Starkes Gift
ja?«
»Selbstverständlich, wenn es Ihnen hilft.« Er drückte auf einen Klingelknopf. »Miss Warburton, bringen Sie mir bitte einen Satz Fahnen von Der Tod im Kochtopf . Trufoot peitscht die Veröffentlichung mit Volldampf durch. Das Buch war noch nicht fertig geschrieben, als sie verhaftet wurde. Mit einer seltenen Energie und Entschlossenheit hat Miss Vane es noch vollendet und sogar selbst Korrektur gelesen. Natürlich mußte alles über die Gefängnisverwaltung laufen. Aber wir waren ja selbst darauf bedacht, nichts zu verheimlichen. Über Arsen weiß sie jedenfalls genau Bescheid, die Ärmste. Ist dieser Satz komplett, Miss Warburton? Hier, bitte. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Noch eine Frage. Was halten Sie vom Verlagshaus Grimsby Cole?«
»Die kommen für mich überhaupt nie in Frage«, sagte Mr. Challoner. »Sie haben nicht etwa die Absicht, dort etwas zu veröffentlichen, Lord Peter?«
»Nicht daß ich wüßte – ernsthaft nicht.«
»Falls doch, lesen Sie Ihren Vertrag sehr genau. Ich will nicht sagen, bringen Sie ihn zu uns –«
»Wenn ich je etwas für Grimsby Cole schreibe«, sagte Lord Peter, »verspreche ich, es nur über Sie zu tun.«
7. Kapitel
Lord Peter Wimsey hüpfte andern Morgens förmlich ins Holloway-Gefängnis. Harriet Vane begrüßte ihn mit fast reumütigem Lächeln.
»Sie sind also wiedergekommen?«
»Meine Güte, ja doch! Sie haben doch hoffentlich mit mir gerechnet? Ich hatte mir eingebildet, diesen Eindruck hinterlassen zu haben. Passen Sie mal auf – ich habe mir eine gute Handlung für einen Kriminalroman ausgedacht.«
»So?«
»Allererste Klasse! Wissen Sie, so etwas, wobei die Leute sagen: ›Das hab ich schon immer mal selbst schreiben wollen, wenn ich nur die Zeit hätte, mich dafür hinzusetzen.‹ Mir scheint, das Hinsetzen ist das einzige, was man braucht, um Meisterwerke zu produzieren. Aber einen Moment noch. Zuerst das Geschäftliche. Mal sehen –« Er blätterte zum Schein in einem Notizbuch. »Aha, ja. Wissen Sie zufällig, ob Philip Boyes ein Testament gemacht hat?«
»Ich glaube, ja; als wir noch zusammenlebten.«
»Zu wessen Gunsten?«
»Zu meinen. Nicht daß er viel zu vererben gehabt hätte, der Arme. Hauptsächlich war es ihm um einen literarischen Nachlaßverwalter zu tun.«
»Dann sind Sie jetzt de facto seine Nachlaßverwalterin?«
»Ach du lieber Himmel! Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Ich habe als selbstverständlich angenommen, daß er bei unserer Trennung das Testament geändert hat. Das muß er wohl auch, sonst hätte ich doch nach seinem Tode schon irgendwas gehört, oder?«
Sie sah ihn mit offenem Blick an, und Wimsey fühlte ein leises Unbehagen.
»Sie wußten also nicht, daß er es geändert hatte? Bevor er starb, meine ich?«
»Ich muß wirklich sagen, ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet. Wenn ich daran gedacht hätte – natürlich hätte ich es dann angenommen. Warum?«
»Nichts«, sagte Wimsey. »Ich bin nur ziemlich froh, daß von dem Testament nicht bei diesem Dingsda die Rede war.«
»Sie meinen den Prozeß? Sie brauchen das Wort nicht so zartfühlend zu umgehen. Sie meinen, wenn ich geglaubt hätte, noch immer seine Erbin zu sein, hätte ich ihn vielleicht seines Geldes wegen umbringen können? Aber so große Schätze waren das auch wieder nicht. Ich habe viermal soviel verdient wie er.«
»Das schon. Ich dachte nur an diese Krimihandlung, die ich mir ausgedacht habe. Wenn ich länger darüber nachdenke, ist sie eigentlich ziemlich einfältig.«
»Erzählen Sie mal.«
»Ach, wissen Sie –« Wimsey schluckte ein wenig, dann rasselte er betont unbekümmert seine Idee herunter.
»Also – es geht um eine Frau (ein Mann täte es genauso, aber bleiben wir mal bei der Frau), die Bücher schreibt – Kriminalromane, genauer gesagt. Sie hat einen Freund – der auch schreibt. Sie sind beide keine Bestsellerautoren – eben ganz normale Schriftsteller.«
»Ja? So was kann durchaus vorkommen.«
»Und der Freund macht ein Testament und vermacht sein Geld – die Tantiemen seiner Bücher und so – der Frau.«
»Aha.«
»Und die Frau – die gerade die Nase ziemlich voll von ihm hat, müssen Sie wissen – denkt sich einen großen Coup aus, der ihrer beider Bücher zu Bestsellern machen wird.«
»So?«
»Ja. Sie beseitigt ihn mit derselben Methode, die sie gerade in ihrem letzten Krimi beschrieben hat.«
»Ein kühnes Unternehmen«, sagte Miss Vane anerkennend.
»Ja. Und natürlich
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