Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
Vom Netzwerk:
verängstigt, eingeschüchtert?
    Ein Glück, dass Jelena bei ihr war. Vincent hoffte nur, man hatte die beiden nicht vo neinander getrennt. Wann kam endlich eine Nachricht der Entführer?
    Er tauchte aus seinem Trübsinn auf, als sich ein flacher Renngleiter mit rau blubbernden Motoren neben sein Boot schob. Ein  Bursche am Steuer, zwei im Heck, alle um die Dreißig, kurze Hosen, weiße Baumwollleibchen, barfuss, Muskeln und dicke Hälse. Einer sprang an Land, warf die Bugleine um einen Poller, hielt sie fest und wartete. Der im Heck beugte sich herüber, griff nach der Scheuerleiste und zog sich enger an Vincents Boot heran.
    „Vincent Cruz?“ Osteuropäischer Akzent.
    „Wer will das wissen?“
    „Gospodin Baranowski meint, sie könnten das hier gebrauchen.“ Jetzt sprach er russisch. Er hob beidhändig eine rote Badetasche hoch und schob sie Vincent unter dem Relingdraht zu.
    Vincent blickte flüchtig unter das obenauf drapierte Frotteetuch. Ein Sortiment von Schusswaffen, in Klarsichtfolie eingeschweißt, wie roher Schinken an der Kühlth eke. „Danke. Bestellen Sie Feodor einen Gruß.“
    Der Mann nickte und drückte sich wieder frei. Der Bugmann sprang mit der Leine zurück an Bord des Schnellboots, das rückwärts ins freie Hafenwasser glitt und dann dumpf röhrend auf das offene Meer zudrehte. Draußen nahmen sie südlichen Kurs.
    Schon wieder etwas Neues. Erst vor einer guten Stunde hatte Vincent mit Bar anowski telefoniert. Und jetzt schickte er ihm bereits seine Laufburschen. Ihr Gleiter war zwar schnell, aber nicht so schnell, um die Strecke von Montenegro bis Makarska in derart kurzer Zeit zu schaffen. Also musste Feodor hier an der Küste noch einen Stützpunkt haben, von dem er Vincent nichts erzählte. Wo konnte das sein. Vielleicht der kurze nichtkroatische Küstenstreifen bei Neum , sieben Kilometer wilder Westen in Bosnien Herzegowina, wöchentliches Wallfahrtsziel der großen und kleinen Schnäppchenjäger. Bis dorthin waren es gute vierzig Meilen. Bei Gelegenheit würde er Baranowski danach fragen.
    Vincent schleppte die Tasche in die Kabine und schaute sich Feodors Besch erung an. Er ließ sich nicht lumpen, das musste man ihm lassen. Man konnte allerdings auch zu dem Schluss kommen, dass Jelenas Entführung ihn schon jetzt voll durchdrehen ließ. Im Prinzip schickte er alles, was man brauchte, um einen handfesten Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen; die kurze 38er Smith & Wesson, die unvermeidliche Glock 21, einen Hi Point 9mm Karabiner, eine Schrotflinte, ähnlich der Pumpgun, mit der Vickie damals Eduardo umgepustet hatte, eine kurze Ingram, die beliebteste Automatic in den Actionfilmen der siebziger Jahre. Dazu drei Handgranaten, Ersatzmagazine und Kartons mit Munition, Messer, silbrig glänzendes Packband, Kabelbinder, ein Paket für medizinische Notversorgung, alles sauber in Folie verschweißt. Wahrscheinlich lagerte Baranowski einen Teil der Waffen unter Wasser und ließ sie nur im Notfall hervorholen.
    Gut gemeint, aber wohin mit dem Zeug. Wenn die Polizei zufällig das Boot durchsuchte, saß Vincent im nächsten Moment hinter Gittern. Er nahm die Glock und die Ingram an sich, verstaute die Granaten fürs Erste in der Backskiste und packte das restliche Sortiment in einen flachen Styroporbehälter, wie ihn Fischer zum Sortieren ihres Fangs benutzen. Ivo konnte die Waffen verstecken. Das Handy surrte, als Vincent sich gerade auf die Suche nach Ivo machen wollte. Kam jetzt Bewegung in die Sache?
    „Was sollen die dunklen Andeutungen? Ist Rea was zugestoßen?“ Graham klang aufgekratzt, hielt sich nicht lang mit Vorreden auf.
    „Sie lebt noch, zumindest hoffe ich das.“
    Pause. „Ist sie nicht auf Ihrem Boot?“ Der Groschen fiel, aber Graham scheute sich, die Katastrophe beim Namen zu nennen. 
    „Wäre Rea auf meinem Boot, stünde morgen nichts über sie in der Zeitung.“
    „Man hat sie entführt?“ Na endlich. Es klang nicht wie eine Frage.
    „Sie und eine andere junge Frau.“
    Wieder eine Pause. Er schnaufte. Vincent half ihm nicht weiter.
    „Gibt es schon ein Lebenszeichen?“
    „Bis jetzt nicht.“
    „Wahnsinn das alles“, er verfiel wieder in seinen weinerlichen Ton, „Cruz, wenn ich i rgendwas tun kann...“, Vincent hörte, wie er sich wand, „wenn es um Geld geht...“
    „Sie wissen, worum es geht.“
    Die Stille dehnte sich. Was ging in Grahams Kopf vor? Ein windiger Hund, aber Vincent nahm ihm ab, dass er nicht mit Mord und Kidnapping gerechnet hatte, als

Weitere Kostenlose Bücher