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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Gedanken über sie machte, zeigte sie es nicht. Offenbar ein Paar auf Abwegen. Vincent bestellte kaltes Huhn, eine halbe Flasche Krug und stilles Wasser. Zeit für den Kriegsrat.
    „Ich versuche jetzt, Haussers Liebchen anzuzapfen.“
    „Vergiss nicht, sie nach Graham zu fragen.“ Katja bewies zum zweiten Mal ihre Gabe, überflüssige Bemerkungen zu machen.
    Vincent schaute sie an. Ende des Kriegsrats.
     
    Sie ließ es dreimal klingeln und hob dann ab.
    „Bei Hausser.“ Eine muntere Stimme, klang nicht nach Lehrerin.
    „Bergmann. Frau Hausser können Sie mir sagen, wann Ihr Mann wieder im B üro erreichbar sein wird?“ Den geschäftlichen Ton hatte Vincent noch drauf.
    „Was wollen Sie von ihm?“
    „Wir warten auf eine PVC-Lieferung, die längst überfällig ist. Mein Kunde verliert die Geduld. Es brennt an allen Ecken. Ihr Mann ruft einfach nicht zurück. Eine Sauerei ist das.“ Wenn die Russen mithörten, bekam er sicher einen Sonderpunkt für dramatischen Ausdruck.
    „Er ist unterwegs.“ Das hörte sich an, wie hundertmal zitiert.
    „Was soll das heißen. Warum meldet sich im Büro nur der Anrufbeantworter? Hat das Mädchen frei? Was ist mit seinem Handy? Hat er alles hin geworfen? Oder ist er verunglückt? Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“
    Es blieb still in der Leitung. Vincent hörte sie atmen. Aber sie legte nicht auf.
    „Frau Hausser?“ Er setzte nach. „Da ist doch irgendwas faul. Ich bin ein alter Freund von Felix. Kurt Bergmann, er muss Ihnen von mir erzählt haben. Der Ostblock Bergmann.“ Ka tja hob beeindruckt den Daumen.
    „Wer weiß, wo er ist.“ Das klang etwas ratlos. Wenn sie schauspielerte, war sie reif für das Burgtheater. „Er hat sich seit einer Woche nicht gemeldet.“
    „Wohin wollte er reisen?“
    „Was heißt reisen. Er war zum Mittagessen in einem Hotel verabredet. Späte stens um fünf wollte er zu Hause sein. Wir hatten abends eine Einladung. Er hat sich in sein Auto gesetzt und ist einfach verschwunden.“
    „Haben Sie mit der Polizei gesprochen?“
    „Die Polizei?“ Ihre Stimme wurde schärfer. Lehrerinnenfalsett. „Der Inspektor hat mir geraten, zehn Tage abzuwarten. Er glaubt nicht an eine Straftat. Was glaubt er dann? Dass Felix durchgebrannt ist? Ich verstehe ja die Polizei, es gibt keine Hinweise für ein Verbrechen. Felix hat keine Feinde, kein Vermögen.“
    Wenn man von den paar hundert Millionen absieht, die dein Liebster in Verwahrung hatte, könnte man hinzufügen.
    „Wen wollte er mittags treffen?“
    „Möglicherweise zwei Amerikaner. Er redet nicht viel über seine Arbeit.“ Darauf konnte sie Gift nehmen.
    „Amerikaner?“
    „Er hat am Vorabend telefoniert. Anscheinend kamen sie aus Miami, hatten einen Termin mit ihm vereinbart. Dann wollten sie weiter nach Rom.“
    Die Frau war dümmer als ein hart gekochtes Ei. Ein kleiner Rohstoffhändler und Geschäfte mit Übersee. Jetzt kam die entscheidende Frage.
    „Ist er allein zu der Verabredung gegangen?“
    Sie zögerte. „Er wollte am Vormittag noch Walter Graham treffen. Einen guten Freund, mit dem er Geschäfte im Ostblock macht. Ich weiß nicht, ob Walter und Felix zusammen ins Hilton gegangen sind.“ So wie sie den Namen Walter aussprach, hatte der gute Graham ihr wohl dann und wann den Rücken gestreichelt.
    „Frau Hausser, was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Mittagessen einlade? Ich will Ihnen helfen.“ Mal sehen, ob anständiges Essen sie köderte. „Wie wäre es um eins im Steire reck?“
    „Schiller, nicht Hausser. Wir leben nur zusammen.“ Wenn sie eine Minute ihr Hirn brauchen würde, hätte sie darauf kommen müssen, dass Herr Bergmann kein so enger Freund sein konnte, wenn er nicht mal das wusste. Vincent blieb am Ball.
    „Schiller, wie der Dichter? Verraten Sie mir auch Ihren Vornamen?“
    „Anna.“ Jetzt hatte er sie.
    „Also, Anna. Dann um eins.“ 
    Im Hintergrund hörte er eine Tür schlagen. Sie legte die Hand über den Hörer. Er wart ete.
    „Belästigen Sie meine Mutter nicht.“ Eine junge Männerstimme. „Sie weiß nicht, wo der Alte steckt. Ich auch nicht. Warten Sie, bis er wieder auftaucht.“
    „Und was wird aus meinen vierzigtausend?“
    Das hielt ihn von weiteren Fragen ab. „Gehen Sie zum Teufel.“ Er legte auf.
     
    „Meinst du, sie wird kommen?“ Katja schien Zweifel zu haben.
    „Ja. Sie war scharf darauf, mehr über Haussers Geschäfte zu erfahren. Der Junge war ihr Sohn. Wer weiß, was der so treibt. Schien nervös zu sein. Oder er

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