StasiPolka (German Edition)
Ihrem Speicher ablegen würden.“
„Soweit muss es nicht kommen“, sagte sie. „Ruhen Sie sich jetzt aus, wir ble iben noch etwas wach.“ Diesmal erschien ein älterer Mann und wartete an der Tür.
Vincent stand auf und verabschiedete sich. George wirkte ein wenig enttäuscht. „Bis morgen früh, mein Kleines“, Vincent nahm Rea noch einmal in den Arm. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, schon wieder kamen die Tränen.
„He, du hast doch noch mich. Und so schnell wirst du mich auch nicht wieder los.“ Ziemlich zäh, sein Humor, aber sie lächelte ein wenig.
Der Butler, wenn es denn einer war, führte ihn in den ersten Stock. Das Zimmer war geräumig, ein alter Schrank, einige Sessel, ein breites Bett. „Hier finden Sie das Badezimmer.“ Er öffnete eine Tapetentür und ließ ihn dann allein. Vincent betrachtete die riesige Wanne, die wunderbar altmodischen Armaturen und beschloss, am nächsten Morgen eine Stunde zu baden. Das Bett war bequem, er streckte sich einmal und war eingeschlafen.
In dieser Nacht träumte er nicht. Einmal kam es ihm so vor, als striche jemand über sein Haar, aber er wachte davon nicht auf.
„Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal Kippers zum Frühstück?“ Vincent legte einen der goldgerösteten Bücklinge auf seinen Teller und blickte die beiden Frauen an. „Alles ausgelöscht.“ Der Fisch schmeckte köstlich, besonders wenn man gebutterten Toast dazu knabberte.
„Vincent hat sich erholt“, sagte Rea. Juliane nickte zustimmend.
Sie saßen zu dritt am Esszimmertisch. Durch die weit geöffneten Flügeltüren blickte man in den Garten. Die beiden Hunde standen unschlüssig auf der Terrasse. Wahrscheinlich überlegten sie, was man mit diesem schönen Morgen anfangen konnte.
Vincent hatte bis etwa sechs Uhr tief geschlafen, dann weckte ihn Vogelzwi tschern. Es war still im Haus. Eine geraume Zeit verdöste er im heißen Badewasser, aber schließlich duschte er eiskalt, zog frische Sachen an, überprüfte seine Waffen und fühlte sich am Ende stark genug, um es mit jedem beliebigen Schurken aufzunehmen.
In der Halle traf er auf Bess, die ihm den Weg ins Esszimmer wies und nach speziellen Wünschen für das Frühstück fragte. Nach den Erfahr ungen gestern schien es ihm weise, ihr die Regie zu überlassen; kurz darauf saß er vor einem Breakfast , das jeden zweiten Kontinentaleuropäer zur Emigration nach England verführt hätte. Laut Bess war George schon außer Haus; als sie gerade hinzu fügte, auf die Frauen solle er nicht warten, betraten Rea und Juliane den Raum.
„Iss etwas“, sagte er zu Rea, die unlustig in ihrem Rührei herum stocherte, „wir haben noch Einiges vor uns.“ Warum klang alles, was er fürsorglich meinte, so g estelzt? Rea legte die Gabel zur Seite und blickte ihn erschöpft an. Todtraurig, blass, übernächtigt. Er unterdrückte den Wunsch, sie gleich wieder in den Arm zu nehmen.
„Wie ist der Plan für heute?“ Juliane hielt ihre Kaffeetasse mit beiden Händen. Sie aß nichts.
„Erstmal herausfinden, was Margriet bis jetzt erreicht hat. Dann neue Pläne. Aber auf jeden Fall tauchen wir ab.“
„Ich könnte fahren.“
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, sagte Vincent.
„Ansichtssache.“ Sie schnappte sofort ein.
Nicht mal zu unrecht. Er saß gemütlich in ihrem Elternhaus und aß ihre Brötchen; zudem hatte sie bisher keinen Fehler gemacht und Rea perfekt beschützt. Zweifellos stand er in ihrer Schuld.
„Nichts gegen Sie, Juliane, aber gestern in Norwich hat es einen Mann erwischt, der nur aus der Ferne etwas auf mich Acht geben sollte. Rufen Sie Nigel an, fragen Sie nach Ron. Sie sollten nicht auch noch in Gefahr geraten.“
Das versöhnte sie halbwegs. „Ich glaube, so lange wir in Bewegung bleiben, gibt es keinen Grund zur Sorge. Ich könnte aber auch einen meiner Brüder anrufen. Er hat bei den Guards gedient und kennt private Sicherheitsleute.“
„Vincent, wieso hat Graham so einen Mist gebaut? Uns alle in seine Machenschaften hinein zu ziehen, dieser Scheißkerl. Er allein hat Mama auf dem Gewissen.“ Reas Wut war stärker, als ihre Müdigkeit.
„Er hat das so bestimmt nicht gewollt“, sagte Vincent lahm.
„Aber warum versteckt er sich immer noch?“
„Wenn er sich zeigt, ist er in vierundzwanzig Stunden ein toter Mann. Im Gru nde ein dummer Fehler. Er hat sich überschätzt und Geld angefasst, hinter dem viele Leute her sind. Aber es geht längst nicht mehr um das Geld. Irgendwann
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