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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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hellem Gelb und dunklem Bordeaux glänzte und wies auf einen großen Schrank mit Glastüren. „Er kommt in die Vitrine.“ Seine Bewegungen wirkten unsicherer als früher. Vielleicht war es die Brille mit ihren starken Klappgläsern.
    Katja brachte das Bier. Vincent trank gleich aus der Flasche. Sie setzten sich.
    „Erzähl schon.“ Ihre Anspannung war greifbar.
    „Das Projekt in Warschau sieht aus wie ein Täuschungsmanöver.“ Er schilderte kurz die Ereignisse. „Die Primniks sind naiv. Bisher haben sie nichts außer ein paar Seiten beschriebenes Papier. Und die einzige Person, die sie kennen, ist Graham.“
    „Hat er eine falsche Spur gelegt? “
    „ Warum sollte er? Vielleicht haben ihn die Amerikaner auf den Schild gehoben.  Was er den Primniks erzählt hat, ist stimmig, aber er wird doch jetzt nicht so blöd sein, unter den Augen der Russen eine Geldwäscherei einzurichten.“
    „Was sollte dann der Anschlag auf dem Fabrikhof?“
    „Vielleicht wissen die Russen auch nicht genau, was da läuft. Der alte Primnik gilt als ehrlich. Vielleicht wollte man Graham nur sagen, in Warschau sind wir schon und warten auf dich. Sie verstopfen seine Fluchtlöcher.“
    „Und der Zirkus mit dir und Lukas?“
    „Uns wollten sie nur auf die Finger klopfen; sie hätten uns mühelos umlegen können  Einen Mann haben sie verloren. Vielleicht wussten nicht mal, wer ich war.“
    Teichmann hüstelte und schaute Vincent an. “ Das sind viele `Vielleicht´. Hast du was über die Amerikaner, die dort angeblich investieren wollen?“
    „Eine Firma in Fort Lauderdale.“ Vincent schilderte, was in Juniors Akte stand.
    Teichmann machte sich eine Notiz und blickte wieder hoch. „Ich habe Hausser neu ü berprüfen lassen. Der Mann lebt unauffällig, ist ziemlich inaktiv. Nicht so wie früher. Er hat immer große Mengen Geld für uns verwahrt und ist ehrlich.  Graham muss einen Weg gefunden haben, ihn zu übertölpeln. Kann auch sein, dass er Spritzen oder Lötlampen benutzt hat.“
    Katja schluckte. „Dann war er nicht allein. Ich habe Vincent schon vor drei T agen erklärt, dass Graham für sowas viel zu weich und vorsichtig ist.“
    „Du meinst zu feige.“ Teichmann brachte es auf den Punkt.
    Sie sprang auf. „Gute Nacht. Spiel weiter mit deinen Bauklötzchen. Du solltest Vincent unbedingt noch erzählen, wie die DDR beinahe den Westen besiegt hätte.“ Die Tür knallte hinter ihr zu.
    Teichmann schaute Vincent über seine dicke Brille an. „Ist sie müde, oder meint sie, wir sollten allein Pläne schmieden?“ Er kannte Katja ebenso gut wie Vincent, wenn nicht besser. Die Empörung nahm er ihr natürlich nicht ab.
    „Ich gehe morgen nach Wien.“
    „Du wirst Hausser nicht finden.“
    „Kann sein. Vielleicht entdecke ich trotzdem was.“ Immer diese Klugscheißer, die alles vorher wissen, obwohl sie sich nie aus ihrem Sessel bewegen.
    „ Ich mag es, wenn du dich für eins meiner Mädchen zum Affen machst.“ Er schob ihm einen braunen Umschlag zu. „Das sind die Informationen über Hausser und sein Umfeld. Der Sohn ist etwas wirr, die Frau eine scharfe Glucke. Lehrerin. Militanter Salatanbau.“ Er lachte dünn.
    Dieser alte Mann und seine Quellen, dachte Vincent; der Mistkerl weiß wahrscheinlich mehr über mich, als ich selbst. In seinem Archivs schlummert sicher jedes Detail meiner Herkunft und meiner Beziehung zu Katja, seit wir das erste Mal auf dem Templiner See segeln waren. Vincent nahm sich vor, Teichmann über seine Eltern auszufragen, bevor der Alte starb. Aber seine Neugier hielt sich in Grenzen. Er schaute auf die Uhr. Schon kurz vor vier.
    „Bis morgen früh.“ Vincent stand auf.
    „Sie wartet schon auf dich.“ Das konnte sich Teichmann nicht verkneifen.
     
    Es war genau wie vor achtzehn Jahren. Katja legte den Zeigefinger auf seine Lippen, als er das halbdunkle Zimmer betrat. Er machte, dass er zu ihr ins Bett kam.
    „Der Alte geht mir auf den Geist.“ Sie flüsterte.
    „Du kannst ihn nicht täuschen. Er weiß, dass wir aufeinander fliegen.“
    „Na wenn schon.“ Sie knipste die Nachttischlampe aus und zog ihn an sich.
    Jede Bewegung war vertraut, alles war einfach und genau so, wie damals. Sie gingen ineinander auf, als hätte es nie eine Trennung gegeben. Als Vincent kam, hielt sie ihn so fest umklammert, als wolle sie ihm die Kraft für ein zweites Leben aus dem Körper saugen. Am Ende lagen sie still beieinander, hielten sich fest. Draußen wurde es hell. Sie schaute Vincent in die

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