StasiPolka (German Edition)
gedreht wird. Der amerikanische Investor und sein Geld sollen nicht ganz astrein sein. Das ist alles. Ich wollte mir die Primniks und ihre Bude nur mal ansehen.“
Lukas tat, als glaube er ihm. „Die Konkurren ten der Primniks glauben wohl, du steckst mit den Amerikanern unter einer Decke. Sie wollen dich hier raus haben.“
Vincent schwieg. Warum sollte er einen alten Freund anlügen. Der Zwischenfall heute war ein dummer Zufall. Offenbar hatten die Russen auf der Lauer gelegen, für den Fall, dass Graham auftauchte. Er sollte nur verscheucht werden, wie in Waterloo.
Lukas fuhr zügig durch die Innenstadt und nahm eine vierspurige Ausfallstrasse nach Süden. Er wechselte einige Male Tempo und Fahrspur und schaute hin und wieder i n den Rückspiegel. „Da! Das Pärchen im Renault und der Mann auf dem Motorrad.“
Vincent klappte die Sonnenblende herunter und blickte in den Schminkspiegel. Das Motorrad fuhr auf der linken Spur, dahinter ein Clio mit getönten Scheiben. Sie g aben sich keine Mühe, unbemerkt zu bleiben.
„Was sind das für Idioten?“ Lukas kam in Fahrt.
„Häng sie ab oder wirf mich irgendwo raus. Die wollen nichts von dir. Ich ko mme schon klar.“ Lukas zu belügen wurde Vincent inzwischen zur Gewohnheit, aber sein Freund sollte keinen Schaden nehmen.
„Kommt nicht in Frage. Ich mache den Shuttle für dich und du erzählst mir die Wahrheit.“ Weiter kam er nicht. Es knallte und eine Seitenscheibe flog ihnen um die Ohren. Vincent duckte sich. Noch ein Knall, wieder platzte eine Seitenscheibe , eine Radkappe flog scheppernd über die Strasse. Das Heck des Wagens begann zu tanzen. Vincent sah, wie das Motorrad an ihnen vorbei führ. Der Fahrer verstaute eine abgesägte Schrotflinte in seiner schwarzen Lederjacke.
„Verflucht, das Arschloch hat geschossen. Nimm mal das Lenkrad.“ Lukas trat aufs Gas, fingerte in der Tasche der Seitentür und holte eine Beretta heraus. „Schwanz, verfluchter, dich mach ich kalt.“ Er steckte seinen Kopf aus dem Seitenfenster und ba llerte eine Salve hinter dem Motorrad her. Hundert Meter vor ihnen begann das Heck der schweren Maschine plötzlich zu schwänzeln, dann flog der Fahrer vorn über den Lenker, das Motorrad rutschte nach links auf den Mittelstreifen und gegen die Leitplanke. Lukas stieg in die Bremsen.
Der Clio war jetzt neben ihnen. Sein rechtes Seitenfenster war herunter g edreht. Vincent sah kurz das Gesicht einer Frau, dann warf sie etwas vor ihnen auf die Strasse. Sekunden später hinter ihnen ein dumpfer Knall, das Heckfenster zersplitterte. Vincent hielt den Wagen in der Spur, während Lukas blindlings in die Gegend schoss. Endlich standen sie. Vor ihnen der Clio kreischend an, wartete offenbar auf den Motorradfahrer, der regungslos auf der Strasse lag, dann gab der Fahrer wieder Gas.
„Verflucht, verflucht, verflucht.“ Lukas schaute dem kleinen Wagen nach, der in der Ferne verschwand. Er war bestens gelaunt. „Das war ja besser, als damals in der Ausbildung.“ Er stockte. „Wie siehst du denn aus?“
„Schau dich doch selbst an.“
Offenbar hatte der Bursche auf dem Motorrad zwei Schrotladungen auf ihre Reifen abgefeuert. Dabei war einiges durch die Seitenfenster geflogen. Vincent hatte sich instinktiv zur Seite geduckt, als die Scheiben platzten, so hatte Lukas den größten Teil abbekommen. Ob Glassplitter oder Schrot, jedenfalls sah er aus wie ein Jüngling mit Akne nach einer Nassrasur. Vincent blickte in den Schminkspiegel. Sein Gesicht war unverletzt aber hinter dem linken Ohr und seitlich am Nacken hatte sah er kleine Blutspuren. Sein Jackett war reif für die Kleidersammlung.
Sie stiegen aus. Hinter ihnen kletterten Neugierige aus ihren Fahrzeugen. Lukas ließ die Beretta verschwinden. Sein Alfa brauchte eine neue linke Seite. Er lief zu dem Motorradfahrer, beugte sich über ihn und kam dann zurück. „Besser, du verziehst dich sofort. Ich warte auf den Abschleppwagen. Willst du die Waffe?“ Er zog sein Seidentuch und wischte sich das Gesicht ab.
„Wozu? Soll ich noch eine Prinzessin befreien?“
Lukas war nicht erbaut. „Mach, was du willst. Hinter mir waren die nicht her.“
Er überlegte kurz und wandte sich dann einem jungen Mann zu. „Wir fahren ins Krankenhaus. Hundert Dollar, wenn du aufpasst, dass nichts geklaut wird. Sie sollen den Wagen zur Alfa Werkstatt schleppen. Zeig mir dein Auto. Ich finde dich, wenn du versuchst, mich zu bescheißen. Wie heißt du übr igens?“
„Petr“, sagte der Junge.
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