Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
werden seine Bücher sofort zu Bestsellern. Und sie kassiert.«
    »Wirklich genial. Ein völlig neues Mordmotiv – genau das, wonach ich schon seit Jahren suche. Aber – finden Sie das nicht ein bißchen gefährlich? Sie könnte am Ende als Mörderin verdächtigt werden.«
    »Dann würden ihre Bücher auch zu Bestsellern.«
    »Wie wahr! Nur daß sie möglicherweise nichts mehr davon hätte.«
    »Da liegt natürlich der Hase im Pfeffer«, sagte Wimsey.
    »Denn wenn sie nicht verdächtigt und verhaftet und vor Gericht gestellt wird, ist auch der Profit nur halb so groß.«
    »Eben«, sagte Wimsey. »Aber könnten Sie als erfahrene Ränkeschmiedin da keinen Ausweg finden?«
    »Das würde ich mir schon zutrauen. Sie könnte zum Beispiel ein perfektes Alibi konstruieren oder, wenn sie ganz gemein wäre, die Tat jemand anderm in die Schuhe schieben. Oder die Leute glauben machen, ihr Freund habe sich selbst aus dem Verkehr gezogen.«
    »Zu unsicher«, sagte Wimsey. »Wie sollte sie das zuwege bringen?«
    »Das kann ich so aus dem Stegreif auch nicht sagen. Ich werde mal scharf darüber nachdenken und Ihnen Bescheid sagen. Oder – ich habe eine Idee!«
    »Ja?«
    »Sie ist ein Mensch mit einer Monomanie – nein, nicht selbstmörderisch. Das wäre langweilig und dem Leser gegenüber auch nicht ganz fair. Aber es gibt jemanden, dem sie etwas Gutes tun möchte, das kann irgendwer sein, Vater, Mutter, Schwester, Geliebter, oder eine Sache, für die Geld gebraucht wird. Sie macht ein Testament zu seinen oder ihren Gunsten und läßt sich für das Verbrechen hängen, denn sie weiß, daß der Mann, die Frau oder die Sache, die ihr so am Herzen liegt, dadurch ans Geld kommt. Wie ist das?«
    »Großartig!« rief Wimsey, ganz mitgerissen. »Nur – Moment mal. Sie bekäme das Geld des Freundes nicht, oder? Es ist nicht zulässig, daß jemand von einem Verbrechen profitiert.«
    »Hol’s der Kuckuck! Das stimmt auch wieder. Es ginge dann also nur um ihr eigenes Geld. Das könnte sie als Schenkung vermachen. Ja doch – passen Sie auf! Wenn sie das sofort nach dem Mord tut – in einer Schenkung alles weggibt, was sie besitzt – dann wäre darin auch alles eingeschlossen, was ihr nach dem Testament ihres Freundes zukommt. Alles bekäme direkt der, die oder das Begünstigte. Ich glaube nicht, daß daran rechtlich etwas zu verhindern wäre!«
    Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an.
    »Wissen Sie was?« sagte Wimsey. »Sie leben gefährlich. Sie sind viel zu schlau. Aber eine gute Geschichte ist es schon, das muß ich sagen.«
    »Ein Renner! Wollen wir sie schreiben?«
    »Auf jeden Fall!«
    »Ich fürchte nur, daß wir nicht mehr dazu kommen werden.«
    »So was sollen Sie nicht sagen. Natürlich werden wir sie schreiben. Zum Teufel, wozu bin ich denn hier? Selbst wenn ich mich damit abfinden könnte, Sie zu verlieren, würde ich mir nie die Chance entgehen lassen, meinen Bestseller zu schreiben.«
    »Bisher haben Sie mir aber nichts weiter als ein sehr überzeugendes Mordmotiv geliefert. Ich kann mir nicht vorstellen, daß uns das sehr weiterhelfen wird.«
    »Ich habe etwas anderes getan«, sagte Wimsey, »und zwar bewiesen, daß dies jedenfalls nicht Ihr Motiv war.«
    »Wieso?«
    »Sie hätten es mir nicht erzählt, wenn es Ihr Motiv gewesen wäre. Sie hätten mich behutsam vom Thema abgebracht. Und außerdem –«
    »Ja?«
    »Nun, ich war bei Mr. Cole von Grimsby Cole und weiß, wer an Philip Boyes’ Büchern den Löwenanteil verdienen wird. Und ich kann mir nicht recht vorstellen, daß er der Gegenstand Ihrer Liebe ist.«
    »Nein?« fragte Miss Vane. »Und warum nicht? Wissen Sie nicht, daß ich unsterblich in jedes einzelne Kinn an seinem Hals verliebt bin?«
    »Wenn Sie Kinne lieben«, meinte Wimsey, »werde ich versuchen, mir ein paar wachsen zu lassen, obwohl das nicht ganz leicht sein wird. Aber – behalten Sie Ihr Lächeln; es steht Ihnen.«
     
    »Das ist ja alles gut und schön«, dachte er bei sich, als das Tor sich hinter ihm schloß. »Geistreiche Wortgefechte halten die Patientin bei Laune, aber sie bringen uns nicht weiter. Wie steht’s mit diesem Urquhart? Vor Gericht sah er ganz in Ordnung aus, aber das weiß man nie. Ich finde, ich sollte ihm mal eine Stippvisite abstatten.«
    Mit dieser Absicht fuhr er zum Woburn Square, aber dort erwartete ihn eine Enttäuschung. Mr. Urquhart war zu einer kranken Verwandten gerufen worden. Es war nicht Hannah Westlock, die ihm öffnete, sondern eine rundliche ältere Frau, in

Weitere Kostenlose Bücher