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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Nachmittag hier abgestellt ha tte, geradezu ins Auge sprang. Er wies auf den Metallboden und hockte sich hin.
    „Wo stecken wir hier?“ Jelena flüsterte.
    „Im Abluftsystem einer Fabrikruine. Hier sind wir vorerst sicher. Mit genügend Vorräten, könnten wir in diesem Loch eine Woche unsichtbar bleiben.“
    Die beiden sahen Vincent an. Er kam der Frage zuvor. „Während des letzten Bürgerkriegs habe ich hier ab und zu Flüchtlinge versteckt, bis sie später mit Schnel lbooten in nach Italien gebracht wurden. Entspannt euch jetzt.“
    Er stand auf und schob die Kippluke einen Spalt hoch. Es war fast dunkel. Das Au sflugsboot hatte abgelegt und nahm Kurs aufs offene Meer. Der Bugmann sortierte in aller Ruhe sein Tauwerk und kümmerte sich nicht um die Leichen, die noch so verkeilt zwischen Tischen und Bänken lagen, wie die Schüsse sie umgemäht hatten. Entweder gab es jetzt eine Seebestattung, oder man würde Tunsky und seine Kumpel in einer der abgrundtiefen dalmatinischen Karsthöhlen entsorgen. Vincent hockte sich wieder zu den Mädchen.
    „Was ist mit Walter?“ Rea war kaum zu verstehen.
    „Er ist tot, es tut mir Leid.“ Zum Teufel. Wie immer war er unbeholfen in solchen Dingen.
    Sie saß da, versuchte Graham einzuordnen in das seelische Durcheinander der letzten Tage.
    „Für Walter war die Geschichte mit dem Ostgeld nur ein Routinegeschäft, das er zügig abwickeln wollte. Etwas Provision abstauben und auf zu neuen Taten. Die Gewalt gegen seinen Partner hat er nicht kommen sehen, sie hat ihn überrollt, er ist in Panik geraten und untergetaucht.“
    Vincent redete weiter, gab Grahams Version der Geschehnisse wieder; ein zie mlich konfuser Versuch, sie zu trösten. „Er war sofort zur Stelle, als du in Gefahr kamst, hat keine Sekunde gezögert, als es um den Austausch ging. Da wusste er bereits, dass ich dein Vater bin. Ihm war am Ende klar, wie viel Unheil er angerichtet hat. Aber ich glaube, er war in Ordnung und er hat dich verdammt gern gehabt.“
    Reas Augen waren schwarz. „Ich möchte jetzt unbedingt mal in deinen Arm kommen.“
    „Was meinst du, worauf ich schon die ganze Zeit warte“, wahrscheinlich war das wieder mal nicht die passende Antwort. Zu schnell, zu glatt, eine Phrase aus früheren Jahren. Romeo belabert eine Erotomanin im gehobenen Ministerialdienst.
    Sie kniete sich hin und ließ sich nach vorn in seine Arme fallen. Er drückte den schmalen Körper an sich, roch ihr Haar, fühlte ihr Schluchzen, sah über ihre Schultern in Jelenas A ugen. Eigentlich konnte es die nächsten Tage so bleiben.
    Doch da krochen neue Gespenster aus den Ritzen. Es gab jetzt zwar einen Ha ufen toter Bösewichter, aber er hatte keine Ahnung, wer hinter dem jüngsten Gemetzel steckte. Baranowski und Keller schieden aus, sie wussten nichts vom Treffen in der verlassenen Stahlfabrik. Also gab es einen Verräter in Tunskys Truppe, wahrscheinlich in dem Vorauskommando, das ihn und die Mädchen am Weglaufen hindern sollte.
    War der nun Freund oder Feind? Arbeitete er für einen Verein, den Vincent noch nicht kannte? Er hockte hier zwar mit den befreiten Mädchen, aber das war ein Fünfminutenerfolg. Vielleicht kam jemand auf die Idee, sie neuerlich zu entführen. Diesmal als Druckmittel ihm gegenüber. Abgesehen von den Wichteln in Vaduz, war er schließlich der Letzte, der wusste, wo Grahams Millionen steckten.
    Rea schien zu schlafen, atmete mit geschlossenen Augen an seiner Brust. Als er sich bequemer zurecht rückte, wurde ihr Griff wieder fester. Er s trich ihr über das Haar. Viel Aufregung die letzten Tage.
    Jelena s Augen lächelten. „Der Vater wiegt sein schlafendes Kind. Als hättest du nie etwas anderes gemacht.“
    „Wir müssen bei dieser Posse zum Schlussakt kommen“, sagte Vincent, „mir reicht es. Ich bin so . . . , ich weiß nicht was, wütend ist das falsche Wort. Ich will hier raus, auf mein Boot zurück, will mal wieder entspannt am Meer sitzen. Mit euch natürlich. Außerdem kennst du meine Plattensammlung noch nicht.“
    „Nur durchs Telefon. Aber das holen wir nach.“
    Später, als draußen alles ruhig war, griff Vincent zum Handy. Die Schlacht war noch nicht geschlagen, es wurde wichtig, die Truppen zu verstärken.

40
     
    „Wenn ich es recht bedenke, bin ich in einer seltsamen Familie aufgewachsen“, sagte Rea, „Mutter war ein Schlapphut im Ruhestand und mein Stiefvater drehte argl osen Leuten des Kaisers neue Kleider an.“
    „Was soll ich dazu sagen“, meinte

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