Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
Vom Netzwerk:
drängte. Rea war zunächst sicher. Also auf zu Haussers Millionen. Danach Graham mit Inbrunst an die Wand klatschen, Katja und Tochter nach Hause bringen und endlich zurück aufs Meer. Vincent brauchte wieder Abstand zu den Menschen. Aber noch war der Weg steinig.
    „Woran denkst du?“, fragte Katja
    „An Anna Schiller“, log er.
    „Wo willst du sie ausquetschen?“
    „Sollen wir überhaupt weiter so elegant vorgehen? Wer weiß, ob uns das weiter bringt. Ich sollte nach Baden fahren und sie mir zu Hause vorknöpfen. Wenn der Sohn da ist, quetsche ich ihn auch gleich aus. Du kannst in Deckung bleiben.“
    „Wahrscheinlich läufst du in eine Falle.“
    „Kann sein. Aber bis jetzt haben sie mich noch nicht ernsthaft attackiert. Vor allem sind sie hinter dir her. Mich wollen sie nur einschüchtern.“
    „Können wir nicht vor ihrem Haus auf sie warten und sie schnappen, wenn sie heraus kommt? Benutzt sie ein Auto, stoppen wir sie, und dann ab zum Verhör.“
    Katja kam wieder auf Touren. Gerade hatte sie erfahren, dass ihr einziges Kind mit knapper Not einem Anschlag entkommen war und sich auf der Flucht befand Sie war kurz angeknockt gewesen aber jetzt marschierte sie weiter in ihren Privatkrieg. Vincent überlegte, ob er sie zur Abwechslung mal küssen sollte. Besser, er ließ es.
    „Ein Auto brauchen wir auf jeden Fall“, sagte er. „Also los.“
    Er bestellte telefonisch einen viertürigen Skoda und steckte Pässe und Geld ein. Es war immerhin möglich, dass sie ihre Sechzig Minuten Suite nie wieder sahen.
     
    „Die zweistöckige Villa da muss es sein.“, sagte Vincent.
    „Missglückter Jugendstil mit gelben Flecken.“, meinte Katja.
    Sie fuhren durch eine ruhige, von alten Bäumen gesäumte Seitenstrasse am westlichen Stadtrand Badens. Einige Meter war man war bereits im Kurpark, mit seinen Regimentern weiß lackierter Bänke. Ja, ja der Wienerwald. Seit Kaiser Franz Josef waren diese Hügel ein bevorzugter Platz für alle, die durchatmen und saufen wollten.
    Das Haus stand etwas zurückgesetzt unter hohen Bäumen auf einem Grundstück, das vernachlässigt wirkte.
    „Seit wann bist du Architekturexpertin?“, fragte Vincent.
    Katja blieb unbeirrt. „Eine Gründerzeitvilla im Kleinformat“, sagte sie. „Siehst du den Erker im Erdgeschoss? Jede Wette, nach hinten raus gibt es eine Terrasse und ein paar Treppenstufen in den Garten hinab. Der Bauherr wollte möglichst viel von allem, aber zum Schluss hat das Geld nicht gereicht. Der Schuppen dahinten rechts ist die Garage, wie es scheint.“
    Sie fuhren an dem Grundstück entlang, das zur Strasse hin von einem hohen E isenzaun begrenzt wurde. Am Boden war dünner Maschendraht in die Gitterstäbe geflochten, offenbar um Kaninchen und Hunde vom Stöbern abzuhalten. Vor dem Garagenschuppen stand ein japanischer Zweisitzer, der schon bessere Tage gesehen hatte. Es war ruhig. Weit und breit keine Menschenseele.
    „Glaubst du, die Russen bewachen das Haus?“, fragte Katja.
    „Ich glaube schon. Aber sie werden aus größerer Entfernung arbeiten müssen. Die Gegend ist zu ruhig. Ich fahre mal um den Block. Vielleicht entdecken wir sie, aber sie bemerken und dann auch.“
    Vincent bog nach links ab. Wieder eine stille Strasse. Alte Häuser, die in ihren zugewachsenen Grundstücken lagen, wie die vergessenen Würfel eines vor Jahren u nterbrochenen Spiels. Er fuhr bis zur nächsten Kreuzung und bog wieder nach links. Sie mussten jetzt auf der Rückseite von Haussers Villa sein. Auch hier das Gleiche. Kein Mensch, kein Auto, nicht mal eine Katze. Sie beendeten ihre Runde, bogen aber nicht wieder in Haussers Strasse ein. Katja schüttelte den Kopf.
    „Ich habe nichts gesehen, außer dem Beethovenwanderweg und Richtungswe isern für Weinkneipen. Wo können die Kerle nur stecken, falls sie überhaupt da sind?“
    „Sie sind da.“ Mehr fiel Vincent auch nicht ein.
    „Was glaubst du - wird sie mit dem Zug fahren?“
    „Auf jeden Fall. Die Wiener Lokalbahn ist bequem. Und ihren Sohn kann sie ja kaum um eine Fahrt bitten.“
    „Sie kann ein Taxi bestellen.“
    „In die Wiener Innenstadt? Warten wir es ab. Wenn sie den Zug nimmt, muss sie an uns vorbei.“
    Er parkte den Wagen in etwa zweihundert Meter Entfernung, aber so, dass sie durch die Büsche hindurch den Eingang des Hauses im Blick hatten. Sie waren das ei nzige Fahrzeug auf der Strasse, abgesehen vom offenen Anhänger einer Baufirma, der links hinter ihnen vor sich hin rostete. Vincent schaute auf

Weitere Kostenlose Bücher