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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Leute vom  Geheimdienst wissen längst von der Schieberei. Sie sind bereit, Zugeständnisse zu machen.“
    Er hob den Kopf. „Heißt das, ich wäre aus dem Schneider, wenn ich denen das Ostgeld überlasse?“
    „Das ist anzunehmen.“
    „Aber die Russen werden doch durchdrehen.“
    „Ihr Häuptling ist schon ruhig gestellt.“
    „Hat er Rea entführt?“
    „Vielleicht“, an diese Möglichkeit wollte Vincent nicht denken. Aber abwegig war Grahams Frage keineswegs. Feodor täte alles, um Schwung in die Jagd zu bringen. Warum sollte er die Mädchen nicht an einem abgelegenen Ort verstecken, um Vincent auf Trab zu halten. Aber nahm Baranowski dafür den Tod des Wächters mit der Sonnenbrille in Kauf?
    Sie wechselten durch den U-Bahnhof hindurch wieder zur anderen Straßenseite. Jetzt lebte der Platz, Leute str ebten ins Einkaufszentrum, die ersten Gartentische vor der Brauereikneipe waren bereits besetzt. Ein Zeitungsverkäufer kam mit dem Abendblatt auf sie zu, Vincent gab ihm eine Münze und rollte die Zeitung zusammen. Graham blieb schweigsam, Vincent war jetzt auf dem Sprung. In Kürze würde sich zeigen, ob Graham ihm folgen würde oder zu fliehen versuchte und einen Tritt in die Kniekehlen brauchte.
    „Wie sieht der Plan aus?“ Graham schien sich nicht sicher, was er tun sollte.
    „Ich habe einen Piloten, der uns nach Split bringt. Dort wechseln wir auf mein Boot und halten uns zunächst von der Menschheit fern. Wir arrangieren ein Treffen mit dem deutschen Agenten und dem Kopf der Russen. Ich hoffe das reicht, um die Mädchen frei zu bekommen.“ Natürlich reichte das nicht. Es sei denn, Feodor hätte Rea und Jelena tatsächlich in Verwahrung. Traf das nicht zu, würde Vincent persönlich Graham auf jedes beliebige Schafott schieben.
    „Ich verabschiede mich also von dem Geld, dafür bleibe ich am Leben.“ Der Kerl dac hte zuerst an sich.
    „So ist es.“
    „Warum macht der Russe mit?“
    „Er denkt, eine Provision ist besser als nichts.“
    „Und was haben Sie davon? Für eine flüchtige Jugendliebe haben Sie sich ziemlich in die Sielen geworfen.“
    Vincent holte aus, um dem Spinner mit der zusammen gerollten Zeitung einen Klaps zu verpassen. Das rettete ihm vermutlich das Leben. Der erste Schuss zerlegte e inen Zipfel des Abendblatts in weiße Flöckchen, der zweite schrammte neben Vincent ins Pflaster. Es knallte, der Schütze saß im Gebäude vor ihnen, benutzte keinen Schalldämpfer. Vincent duckte sich halb hinter Graham, packte seinen Arm und zog ihn hinter sich her in den U-Bahnhof zurück. Zwei Männer in hellen Windjacken rannten aus dem etwa hundert Meter entfernten Tor des Einkaufszentrums und hasteten ihnen unbeholfen nach. Kein weiterer Schuss, zu groß die Gefahr, Graham anzukratzen.
    Vincent rannte mit Graham die Treppe zum Bahnsteig hinunter, rechts und links leere Gleise, niemand stand wartend herum. Er schaute auf die elektronische Anzeige. Die nächste Bahn in Richtung Stadt kam in sieben Minuten. Zum Taxenstand vor dem Messeeingang schaffte er es mit Graham im Schlepptau niemals. Von oben das G eräusch schneller Schritte, gedämpfte Rufe auf Deutsch. Graham stand atemlos da, die Augen aufgerissen, seine Brille verrutscht.
    „Los“, Graham immer noch fest im Griff, bugsierte Vincent ihn zur rechten Tu nnelröhre und sprang hinunter neben die Gleise. Graham wehrte sich nicht, folgte ihm in das dunkle Gewölbe hinein, die Angst vor den Verfolgern ließ ihm keine Zeit zum Überlegen. Nach knapp hundert Metern die erste Versorgungsnische, sie pressten sich hinein, horchten.
    „Hier ist nichts“, eine Männerstimme, kein Jüngling mehr.
    „Überprüf´ den Tunnel“, der Andere stand offenbar oben auf der Treppe. Was die Stimme anging, nicht viel jünger, als der Erste.
    „Bist du verrückt, gleich kommt ein Zug.“
    Das war das kleinere Problem, dachte Vincent. Wahrscheinlich hatte eine Überwachungskamera ihren Sprung auf den Schienenstrang festgehalten; es war nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei auftauchte.
    „Mach schon“, der auf der Treppe mimte den Chef, „was meinst du, was los ist, wenn wir ohne den Kerl zurück kommen?“
    Vincent sah, wie der Mann auf dem Perron sich vorbeugte und in ihre Richtung spähte. Etwa Mitte vierzig, Bauch, zehn Kilo zu viel auf den Rippen.
    „Nichts zu sehen“, rief er nach oben, „die sind weg.“ Ihm war es egal.
    „Idiot“, der Mann auf der Treppe war jetzt wütend.
    Vincent zog Graham weiter in das Dunkel hinein. Sie

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