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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Hände gelaufen. Jetzt haben wir den Ärger. Die Taktik soll einer verstehen.“
    „Wolf hielt es für besser, wenn wir uns auch die Weiber greifen. Der Judas redet schneller, wenn er zusehen muss, wie seine Tussis durchgevögelt und in Stücke g eschnitten werden. Anschließend gehen sie sowieso zu den Fischen.“
    Weiter unten hätte es der Akrobat auf dem Dach fast geschafft. Er streckte b ereits die Hand aus, um Aki vom Rand des Loches wegzuziehen, als die verrosteten Dachträger unter dem Gewicht der beiden nachgaben. In einem Höllenlärm verschwanden sie zusammen mit dem Gerümpel in der Tiefe. Es schien endlos zu dauern, bis wieder Stille einkehrte. Dann begann unten ein Mann zu schreien.
    Vincent kniete sich hin und lud die Waffe durch. Das Geräusch ließ die beiden herum fahren.
    „Ich habe gehört, ihr zielt auf die Beine“, sagte Vincent und drückte ab, lud durch und schoss ein zweites Mal. Es traf sie unterhalb der Knie und warf sie über den Haufen, sie rutschten das Dach hinab und verschwanden in dem Loch, das der Akrobat gemeinsam mit Hustenbonbon gerissen hatte. 
    Fürs Erste hatte das Fabrikdach ausgedient, hier oben weiter zu bleiben, war Selbs tmord. Sicher hatte dieser obskure Anführer nicht nur Tölpel in seinem Team. Wolf – noch nie von ihm gehört. Aber immerhin waren sie jetzt nur noch zu fünft,   wenn Vincents Freund mit dem Mundgeruch die Wahrheit erzählt hatte.
    Was für ein Glück, dass er sich auf einem Spielplatz befand, den er bereits aus dem Bürgerkrieg kannte. Damals, als Vincent hier Flüchtlinge bis zu ihrem Seetransport verwahrte, gab es in dem Gemäuer allerhand Gesindel, das ihn und seine Schützlinge aber nie entdeckt ha tte. Wer kriecht schon freiwillig in dunkle Röhren?
    Halb zwei, über eine Stunde hatte Vincent bereits vertrödelt. Zu warten, bis es hell wurde, war keine echte Alternative. Was blieb sonst? Keller konnte sie zwar hier herausholen, aber das würde dauern. Und Baranowski? Jelenas Tod war für die Gangster beschlossene Sache. Damit schied Feodor als Drahtzieher der Treibjagd aus. Während Vincent an der Rückwand der Fabrikhalle nach unten stieg, beschloss er, den Russen anzurufen, wenn er wieder im Versteck bei den Mädchen war.
    Aus dem vorderen Teil der Halle hörte er Stöhnen und ersticktes Gewimmer. Nirgendwo Anzeichen dafür, dass Helfer unterwegs waren. Besser, er ging jetzt weite Umwege. Wenn Wolf den Verletzten zu Hilfe kam, dann mit dreifacher Absicherung von allen Seiten. Vincent folgte einer Grube, in der sich einst die Rollwalzen für Stahlblech gedreht hatten, bog rechts in einen engen Wartungsschacht, dann zwei Stufen nach unten, durch eine angelehnte Gittertür und stand im Freien. Um ihn herum wucherndes Unkraut und Metallgerümpel. An die Wand gedrückt wartete er auf verräterische Zeichen, aber alles blieb still. Weiter vorn standen die beiden Geländewagen; es war zu finster, um etwaige Wachen zu erkennen.
    Die Nacht blieb ruhig. Fünfhundert Meter weiter, jenseits der Magistrale , schliefen die Menschen dem nächsten Ferientag entgegen. Ab und zu schnurrte ein Auto vorbei, das Wasser war spiegelglatt. Wäre es nicht so still gewesen, hätte Vincent den dünnen Knall des Pistolenschusses überhört, der aus dem Innern der Fabrik drang. Dann ein zweiter, dritter, vierter. Wieder Ruhe. Offenbar hatte der Leitwolf das Problem mit den Verwundeten auf seine Weise gelöst.
    Vincent zögerte nicht weiter, lief die paar Meter hinüber zur Kaimauer und ließ sich ins Wasser gleiten. In den dicken Lastwagenreifen, die als Prallschutz an der Ka imauer hingen, gluckste lauwarmes Wasser. Mit einer Hand hielt Vincent das Gewehr über Kopf, mit der anderen zog er sich von Reifen zu Reifen näher an die Autos der Gang heran. Kein Problem bei diesen Wassertemperaturen. Unter den gelben Verladekränen, die in friedlicher Zweisamkeit am Kai vor sich hin rosteten, hielt er an. Wolf verstand was vom Geschäft, also saß sicher ein Mann oben, um das Gelände zu überwachen. Doch wenn der Wachtposten sich nicht gerade nach außen lehnte, war Vincent im toten Winkel.
    Er zog sich hoch und stemmte beide Füße in das Gummi des Fenders. Schräg vor ihm die beiden Geländewagen, schmutzig, nicht mehr neu. Er schoss in schneller Folge in die Hinterreifen beider Autos, duckte sich und wartete. Hoch über ihm ratterte eine automatische Waffe los, bestrich die gegenüberliegende Hallenwand, nagelte in jede sichtbare Maueröffnung, mähte Büsche und

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