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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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„Gut ausgeruht?“
    „Sie sollten diesen Sessel über Nacht als Schlafplatz vermieten.“
    Der Pole lachte. „Das liegt am Bier.“
    Irgendwo hinter Posen waren sie eingekehrt. Das Mädchen in der Raststätte ha tte ihm zwar den kalten Braten empfohlen, aber was war das schon gegen den Topf mit Gänseschmalz auf der Theke und das frische Graubrot dazu? Pavel hatte zudem Recht, was das Bier betraf.
    Die linke Spur der Autobahn war frei, rechts rollte ein Lastwagentreck gen We sten. Die Lichter von Frankfurt zogen vorbei. Es ging flott voran. Eine Stunde noch bis zum Mief der alten Heimat und zu Madame Cool, der er dieses Abenteuer verdankte.
    Pavel beschleunigte einige Sekunden und ging dann wieder vom Gas. Er schob sich nach rechts zwischen zwei Lastwagen und wechselte kurz darauf zurück nach links. „Da folgt uns jemand. Ein Van.“ Er klang nicht besorgt. Seine tausend Dollar hatte Vi ncent ihm schon in der Raststätte gegeben. „Wann soll ich mich davon machen?“
    „Wenn es nur dieser Wagen ist, kurz vor Berlin.“
    „Sie kennen eine Menge anhängliche Leute“, sagte Pavel.
    „Zum Glück sind es keine Autogrammjäger.“ Wenn Pavel das witzig fand, ve rsteckte er es gut.
    Weiß der Teufel, wie sie ihn wieder entdeckt hatten. Wollten sie durch ihn Graham finden oder stand er jetzt selbst auf der Liste? Seine in Brüssel vereinbarte Schonzeit war zwar abgelaufen, aber die ganze Jagd war unlogisch. Graham würde selbst dann nicht  aus der Deckung kommen, wenn sie seinen besten Freund öffentlich zum Galgen führten. Bei Katja und Rea mochte es anders sein.
    Graham war nicht dumm genug, um tollkühn zu sein. Vielleicht lag er schon unter dem Messer, um sich ein neues Gesicht machen zu lassen. Für den Rest seines Lebens konnte er unter einem Sonnenschirm sitzen und Frozen Daiquiri trinken. Um Katja zu retten, musste Graham gefunden werden. Dann konnte man alle Scheinwerfer auf ihn richten und abwarten, was die Russen mit ihm anstellten.
    Pavel steckte sich eine Zigarette an und hielt den Wagen auf der linken Spur. Rechts konnten die Verfolger nicht überholen, dazu hingen die Lastwagen zu dicht au feinander. Vincent nahm sein Handy und rief Teichmann an.
    „Hallo Gregor.“ Teichmann war eine alte Nachteule und hockte im Zweifel über seiner elek trischen Eisenbahn.
    „Vincent, was für ein Wunder. Das Kapital beehrt die Ausgebeuteten. Der Ve rräter traut sich nach Hause. Der Weiberheld wird zahm.“ Wie lange hatte er sich diese Begrüßung wohl zurechtgelegt?
    „Du weißt doch Gregor, im Alter werden die Huren fromm.“
    „Ist das nicht von Voltaire?“
    „Keine Ahnung.“ Er stellte sich dumm.
    „Bist du mit dem Auto unterwegs?“ Teichmann klang jetzt friedlicher.
    „Ja. Ist Katja wach?“
    Vincent hörte, wie Teichmann den Hörer ablegte. Kurz darauf war sie am Apparat. Sie klang nicht verschlafen. „Wann bist du da?“
    „In einer halben Stunde, wenn ich unsere Verfolger mitbringen darf. Etwas lä nger, wenn ich allein kommen soll.“
    Sie ging darauf ein. „Ich fürchte, wir haben nicht genug Kaffee im Haus. Benötigst du Hilfe?“
    „Ich bin in guten Händen.“ Ein Blick zu Pavel, der zufri eden nickte.
    Katja sprach leise mit Teichmann, der im Hintergrund grummelte. „Gregor meint, wir holen dich besser ab. Am Hoppegarten. Erkennst du noch den Kiosk?“ 
    „Dich habe ich auch noch erkannt.“
    „Gut. In einer halben Stunde. Sie kommen zu zweit.“ Ihre Stimme klang etwa so herzlich wie die der telefonischen Zeitansage. Sie legte auf.
    Pavel schaute fragend. Vincent setzte ihn ins Bild. Hoppegarten, die alte Pferd erennbahn, kannte er natürlich. „Kein Problem. Dann versäge ich sie auf dem Ostring.“ Er fuhr jetzt schneller. Im Spreedreieck bog er nach Norden ab. Die Kolonne auf der rechten Spur wurde dünner, aber niemand versuchte, zu überholen. Wenn hin und wieder eins der blauen Ausfahrtschilder aufleuchtete, ließen die Verfolger sich zurück fallen, um nicht durch einen plötzlichen Rechtsschwenk überrascht zu werden, danach schlossen sie wieder enger auf.
    „Na dann.“ Pavel packte dass Steuer fester. Fünfhundert Meter weiter schimme rte es blau im Licht der Scheinwerfer. Eine Ausfahrt. Pavel blieb auf der linken Spur. Noch hundert Meter, die Ausfahrt glitt vorbei. Plötzlich riss er das Auto durch die Lastwagenkolonne nach rechts außen auf die Standspur und bremste scharf. Um sie herum ließen die Trucker ihre Hörner blöken. Pavel stand jetzt etwa sechzig Meter

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