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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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erledigen sie ihn.“
    „Sollen sie doch.“
    Vincent nahm das nicht allzu ernst. Enttäuschte Zuneigung und Zorn gehörten zusammen. Rea hatte an Graham gehangen. Sie war vier Jahre alt, als Katja nach Prag ging, und sieben, als ihre Mutter mit Graham zusammen zog. Die letzten elf Jahre hatte ihr Stiefvater sie auf Händen getragen. Katja hatte Vincent in Verdun davon erzählt.
    Sie schwiegen. Vincent aß mit Appetit, Juliane und Rea schauten zu. Die bittere Ora ngenmarmelade war köstlich.
    „Wie kamen Sie eigentlich ins Spiel?“ fragte Juliane.
    „Katja hat mich vorletzten Freitag angerufen, weil sie sich Sorgen machte. Ich hatte zufällig frei. Dann kam eins zum anderen.“
    „Vincent und Mama waren Jugendfreunde.“
    Juliane blickte zweifelnd, schob dann aber ihren Stuhl zurück. “Ich werde Nigel anrufen.“ Sie ging, ließ die Tür angelehnt. Jetzt war Eile geboten, bevor sie mit Neuigkeiten zurückkam.
    „Was hältst du von ein paar Schritten an der frischen Luft?“ Vincent legte seine Serviette neben den Teller. Rea nickte und stand auf. Sie gingen durch die Flügeltür in den Garten hi naus. Der Rasen war noch feucht. Weiter unten floss träge ein breiter Bach. Sie blieben unter einer alten Weide stehen, die halb über dem Wasser hing.
    „Ich bin völlig durcheinander, Vincent.“ Rea griff nach einem herab hängenden Zweig und zupfte Blätter ab. „Innerhalb von ein paar Tagen verliere ich alles.“
    „Fast alles“, sagte er, „da bin noch ich mit meiner breiten Ausweinschulter und den kräftigen Beschützerarmen. Alles zu deiner Verfügung. Klar, es ist nicht dasselbe. Katja kann ich niemals ersetzen. Sie war eine tolle Frau, deine Mutter.“
    Rea schwieg. Vorsichtig tastete Vincent sich weiter vor.
    „Katja hat bei Margriet Briefe für dich und mich hinterlassen. Sie wollte alles geregelt wissen, falls ihr etwas zustößt.“
    Sie blickte ihn an. „Warum Briefe für uns beide.“ Wo immer sie mit ihren G edanken gewesen war, jetzt begann es in ihrem Köpfchen zu klicken. „Warum ein Brief an dich?“
    „Nun, Katja hat mir zu Anfang nicht die ganze Wahrheit gesagt. Eine persönl iche Sache ließ sie unerwähnt, bis es fast zu spät war.“
    „Etwas Wichtiges?“
    „Könnte man so sagen. Als einsamer Junggeselle urplötzlich zu erfahren, dass man Vater einer Achtzehnjährigen geworden ist, reicht allein schon aus. Kaum hat man das verdaut, droht dann dieser vom Himmel gefallenen Tochter von allen Seiten Gefahr.“
    Ging es eigentlich noch umständlicher? Vincent schwitzte.
    „Speziell für frischgebackene Väter sind die eigenen Kinder das Wichtigste auf der Welt. So wie du seit Neuestem für mich.“ Jetzt war es heraus. Er schaute sie an. Sie schien zu begreifen, aber glaubte sie ihm auch?
    „Oh Vincent.“ Er hatte sie wieder im Arm. Diesmal ließ er sie ausweinen. Sp äter beschrieb er ihr die letzten Minuten am Jägerweg, als Katja ihn zum Vater machte.
    „Ich war immer im Westen und hatte keine Ahnung. Katja wollte es offenbar so. Sie kam gut allein zurecht, bis zu dieser Geschichte jetzt.“
    Sie gingen langsam zum Haus zurück. Es gab nichts mehr zu sagen. Juliane saß wieder am Frühstückstisch.
    „Ron hat eine Gehirnerschütterung. Er sagt, es war ein Pärchen, er in mittleren Jahren, sie jünger. Die Frau hat an die Autoscheibe geklopft, und als er sich heraus leh nte, hat er eins mit dem Totschläger abbekommen. Nigel sucht nach undichten Stellen.“
    Vincent goss Kaffee nach und rief Margriet an. Sie klang geschäftsmäßig.
    „Der Leichnam wird morgen frei gegeben. Dann kann ich ihn überführen lassen. Die Frage ist nur, wohin. In Waterloo hatte Katja niemanden, nur Graham und mich. In Berlin ist i hre Mutter beerdigt. Dort gibt es ein Familiengrab. Was meinen Sie?“
    „Fragen Sie Rea.“
    Margriets Stimme wurde weicher. „Wie hat sie das alles aufgenommen?“
    „Beides ganz tapfer.“ Er gab das Handy an Rea weiter.
    Sie sprachen französisch miteinander. Zwischendurch rieb sich Rea ein paar Tränen aus den Augen und schaute zu Vincent hinüber. Er verstand genug, um sich zusammen zu reimen, dass Berlin bei den beiden vorn lag. Ihm war es recht.
    „Hat die Polizei was heraus gefunden?“ fragte Vincent, als er Margriet wieder am A pparat hatte.
    „Sie haben die Tatwaffe und den Mörder“, sagte sie, „aber sie schnüffeln weiter. Der Mörder kam aus dem Osten und wurde am gleichen Abend zum Schweigen g ebracht. Die Polizei sieht es als Bandenkrieg, in dem

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