen Seitenstraße geparkt, die einige Meilen vom Gefängnis entfernt lag. „Warum halten wir hier?“
„Falls du mit den Polizisten an den Straßensperren nicht gerade Tango tanzen willst, sollten wir die letzten zwei Meilen zu Fuß zurücklegen“, sagte er.
Emily hatte schon mehrmals in ihrem Leben Angst gehabt. In den letzten drei Jahren, die sie als Vollzugsbeamtin in einem Hochsicherheitsgefängnis arbeitete, hatte sie gelernt, sich ihren Ängsten zu stellen und sie zu überwinden. Während Emily auf die Lichter des
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im Tal unter ihnen starrte, wurde ihr bewusst, dass sie aber niemals so große Furcht empfunden hatte wie in diesem Augenblick. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass irgendetwas schiefgehen würde. Mit Zack konnte sie nicht darüber sprechen, weil er nichts lieber täte, als umzukehren und fortzulaufen, auch wenn er sie damit nur aus der Schusslinie bringen wollte. Das war die einzige Sache, die sie nicht zulassen durfte.
„Wir nähern uns von Süden“, erklärte er.
Emily sah zu ihm hinüber. Sogar in der Dunkelheit konnte sie den düsteren Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen. Er kniff den Mund zu einer dünnen Linie zusammen und presste fest die Zähne aufeinander.
„Die Bäume werden uns Deckung geben“, brachte sie hervor.
„Ich werde ein Loch in den Zaun an der nordwestlichen Ecke schneiden.“
„Das ist direkt neben dem Wachturm …“
„Wo sie uns nicht sehen können“, unterbrach er sie.
„Aber wie sollen wir von dem Wachturm zum Hauptgebäude kommen?“
Er schaute hinauf in den Himmel. „Ich glaube, Mutter Natur spielt uns in die Hände.“
Verständnislos blinzelte Emily. Dann bemerkte sie, dass es schneite. Das Schneegestöber würde ihnen Schutz vor der Entdeckung bieten.
„Woher weißt du, dass es auch weiterhin schneien wird?“, fragte sie.
„Das weiß ich nicht.“ Er sah sie einen Moment an. „Ich würde mich bei dieser Sache verdammt viel besser fühlen, wenn du hier im Jeep bleiben würdest.“
Ihr entging die Sorge nicht, die sich tief in sein Gesicht gegraben hatte. Emily gefiel es nicht, dass sie der Grund dafür war, doch sie konnte keinesfalls einfach warten und ihn allein losziehen lassen. „Ich gehe mit dir hinein“, entgegnete sie.
Er presste erneut die Zähne zusammen und warf rasch einen Blick über die Schulter. „In diesem Fall sollten wir uns besser auf den Weg machen.“
Zack legte ein flottes Tempo vor, und obwohl Emily körperlich gut in Form war, fiel es schwer, mit ihm Schritt zu hallten. Er führte sie durch einen tiefen Flusslauf, durch eine Schonung von jungen Gelbkiefern, über einen gefrorenen Bach und schließlich an den Rand der weitläufigen Wiese, wo das Gefängnis stand.
Innerhalb weniger Minuten hatte er die verschiedenen Lagen von Stacheldraht durchtrennt. „Wir laufen zwischen den Bäumen, die die Zufahrt säumen“, erklärte er. „Von dort aus suchen wir Deckung unter dem Turm. Keine Gespräche mehr. Folge ab jetzt meinen Handzeichen. Alles klar?“
Emily nickte, ihr ganzer Körper schien vor einer Mischung aus Adrenalin und Furcht und dem beängstigenden Wissen, dass der kleinste Fehler ihnen beiden das Leben kosten würde, zu vibrieren.
„Dann los.“
Der Schnee fiel dicht, während sie die Baumreihe entlanghetzten. Emily rannte so schnell sie konnte und
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