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Startschuss

Startschuss

Titel: Startschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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lauthals an: »Super, Jabali! Komm, die holst du noch!«
    Jabali hatte mittlerweile einen Abstand von mehr als 20   Metern zum letzten Läufer des Feldes, aber immerhin waren noch mehr als zweieinhalb Runden zu laufen.
    »Das schafft er!« Daran glaubte Ilka fest.
    Michael hatte da seine Zweifel. »Von der Kondition her vielleicht«, warf er ein. »Aber noch 1100   Meterbarfuß über die Tartanbahn? Dem qualmen doch die Füße schon nach der nächsten Runde.«
    Missmutig betrachtete er aus den Augenwinkeln, wie die Grünheimer sich amüsierten. Sie zeigten auf Jabali, lachten und einige
     zogen sogar schnell ihre Digitalkameras aus den Rucksäcken.
    »Seht euch das an!«, ärgerte sich Lennart. »Mir soll keiner erzählen, dass die nicht dahinterstecken. Man sollte die Grünheimer
     komplett vom Wettkampf ausschließen!«
    Der Meinung war Michael ja ohnehin schon lange.
    Linh beteiligte sich nicht an der Debatte. Sie vergewisserte sich, dass die Laufbahn komplett frei war, und lief hinüber,
     um Jabalis Schuhe aufzusammeln.
    Kurz darauf erschien sie wieder bei ihren Freunden und stellte fest: »Mit den Schuhen ist alles in Ordnung. Ich verstehe das
     nicht.«
    Lennart nahm ihr die Schuhe ab, um sie selbst noch einmal genau zu untersuchen. Jabali lief doch nicht freiwillig barfuß.
     Das konnte er sich nicht vorstellen.
    Die Grünheimer grölten. Sie hatten allen Grund, gut gelaunt zu sein.
    Jabali hatte zwar wieder Anschluss zum Feld gefunden.Aber die beiden Grünheimer hatten dafür ihren Abstand zum Feld ausgebaut und liefen den anderen gut zehn Meter voraus.
    »Das geht nicht gut«, unkte Lennart. »Mann, der kann doch nicht die ganze Strecke barfuß laufen!«
    »Abele Bikila«, sagte Linh leise vor sich hin.
    »Was hast du da gesagt?«, fragte Lennart.
    »Abele Bikila«, wiederholte Linh. »Ich bin sicher, Jabali hat an ihn gedacht, als er seine Schuhe auszog.«
    »Wer:
ihn
? Wer ist denn das?«, fragte Ilka nach.
    »Abele Bikila war ein äthiopischer Läufer, der die erste Olympische Medaille für ein afrikanisches Land in der Geschichte
     der Olympischen Spiele geholt hat. Rom 1960.   Im Marathonlauf. Und wie lief er?«
    »Sag jetzt nicht: barfuß.« Michael konnte sich das nicht vorstellen, 42   Kilometer auf Asphalt ohne Schuhe zu laufen.
    »Doch«, bestätigte Linh. »Und zwar lief er damals Weltrekord.«
    »Wahnsinn«, stieß Michael. »Was hatte denn der für Füße?«
    »Gut trainierte«, antwortete Linh. »Viele Dorfkinder in Äthiopien hatten einen sehr weiten Schulweg.Sie mussten teilweise 15, 20 oder mehr Kilometer zur Schule laufen. Und wohlgemerkt: Sie gingen die Strecke nicht, sie
liefen
sie.«
    »Wie Jabali, der auch immer läuft«, fiel Lennart ein.
    Linh nickte. »Ja. Ich glaube, in manchen Gebieten ist es immer noch so. Und viele Kinder haben keine Schuhe oder die Schuhe
     sind durchgelaufen, so wie übrigens auch die Laufschuhe von Bikila 1960 in Rom. Die Zeit war zu kurz, neue Schuhe einzulaufen,
     also lief er barfuß. Aber als Kind war er auch täglich 25   Kilometer barfuß in die Schule und zurück gelaufen.«
    »Woher weißt du das alles?«, wunderte sich Ilka.
    »Jabali hat ein Bild von diesem Läufer in seine Schulmappe geklebt. Und unter uns: Es ist nicht das erste Mal, dass er barfuß
     läuft.«
    Ilka schüttelte den Kopf. Davon hatte sie noch nie etwas gehört. Da war man schon so lange mit jemandem befreundet und wusste
     doch kaum etwas von ihm. Ein bisschen war sie in diesem Augenblick sogar eifersüchtig auf Linh.
    Auch Michael und Lennart hatten noch nie etwas von Jabalis Vorbild mitbekommen.
    Auf jeden Fall hatte Jabali durch das Nacheifernseines großen Vorbildes Abele Bikila nun die besten Chancen, den Lauf auch barfuß zu bestehen: Jetzt schob er sich schon an
     die dritte Stelle vor, direkt hinter die beiden Grünheimer.
    »Wenn Jabali sich nicht rechtzeitig einen großen Abstand verschafft, verliert er«, war Lennart sich sicher. »Gegen den Sprint
     von dem Dings kommt er nicht an. Wie heißt der noch mal?« Vor lauter Aufregung fiel ihm der Name des Grünheimers nicht ein,
     der im Moment an zweiter Position lief.
    »Matthias«, half Michael ihm auf die Sprünge. Die meisten der Teilnehmer kannten sie natürlich nicht mit Namen. Im Gegenteil,
     es waren viele Schulen dabei, gegen die Michael und seine Freunde noch nie im Wettkampf angetreten waren. Die alten Rivalen
     aus Grünheim aber waren alle bekannt. Jeder Einzelne. Mit Stärken und Schwächen. Während

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