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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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er den Coup plante. Eine saubere kleine Unterschlagung sollte das werden, mehr nicht. Doch dann kamen Fremde ins Spiel, die Gangart wurde rauer, er war in Panik geraten und hatte den Schwanz eingekniffen. Rund um ihn herum floss Blut, sein Privatleben zerbrach, dazu das nervtötende Versteckspiel. Und jetzt nahmen sie ihm noch Rea, seinen letzten familiären Halt. Er war weich gekocht.
    „Die lassen mich nie am Leben, auch wenn ich das Geld raus rücke.“
    „Das muss nicht so sein. Man kann da was arrangieren“, log Vincent.
    „Und was?“
    „Das bespreche ich nicht am Telefon. Wir sollten uns treffen. Ich kann morgen in Zypern sein.“
    „Wer sagt mir, dass das keine Falle ist?“ Es wollte clever klingen, doch seine Stimme zitterte.
    „Niemand“, sagte Vincent. „Sie können weiter versuchen, Ihren Arsch im Alleingang zu retten, dann stirbt auch Rea. Genau wie Katja. Am Ende sind Sie dann dran. Ich bin Ihre einzige Chance, lebend davon zu kommen.“ Besser, Vincent erwähnte Keller und Baranowski nicht. Je nebulöser er blieb, desto eher würde Graham ihn als letzte Hoffnung sehen und auf seine Vorschläge eingehen.
    „Plötzlich diese Hilfsbereitschaft?“
    „Für Sie rühre ich keinen Finger. Aber Rea kann nichts dafür, dass ihr Stiefvater ein Gauner ist und dazu noch feige.“
    „Sie geben es mir ordentlich“, sagte er, schwieg eine Weile. Dann: „Ich bin nicht auf Zypern. Wir können uns morgen in München treffen. Draußen in Riem. Ich buche für Sie ein Hotelzimmer, direkt am Einkaufszentrum der neuen Messe. Warten Sie dort. Ich melde mich. Und kommen Sie allein.“
    „Warum treffen wir uns nicht hier bei mir?“ Nur, um nicht gleich ja zu sagen.
    „Machen Sie Witze?“
    „Na dann. Gegen Mittag bin ich dort.“
    Graham blieb noch einen Moment in der Leitung, holte Luft, als wolle er etwas sagen, legte dann auf.
    Das Display des Handys zeigte fast fünf Minuten Gesprächsdauer an. Selbst die prim itivste Fangschaltung hätte in dieser Zeitspanne herausgefunden, von wo er Vincent angerufen hatte. Wenn Vincent jemals wieder nach Brüssel kam, würde er sich auf dem Markt für Hobbyspione nach geeignetem Gerät umsehen.
    Was jetzt? Der Termin in München war kein Problem, Hansson würde erfreut sein. Baranowski? Die kleinste Andeutung ihm gegenüber, und Vincent säße ein Grei ftrupp auf den Hacken. Wenn Graham Feodors Russen zufällig witterte, würde er gleich wieder abtauchen. Andererseits konnten Baranowskis Leute hilfreich sein, falls es notwendig wurde, Graham gegen seinen Willen an die Adriaküste zu schaffen.
    Und Keller? Er schied von vornherein aus. Seine Söldner würden los traben und Gr aham im Alleingang zu schnappen versuchen. Die Mädchen wären Keller völlig egal. Überdies ginge Feodor seine Prämie durch die Lappen, was Vincents Verhältnis zu dem Russen nicht gerade einfacher machte. Besser, er warf ein paar Nebelbomben, verdrückte sich für einen Tag und drehte das Ding allein. Graham musste hier an die Küste bugsiert, sorgsam gelagert und für den Austausch vorbereitet werden, wenn Vincent seine Tochter je lebend wieder sehen wollte.
    Er griff sich die Kiste mit Feodors Waffen, schnallte sie auf den Gepäckträger des M otorrads und fuhr los, um Ivo zu suchen.
     
    Der Wind blies stetig, Vincent war bereits einige Meilen gesegelt, als Baranowski wieder anrief.
    „Keller ist hier bei mir, wir haben uns geeinigt.“
    „Schön. Irgendwas von den Entführern?“
    „Bisher nicht.“ Im Hintergrund wurde gemurmelt. „Ich gebe dich mal we iter.“
    „Tut mir Leid wegen der Mädchen.“ Kellers nüchterner Tonfall strafte seine Worte Lügen. „Du willst also damit an die Öffentlichkeit. Erwartest du wirklich, dass Graham darauf re agieren wird?“
    „Hast du eigentlich Kinder?“ fragte Vincent.
    Keller steckte das weg. „Anna Schiller ist seit zwei Tagen bei Teichmann in Fredersdorf zu Besuch. Irgendeine Ahnung, was die beiden aneinander finden?“
    „Im Zweifel geht es um Geld. Frag doch nach.“
    „Das werde ich.“ Klang unzufrieden. Er gab Vincent an Feodor weiter.
    „Das mit der Presse läuft. War nicht einfach. Wo bist du?“
    „Auf dem Boot“, sagte Vincent, „Keller soll in der Nähe bleiben. Wenn Graham auftaucht, muss alles schnell gehen.“
    „Waren meine Jungens bei dir?“
    „Ja. Danke.“
    „Bis später.“ Er ging aus der Leitung.
    Keller war nicht dumm. Er hatte die Andeutung über Gregor Teichmann und Anna Schiller absichtlich fallen lassen.

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