StasiPolka (German Edition)
„Geht klar, Mann.“
„Gib den Polizisten meine Karte.“
Lukas gab ihm das Geld, seine Visitenkarte und den Wagenschlüssel. „Komm, lass uns was trinken gehen auf den Schreck“, sagte er zu Vincent. Er querte die Fah rbahn und stieg über die Mittelleitplanke. Auf der Gegenseite stellte er sich an den Straßenrand und hielt einen Zwanzig Dollar Schein in die Höhe. Das dritte Auto stoppte. Eine junge Frau mit einem kleinen Mädchen auf dem Rücksitz.
„Bringen Sie uns in die Stadt?“, fragte Lukas.
Sie nickte. „Hatten Sie einen Unfall?“
„Reifenprobleme.“
Die Frau fuhr los. Lukas drehte sich um, schaute durch das Rückfenster. „Wie heißt die Kleine?“ Er drehte sich wieder der Frau zu.
„Clara.“
„Wie die Pianistin!“ Lukas klang begeistert. Die junge Frau wurde rot. Sie begann mit einer umständlichen Schilderung ihrer Familienverhältnisse, was Lukas und Vincent erlaubte, weiter die Strasse zu beobachten. Alles normal. Am ersten Taxistand hielten sie an. Lukas gab der Frau den Zwanziger, einen zweiten obendrauf. „Kaufen Sie Clara eine Katze! Mädchen lieben Katzen.“ Die Frau machte, dass sie davon kam.
Lukas stre ckte sich. „Was für ein Tag. Willst du jetzt noch zum Flughafen?“
„Da warten sie vielleicht auf mich. Ich miete mir ein Auto.“ Besser er ging auf Nummer Sicher. Bis jetzt hatten Grahams Jäger nicht ernsthaft versucht, ihn umzulegen. Aber wer weiß, was ihnen noch einfiel, um den Druck zu verstärken. Lukas war in Ordnung, aber nun musste er allein weiter machen. In Bewegung bleiben.
„Willst du selbst bis Berlin fahren? Tu dir das nicht an. Vor morgen früh bist du nicht da. Ich kann dir einen Fahrer besorgen.“
Vincent überlegte. Die Idee war gut. Sein Plan, nur bis Posen zu fahren und dann auf Flugzeug oder Zug umzusteigen, hatte seine Vorteile. Aber so war er unauffälliger. Er konnte sich zum Stadtrand bringen lassen und im Auto einige Stunden schlafen.
„Vielleicht nicht schlecht“, sagte er.
Lukas hatte bereits das Handy am Ohr. Das Gespräch war kurz. „In einer halben Stunde ist der Mann hier. Alter Kollege. Kostet dich einen grünen Riesen.“ Er schaute fragend. „Hast du soviel dabei?“
Vincent nickte. „Dir schulde ich auch einiges. Zumindest eine Schönheitsoper ation für dich und den Alfa. Welche Frau wird sonst noch auf dich herein fallen.“
Lukas strich über sein zerkratztes Gesicht. „Narben machen männlich. Und du schu ldest mir nichts.“
„Schöner Alfa, schöner Lukas, schöne Frauen. Drei Gründe, um wieder nach Warschau zu kommen“, sagte Vincent. Sie gingen über die Strasse in ein Cafe und tra nken noch einen zum Abschied. Als Lukas auf der Toilette verschwand um sein blutiges Gesicht zu säubern, holte Vincent das Dollarbündel heraus und zählte vier Tausender ab.Als Lukas zurück kam steckte er ihm die zusammen gefalteten Scheine in die Brusttasche seines Jacketts. „Keine Zicken!“
Lukas machte keine. „Danke. Melde dich, wenn du Hilfe brauchen solltest.“ Er schaute Vincent in die Augen. „Und übrigens, sei irgendwann mal ehrlich zu mir.“ Er tat ein bisschen verschnupft, ohne es ernst zu meinen.
Der Fahrer kam und trank noch einen Kaffee mit ihnen. Er war um die vierzig, trug einen dunklen Schnauzbart und war wie ein Geschäftsmann gekleidet. Lukas nannte ihn Pavel, die beiden schienen sich gut zu kennen.
Draußen stand ein Volkswagen Kombi mit Firmenwerbung an beiden Seiten. Als Lukas ihn zum Abschied umarmte, überprüfte Vincent unauffällig, ob er ihm das Geld wieder zugesteckt ha tte. Negativ. Braver Lukas.
Vincent warf seine Tasche auf den Rücksitz und machte es sich bequem. Pavel wend ete und fuhr in Richtung Westen. Lukas stand am Straßenrand und winkte. Er sah aus, als würde ihm gerade bewusst, wie langweilig sein Alltag geworden war
12
„Besser, Sie holen jetzt Ihren Pass raus.“
Vincent blinzelte. Sie rollten an einer endlosen Reihe wartender Lastwagen entlang, weiter vorn schimmerte das fahle Licht der Grenzanlagen. Ein polnischer Zöllner überprüfte lustlos ihre Papiere und winkte sie durch. Auf der deutschen Seite musste Pavel den Kofferraum öffnen. Reines Theater, das war auch dem uniformierten Grenzbeamten klar. Wer um zwei Uhr nachts einreiste, hatte nichts zu verbergen. Die eigentliche Arbeit machten zu dieser toten Zeit getarnte Patrouillen, die mit Nachtsichtgeräten und Bewegungsmeldern die Schleichwege an der Oder überwachten.
Pavel stieg wieder ein.
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