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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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zeigte er es nicht. In seinem runden Gesicht sah Vincent nur Wut, keine Furcht. Er drückte mit dem Messer etwas fester zu. Neben dem Mann lag griffbereit eine Repetierflinte mit kurzem Lauf.
    „Wer hat euch geschickt?“
    Der Wachtposten starrte ihm in die Augen. „Scheiß Überläufer“, eine Mentho lwolke umwehte Vincent, als der Bursche den Mund aufmachte, „verrecken sollst du.“
    Wie so bezeichnete der Idiot ihn als Überläufer, welches Spiel lief hier? Vincents Zorn kam wieder hoch. Er ritzte etwas tiefer, jetzt tropfte Blut aus der Halswunde, es musste schmerzen. „Ich hab nicht viel Zeit“, flüsterte Vincent, „entweder du sagst jetzt, wer euch geschickt hat, oder du musst es mir aufschreiben, weil deine Stimmbänder nicht mehr zu gebrauchen sind.“
    Diese Melodie war dem Jungen vertraut. Er starrte Vincent an, dann flackerte sein Blick, ihm dämmerte, dass er aus dem Spiel war. „Ein Russe hat uns angeheuert, schon vor Tagen. Mein Boss hat schon häufiger mit ihm gearbeitet, er muss ziemlich jung sein, kann ganz gut deutsch.“
    „Weiter.“
    „Gestern Nachmittag haben die uns nach hier geschickt. Alles war arrangiert.“
    „Wie viele seid ihr?“
    Er zögerte, Vincent verstärkte den Druck wieder. „Neun Mann.“
    „Wo stecken sie?“
    „Überall, aber...“, er wollte noch was sagen, doch plötzlich knarrte ein heiseres `bitte kommen´ aus dem Funkgerät.
    Vincents Untermann zuckte zusammen, war drauf und dran nach dem Gerät zu greifen. Vincent blieb keine Wahl; wenn Menthol nicht antwortete, war in Kürze die Meute auf dem Dach, wenn Vincent ihn sprechen ließ, würden sie ebenso rasch etwas wittern. Vincent drehte das Messer und verpasste dem Jungen eine Kopfnuss mit dem Metallknauf. Der verdrehte die Augen, grunzte und sackte zur Seite. Noch immer Geräusche aus dem Funkgerät, Vincent griff danach und warf es in eins der Löcher, die weiter unten im Dach der Fabrikhalle klafften. Ein Tritt reichte; der Bewusstlose schlitterte ein Stück die Dachschräge hinunter, verfing sich an einem Hindernis und blieb am Rand eines Loches liegen. Wenn er wieder zu sich kam, würde er brav warten müssen, bis ihn jemand von der baufälligen Schräge zog.
    Vincent nahm das Gewehr, fünf Patronen im Magazin, suchte sich zehn Meter entfernt einen sicheren Platz und wartete. Der Mann auf dem Dach stöhnte, hob kurz den Kopf und ließ ihn wieder sinken. Sie kamen zu Dritt, geräuschlos, so gut es auf di esem Blechhaufen ging, der Vordere trug einhändig eine kurze Maschinenpistole spazieren, seine beiden Kollegen waren mit Schrotflinten bewaffnet. Sie verständigten sich durch Handzeichen, als seien sie eine Spezialeinheit beim Häuserkampf, aber keiner gab den Anderen Deckung. Alle drei gut im Futter, junge Burschen, die auf der Klippschule für Einzelkämpfer ihr Diplom gemacht hatten. Solche Stümper waren die gefährlichsten.
    Sie näherten sich vorsichtig dem Kamin, hinter dem der Mentholfreak auf der Lauer gelegen hatte. Der Anführer tauchte in den Schatten, sprang wieder hervor und winkte die Flintenmänner herbei. Er deutete nach unten auf das Dach, zischte einen B efehl. Die beiden gingen in die Knie, rissen die Gewehre in Anschlag und zielten auf was auch immer. Vincent verhielt sich still. Zwei Minuten später war die Mission gelaufen, sie ließen die Waffen sinken und begannen, halblaut mit dem Frontmann zu debattieren. Der Mann weiter unten auf dem Dach hob wieder den Kopf, versuchte sich zu bewegen. Das Dachblech schepperte.
    „He Aki, was ist los?“ Das war einer vom Spähtrupp.
    „Der Wichser hat mich erwischt.“
    „Hast du gepennt?“
    „Hätte ich besser. Was glaubst du denn, was ich gemacht habe, du Idiot?“
    „Wo ist das Gewehr?“
    „Was weiß ich, holt mich lieber hier runter, ich sitze fest.“
    Die drei tuschelten, schließlich legte einer sein Gewehr ab, hockte sich sei twärts auf die Schräge und kroch auf allen Vieren nach unten. Das rostige Blech ächzte und dröhnte unter der Last seines Körpers, hielt aber stand. Etwa vier Meter noch bis er seinen Kumpel zu fassen bekam. Vincent sah sich um, nirgendwo Anzeichen eines fünften Mannes, der ihnen Deckung gab. Langsam schob er sich ein Stückchen näher.
    „Aki hat Mist gebaut“, murmelte einer der Männer neben dem Kamin.
    „Kann man wohl sagen. Wolf wird ihn in die Mangel nehmen.“
    „Wir hätten die beiden Nutten und den Belgier gleich auf dem Kai umblasen so llen. Dieser Verräter wäre uns sowieso in die

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