StasiPolka (German Edition)
Ra ffinerien und Industriehallen rund um den Wiener Flughafen. Gerade acht Uhr, trostlos dieser Morgen. Selbst die berühmte blaue Donau sah grau und leblos aus, als habe sie jede Lust zum dahin Plätschern verloren.
Sie drückte Vincents Arm, in ihren Augen lag milder Spott. „Das passende We tter zu deiner guten Laune.“
„Bestes Begräbniswetter.“ Er konnte es sich nicht verkneifen.
Katja saß auf der anderen Seite des schmalen Ganges, offenbar fest entschlossen, seine Gemeinheiten zu ignorieren. Sie trug wieder diese Guerillajacke, aber diesmal Jeans dazu, deren Preis wahrscheinlich gereicht hätte, Ivos Familie für einen Monat zu ernähren. „Du wirst sehen, zu zweit arbeiten wir besser.“
„Vielleicht sind wir bald zu dritt. Graham fehlt noch. Dann feiern wir Familie nzusammenführung.“
„In Eifersucht warst du noch nie gut. Da hattest du falsche Ausbi lder.“
Vincent warf das Handtuch. „Es ist und bleibt ein Fehler.“
Da schleppte er sie nun in Feindesland wie einen Klotz mit sich herum. Gestern Abend war der Streit hitzig geworden. Aber sie blieb zäh. Gegen ihr Argument, wenn sie schon zum Abschuss freigegeben sei, könne sie mit den restlichen paar Tagen machen, was sie wolle, war schwer anzukommen. Es sprach für sie, dass sie erst dann unter seine Decke kroch, als er die Waffen streckte und versprach, sie mit zu nehmen.
Nachts wachte er auf, ihr Kopf lag friedlich auf seiner Schulter, und für einen kurzen Moment packte ihn die Schwermut. Völlig sinnlos, weiter zu planen. Katja war so gut wie tot, wenn die Russen ernst machten. Es kam ihm vor, als hätte ein Arzt ihm gesagt, Operation erfolglos, nichts mehr zu machen, nimm sie mit nach Hause und sorge für etwas Ablenkung.
„Machst du dir Sorgen?“ Sie hatte gespürt, dass er wach war. Er drückte sie an sich. Es war nicht notwendig zu sprechen. Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, blic kte ihn an, strich mit dem Bein über seinen Körper. Na gut, vielleicht sah er zu schwarz, wurde alt und wehleidig.
Der Pilot setzte die Chartermaschine mit einem festen Ruck auf den Beton der Landebahn. Als sie vor dem Hangar ausrollten wartete dort bereits eine wetterg egerbte Frau in dunklem Hosenanzug. Sie war sehnig und trug ein seidenes Halstuch. Diese Dinger schlangen sich offenbar nur noch Flugbegleiterinnen oder Damen mit einer Schwäche für Britisches um ihre Hälse. Sie kletterten aus der Cessna, der Pilot folgte.
„Frau Berger begleitet Sie nach draußen. Brauchen Sie einen Transport in die Stadt?“ Die beiden waren vertraut miteinander.
„Wir werden abgeholt. Danke.“ Vincent schüttelte dem Piloten die Hand.
„Dann gute Reise. Wenn Sie wieder einen Fl ug brauchen – jederzeit.“ Er gab Vincent seine Firmenkarte. Lars Hansson, „ Air Men“ . Wahrscheinlich ein Dreimannbetrieb. Am Morgen hatte Vincent keine halbe Stunde gebraucht, um den Flug nach Wien zu arrangieren.
Sie stiegen in einen kleinen Peugeot. Die Lederhäutige fuhr zu einem Seitenfl ügel des Terminals und lotste sie zügig durch die Katakomben. Privatservice war immer von Vorteil, wenn man im Handgepäck eine zerlegte Glock 21, zwei Schachteln mit Ersatzmunition und ein feststehendes Messer mit sich führte. Katja atmete auf, als Frau Berger sich verabschiedete und hinter einer Metalltür verschwand.
„Hast du ihre Ringe gesehen?“, fragte sie. „Ein buntes Kleid und diese Frau könnte als Esmeralda im Glöckner von Notre Dame auftreten.“ Soweit Katja. Soll noch einer sagen, Frauen in Lebensgefahr könnten sich nicht auf die wirklich wichtigen Di nge konzentrieren.
„Entsetzlich! Dazu noch ihre Haare. Dann die Fingernägel. Eigentlich bräuchtest du auch sofort einen Termin beim Friseur.“
Sie lachte. „Du hast mir gefehlt, mein Lieber.“
Sie nahmen ein Taxi in die Stadt. Soweit Vincent sehen konnte, folgte ihnen niemand. Aber das war auch unnötig. Jedem Dummkopf musste klar sein, dass er Grahams letzten Kontakten nachgehen würde. Es reichte, die Haussers zu beobachten. Wenn er dort erschien, hatten sie ihn. Das Taxi schlängelte sich durch den Verkehr. Kurz vor dem Schubertring drehte der Fahrer sich halb um.
„Zum Hilton am Stadtpark.“ Warum nicht dort anfangen, wo Hausser ve rschwunden war?
Sie hatten Glück und bekamen eine kleine Suite. Es war besser, keine Kreditka rte einlesen zu lassen, also zahlte Vincent die erste Nacht bar. Katja hielt sich im Hintergrund und trug eine Sonnenbrille. Wenn das Mädchen am Empfang sich
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