StasiPolka (German Edition)
besaufen. Peter sah sofort, dass Vincent sich noch weiter von Vaduz weg bewegte, aber es waren ja nur zwanzig Kilometer.
Sie suchten zunächst in Friedrichshafen eine Boutique, schließlich brauchten die Mä dchen neue Kleidung, Er verabredete sich inzwischen mit dem Treuhänder in Vaduz. Dann die kurze Fahrt nach Meersburg. Vincent fand sofort die schmale Straße wieder, sie rollten bergan, vom Zentrum weg, bis zu der versteckten Gründerzeitvilla, hoch über dem See. Das Obergeschoss war komplett frei, zu teuer für Durchreisende. Gut, hier fand sie niemand.
Jetzt saßen sie im Gewölbe eines alten Gasthofs und gaben der Wirtin freie Hand. Niemand kann badischer Kochkunst widerstehen, das galt auch für die Mä dchen. Der Wein tat bei Vincent sein Übriges. Wie schön seine Tochter heute war, was für ein Glück, sie um sich zu haben. Und Jelena, dieses Dunkle, diese schimmernden schwarzen Augen. Er bestellte noch einen Roten.
Rea schaute hinüber zu Peter, der mit seinem Mann einige Meter entfernt saß. „Wie lange bleibst du morgen weg?“
„Höchstens einen halben Tag. Peter hält so lange die Stellung.“
„Und dann?“
„Dann ist es vorbei.“ Besser Vincent erwähnte nicht, dass Feodor ihm noch einiges erklären musste. Außerdem gab es lose Enden in Odessa und Berlin.
Schlagartig kam die Müdigkeit. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen? Vor zwei Stunden war er im warmen Wasser der Badewanne immer wieder eingenickt. „Was den Nachtisch angeht, solltet ihr mal Versoffene Jungfern versuchen“, sagte er und nahm einen letzten Schluck.
„Gib mir die Kontonummer und dann Schluss“, sagte Vincent, „heute Abend kannst du deinem Bürovorsteher melden, dass er die Akte Hausser zuklappen kann. Wie viel Prozent bekommt Baranowski?“
„Fünfzehn“, sagte Keller. Als Vincent ihn anrief, hatte er zunächst herum g emault, seine Alleingänge verwünscht, war ausgerastet, weil ihm Vincent seinen Standort nicht verriet. Er beruhigte sich, als ihm klar wurde, dass die Millionen auf dem Weg nach Hause waren. Vincent verschwieg Grahams Tod. „Cruz, meine Leute hätten dir bei der Befreiung der Mädchen helfen können“, nörgelte Keller. Rückzugsgefecht, er wollte das letzte Wort haben.
„Wenn ich mich auf deine Leute verlassen hätte, lägen wir jetzt bei den Fischen, ich vermutlich ohne Finger, Schwanz und Ohren.“
Jetzt hielt Keller den Mund.
„Kann sein, dass ich in Kürze jemand zum Aufräumen brauche“, sagte Vincent, „ich r ufe dich dann. Jetzt die Nummer.“
Er brummte, diktierte dann ein paar Zahlen.
„Bis später“, sagte Vincent.
Es waren nur noch wenige hundert Meter bis zur Schweizer Grenze. Vincent hatte am Morgen einige Zeit bis zur Autobahn gebraucht, später war alles glatt gega ngen. Rea und Jelena schliefen noch, als er los fuhr, nur Peter winkte ihm vom Park aus zu; Frühnebel auf dem See, die Fähre nach Konstanz hob sich schemenhaft aus dem milchigen Dunst. Jetzt schien bereits die Sonne, auf dem Stückchen Landstrasse hinüber zur schweizerischen Autobahn schlichen die Fahrzeuge vorwärts. Vincent hatte sich in eine Seitenstrasse verdrückt, um seine Schularbeiten zu machen.
„Du Teufel hast es also geschafft“, sagte Feodor, als Vincent ihn nach der Ban kverbindung fragte. Es klang vorsichtig.
„Sieht so aus“, sagte Vincent, „Keller meinte, dir stünden fünfzehn Prozent zu, ist das so in Ordnung?“
„So ist es abgesprochen. Sag mal, wo steckst du?“
„Gib mir die Kontonummer Feodor.“
„Was soll das Vincent, reden wir nicht mehr miteinander?“
„Vielleicht später, Feodor, du hast derzeit deinen Laden nicht im Griff. Gib mir endlich die Bankverbindung, damit ich weitermachen kann.“
Jetzt wurde er wütend. „Was fällt dir ein, so zu reden. Wenn du was weißt, dann sag es.“
„Hör zu, mein Lieber, das Letzte, was ich tun werde, ist, mit dir noch etwas zu bereden, bevor das Geld unterwegs ist. Hättest du lieber, dass Keller dir deinen Anteil überweist?“
„Moment“, Vincent hörte Papier rascheln, dann gab Feodor ihm die Daten einer Bank in London.
„Du kannst mich heute Nachmittag anrufen, Feodor. Aber weißt du, was mer kwürdig ist?“ Vincent hörte ihn schnaufen, doch Baranowski blieb stumm. „Bisher hast du noch kein Wort über Jelena oder meine Tochter verloren.“
Es knackte, dann war die Leitung tot. Vermutlich hatte Feodor sein Handy an die Wand geknallt.
In Vaduz lief alles
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