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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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reibungslos. Wie immer war es dem Geld egal, wie viel U nheil es angerichtet hatte, es ging seiner Wege, auf zu neuen Besitzern. Grahams Schatzhüter hieß Robert Morsbach, ein vierschrötiger Mann mit dröhnender Stimme, etwa Mitte fünfzig. Seine saloppen Manieren überraschten Vincent. Üblicherweise setzen sich Notare, Treuhänder oder Privatbankiers der Oberliga mit geräuschlosen vatikanischen Umgangsformen in Szene. Bei diesem Alberich galt das nur für die Hofschranzen in den Vorzimmern.
    „Graham hat mir bereits gesagt, dass die Summe nur durchlaufen soll“, sagte er, als sie auf die Abwicklung der Überweisungen warteten, „wie geht es ihm eigen tlich?“
    „Er braucht eine Erholungspause“, wich Vincent aus.
    „Wer braucht die nicht?“
    Ein älterer Mann erschien und legte einen dünnen Stapel Papiere auf Mor sbachs Schreibtisch. Der schob Vincent nach kurzer Durchsicht drei Belege zu. „Die Transaktionen sind vollzogen, die Summen bei den Empfängerbanken avisiert, geben Sie die Kopien bitte an Graham weiter. Für meine Bemühungen habe ich zwei Zehntelprozent berechnet, so war es zwischen uns vereinbart.“
    Vincent nickte und steckte die Belege ein. Der Kerl hatte gerade fast eine Mill ion verdient. Aber Vincent war es gleichgültig, welche Parasiten noch an dem vergifteten Kuchen knabberten.
    „Eine Menge Geld“, sagte Morsbach, „Deutschland kann wieder ein Stückchen Autobahn bauen.“ Er lachte über seinen Witz. „Aber alles ist sowieso nur noch die Häl fte wert. Dieser Euro. Die Leute werden sich noch wundern.“
    „Sie halten nicht viel davon?“ Das war keine ernst gemeinte Frage, Vincent stand auf. „Vielen Dank jedenfalls, dass Sie für mich Zeit hatten.“
    „Keine Ursache“, sagte Morsbach und schüttelte Vincents Hand, „der Wechselkurs des Euro stimmt nicht, die Deutschen zahlen viel zu viel von der guten alten Mark für diese neue Währung.“
    Er musste es ja wissen. Auf dem Weg zur Tür hörte Vincent mit halbem Ohr dem Vo rtrag des Treuhänders zu. Vermutlich sang er ihm das Liedchen vor, mit dem er raffgierige Schwarzgeldstapler unter seine Fittiche holte. Die Lakaien in den verglasten Büroboxen blickten nicht einmal von ihren Schreibtischen auf.
     
    Die Sonne schien, es war kaum Betrieb in Richtung St. Gallen. Vincent wechselte gerade über den Rhein nach Österreich, als das Handy schnurrte.
    „Vielen Dank, Vincent.“ Jetzt kannte Keller wieder seinen Vornamen.
    „Hast du neben dem Kassierer gewartet?“
    „So ungefähr“, er war aufgeräumt, „ich schulde dir was.“
    „Dafür nicht“, sagte ich, „viel Spaß beim Geldzählen.“
    „Heute früh erwähntest du, ich könne dir womöglich beim Aufräumen helfen. Ruf mich an, wenn es so weit ist.“
    „Werde ich tun, danke.“
    „Grüß Deine Tochter.“ Er legte auf. Vincent fragte sich, ob in Kellers Abteilung bereits die Champagnerkorken knallten.
    Was ihn anging, war es vorbei, die Millionen unwiderruflich im sicheren Hafen. Wem das nicht passte, der sollte sich an Keller und Baranowski wenden. Eigentlich konnte er das Pony satteln und zum Klang des Banjos in den Sonnenuntergang reiten.
    Aber da blieb noch ein Rest von Druck. Wie hatte Katja es damals in Waterloo formuliert? Manchmal wollen die Russen am Ende nur noch Rache, die Dinge, um die es eigentlich geht, werden nebensächlich. Keine Frage, die Odessa Fraktion würde Vi ncent die Schuld an Tunskys Tod geben. Und die Klageweiber seiner Sippschaft hatten nicht mal Eugenes Leiche. Also wetzte man unten am Schwarzen Meer die Messer, ein Reisender in Sachen Blutrache packte vermutlich schon die Koffer. Höchste Zeit, dass Baranowski sich der Sache annahm. Terkossow war Realist. Er würde sich nicht wegen einer um drei Ecken verwandten Muskelqueen mit Feodor anlegen. Hoffte Vincent jedenfalls.
    Dann gab es noch Anna Schiller, die in Berlin mit Teichmann Händchen hielt. Was kochten die beiden wohl aus? In Berlin würde Vincent selbst nach dem Rechten sehen müssen. Aber nicht sofort. Mal abwarten, wann Feodor anrief.

42
     
    „Das ist also die berühmte Plattensammlung“, sagte Jelena. Sie warf sich in einen Sessel und streckte die Beine aus.
    „Berühmt ist das falsche Wort“, sagte Vincent und goss Limettensaft, Tequila und einen Spritzer Curacao über die Eiswürfel, „diese Sammlung offenbart das Inner ste meiner Seele.“ Im Hintergrund sang sich Fabrizio langsam mit La Cattiva Strada warm.
    „Wer ist das?“
    „de Andre, ich glaube, er

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