StasiPolka (German Edition)
„die beiden wollen uns ohnehin nicht dabei haben.“ Vincent schaute zum Kai hinüber, wo der Blonde mit der Spiegelbrille b ereits wartete. Rea war unschlüssig.
„Geht schon“, sagte Vincent, „lasst euch Zeit. Feodor und ich klären inzwischen Familiendinge. Zwei Stunden.“ Der Strand lag, keine zweihundert Meter entfernt, auf der Nordseite der Kiefer bestandenen Halbinsel, die den Hafen umschloss.
„Ich hole meine Sachen“, sagte Rea, offenbar froh, Baranowskis Furcht einflössende Nähe nicht länger ertragen zu müssen.
„Schick ein paar Leute mit, Feodor“, sagte Vincent.
Der sah Spiegelbrille kurz an. Der Leibwächter stürzte herbei und nahm die Anweisungen des Russen entgegen. Jelena hockte sich auf die Bank gegenüber. Heute trug sie helle Shorts und ein schwarzes Achselhemd. Im Schatten des Sonnensegels wirkte sie dunkel und umwerfend gesund. Obwohl schlank, glich ihr kräftiger Körper eher dem jener erdnahen Frauen, die von antiken Künstlern in Marmor geschlagen wurden. Keine Spur von der Hagerkeit jener Engelsgesichter, deren künstliche Oberweiten allenthalben aus den Magazintiteln quollen.
Rea kam mit einem Badetuch unter dem Arm zurück, die beiden Frauen trollten sich. Der Blonde spazierte neben ihnen, als gehöre er dazu, zwei weitere Männer folgten in kurzem Abstand. Vincent sah sich um. Die Liegeplätze nebenan waren jetzt am sp äten Vormittag verwaist. Niemand störte sie.
„Trinken wir etwas“, sagte Vincent und ging nach unten, um Wodka, Zitronensaft, Zucker und Eis zu holen. Baranowski machte es sich im Cockpit bequem. Als die sonnengelben Drinks vor ihnen standen sah Vincent ihn an. „Also Feodor.“
Baranowski setzte den Hut ab und griff nach dem beschlagenen Glas. „Du weißt, wie das manchmal geht, Vincent. Da wird was ohne r echten Plan angefangen, und alles läuft in eine falsche Richtung.“
„Hat Teichmann was aus diesem Gewehrschützen heraus bekommen“, unte rbrach Vincent ihn.
„Der war schon tot, bevor ihr Berlin verlassen habt. Konnte nichts mehr sagen. Teic hmann war übrigens schwer erschüttert, als er von Haussers Ende gehört hat.“
„Wer hat Katja erschießen lassen.“
Feodor wich der Frage aus. „Hausser saß seit Jahren auf dem Ostgeld, das offiziell gar nicht existierte. Die Versuchung wuchs, für sich und alte Freunde was abzuzweigen, aber er wusste nicht, wie er es unauffällig anstellen sollte. Zuerst machte er bei Teichmann einige Andeutungen, doch der hat nicht reagiert. Aber da war ja noch Graham, mit dem er öfters geschäftlich zusammen hockte.“
„Und der biss an.“
„Offenbar hat er sich alle Unterlagen angesehen und versprochen, Hausser behilflich zu sein. Gegen Provision natürlich. Doch irgendwer konnte den Mund nicht halten und ließ bei Terkossow eine Bemerkung zu viel fallen. Ein paar Tage später standen Igors Männer bei Hausser auf der Matte.“
Vincent stellte fest, dass Baranowski ihm eine neue Version der Ereignisse ve rzapfte. Die Bösewichte waren jetzt Terkossow und Graham, Feodor und Teichmann hatten blütenweiße Westen. Allmählich musste Vincent sich notieren, wie viele Strophen das Lied inzwischen hatte.
„Terkossow wollte natürlich alles, keine Teilsumme.“
„Genau. Hausser sollte seinen Anteil bekommen, aber der Rest ging an Igor Terkossow.“
Und an dich, dachte Vincent. Die Nebensächlichkeit, dass er sich an diesem Deal die Hände kräftig gewaschen hätte, ließ Feodor unerwähnt.
„Hausser saß plötzlich in der Zwickmühle“, sagte Vincent, „mit Graham hatte er schon was eingefädelt, und jetzt stand ihm unversehens Terkossow auf den Zehen..“
Baranowski trank einen Schluck. „Ich kann jetzt nur spekulieren, wie es weiter ging. Hausser bekam es mit der Angst und wollte Graham aus dem Geschäft drängen, bevor Terko ssow etwas merkte. Doch Graham hatte das Geld schon abgeräumt und auf Rundreise durchs Kontenkarussell geschickt. Die beiden gerieten in Panik und sind abgetaucht. Den Rest kennst du.“
„Du hast die Frage nach Katja noch nicht beantwortet.“
Er druckste herum. „Schau Vincent, Igor kannte Katja aus Prag. Er ließ sich nicht davon abbringen, dass sie in Grahams Machenschaften eingeweiht war. Deshalb die Jagd auf sie. Ihr Tod war ein Unfall, sie sollte aufgegriffen, aber nicht umgebracht werden.“
Das war natürlich gelogen. „Terkossow also“, sagte Vincent.
„Nimm es mal so Vincent“, Feodor verfiel in einen seelsorgerischen Tonfall, „ich habe
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