Starlet Monika
hob den anderen und schleuderte das Ding von sich. Das schwarze
Spitzenbanner segelte tapfer durch die Luft und verfehlte haarscharf den Rest
ihrer auf der Stuhllehne drapierten Kleidungsstücke.
Kathy stemmte erneut beide Hände
in die Hüften und sah mich trotzig an. »Einen Drink«, befahl sie mit
metallischer Stimme, »oder ich fange jetzt gleich an zu schreien !«
»Keinen Drink«, sagte ich.
»Na gut!« Sie hob bösartig den
Kopf. »Vielleicht werde ich Sie in den ersten fünfzig Jahren in St. Quentin
gelegentlich mal besuchen kommen !« Dann warf sie den
Kopf zurück und öffnete weit den Mund.
»Halt !« schrie ich.
»Na, und?« Sie brachte ihren
Kopf nach vorn und blickte mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen auf
mich herab. »Jetzt können Sie wohl nicht erwarten, mir den Drink zu bringen, Holman ?«
»Einen Drink nicht«, sagte ich.
»Aber wenn ich schon fünfzig Jahre oder mehr im Kittchen zubringen muß, sollten
Sie wenigstens fair sein. Ich meine, Sie könnten mich wenigstens zuerst das Verbrechen
begehen lassen !«
»Fünf- oder sechsmal ?« kreischte sie.
Ida räusperte mich nervös. »Nun
ja, wen interessieren bei solchen Gelegenheiten schon Additionen ?«
Sie beugte sich plötzlich vor, und
ihre beiden Hände fuhren auf mich zu, so daß ich während eines
nervenaufreibenden Augenblicks dachte, sie wollte mir die Augen auskratzen.
Dann packten ihre Hände meine Schultern und stießen energisch zu, so daß ich
rücklings auf die Couch fiel. Ohne auch nur Atem zu holen, machte sie aus dem
Stand einen Satz und landete gleich darauf im Hechtsprung auf mir. Ich spürte
die weiche Last ihrer Brust auf der meinen, und die sinnliche Oberlippe war so
nahe, daß mir keine andere Wahl blieb, als sachte meine Zähne in sie zu
versenken.
»Weißt du was ?« seufzte sie etwa eine Minute später.
»Hm ?« sagte ich benommen.
»Du hast mir eine Weile lang
auf zweierlei Weise Angst eingejagt !« Sie hob ein
wenig den Kopf und warf mir einen so entrüsteten Blick zu, daß sogar ich ihn
als solchen erkennen konnte.
»Auf zweierlei Weise ?« murmelte ich.
»Klar !« Sie nickte voller Ernst. »Ich hatte ernsthaft Angst, du würdest entweder klein
beigeben und mir diesen Drink eingießen oder auf dein Recht als Bürger
verzichten, das Verbrechen zu begehen, weswegen du verhaftet werden solltest.«
»Ich frage mich, was passiert
wäre, wenn ich eins von beidem getan hätte«, sagte ich nachdenklich.
»Das kann ich dir beantworten .« Sie kicherte verschmitzt. »Zwei Minuten später hättest du
dir die Lunge aus deinem dummen Hals geschrien !«
Dann gruben sich ihre scharfen
kleinen Zähne in meine Unterlippe, und das beendete aufs wirkungsvollste für
die nächste Stunde jegliche Unterhaltung — oder dauerte es vielleicht sogar
länger?
NEUNTES KAPITEL
E s gibt für einen Junggesellen
nichts, was seine Moral so sehr hebt, wie wenn er jemanden gefunden hat, der
nicht nur das Frühstück besorgt, sondern es auch noch serviert. Und wenn die
Serviererin zufällig eine prachtvolle Blondine in einem schwarzen Spitzenbüstenhalter
und entsprechendem Höschen ist und ein Handtuch wie einen Turban um den Kopf
geschlungen hat, fühlt er sich entschieden wie ein Sultan. Das einzige
Ärgerliche in diesem Land ist nur, daß die Harems noch nicht von der Steuer
abzugsfähig sind.
Kathy ließ sich mir gegenüber
am Tisch nieder, nippte an ihrem Kaffee und warf mir dann einen brütenden Blick
zu. »Weißt du«, sagte sie, »etwas habe ich letzte Nacht gelernt .«
»Nun ja«, sagte ich und
versuchte, bescheiden dreinzusehen, »es ist weniger Technik als echte
Leidenschaft, das ist der Unterschied, behaupte ich immer .«
»Davon rede ich nicht«, sagte
sie verächtlich. »Ich meine, das nächste Mal weiß ich es besser — sofern es ein
nächstes Mal gibt .«
»Du fängst an, wie Huey Lambert zu reden«, sagte ich erregt. »Ich kenne all
die einzelnen Worte, aber wenn ich sie aneinanderreihe, klingen sie wie
Oberkurdisch .«
»Es ist mein Ernst, Rick«,
sagte sie scharf. »Ich meine, es besteht immer die Möglichkeit, daß es passiert
oder daß man als Mädchen so tun möchte, als sei es passiert. Aber wenn ich je,
wie ich gestern nacht angedroht habe, nach der
Polizei schreien sollte, weiß ich künftig besser Bescheid .«
»Wirklich ?« sagte ich vorsichtig.
»Fünf- oder sechsmal!« Sie
schniefte verächtlich. »Wetten, daß sich jeder, dem ich das erzähle, halb
kaputtlacht!«
Ich
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